Mobilitätskonzept, Leerstands-Management, Kompetenz-Bündelung, LEAPs: Was hilft, die Mainzer Innenstadt attraktiv(er) zu machen?
Nach Friedrich Demmler vom Kinderladen Wirth kommt im 2. Teil der MAINZER-Serie der IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz zu Wort. »Ich würde das Thema überschreiben mit die City muss sich neu erfinden«, meint Jertz und fügt an: »Das wird ihr gelingen«. Trotz der gegenwärtig schwierigen Lage ist der IHK-Hauptgeschäftsführer optimistisch. Vermutlich habe die Pandemie Vieles an den Tag gebracht, was schon länger im Argen lag. Nun sei der Zeitpunkt, neue Ansätze zu entwickeln und umzusetzen.
Jertz schwört auf den »Erlebnischarakter« der Mainzer Innenstadt. Handel, Gastronomie, Dienstleistungen, Kultur, Veranstaltungen, Wohnen und Erholen: alles vereint. Das mache deren besonderen Charakter aus. Wer den genießen und nutzen wolle, müsse aber in die Stadt hinein kommen: »Die Erreichbarkeit für Menschen von außerhalb muss gewährleistet sein.« Gleich, ob die Menschen mit dem Auto, dem ÖPNV oder dem Zweirad kommen. Noch immer gebe es kein umfassendes Mobilitätskonzept, erinnert Jertz an eine zentrale Forderung im IHK-Gutachten von 2018. Für Besucher:innen, die mit dem Auto anreisen wollten, brauche es Kurzzeitparkplätze und die Parkplätze in den Parkhäusern müssten »attraktiver«, letztendlich günstiger werden. Wobei, präzisiert Jertz, die seien nicht per se zu teuer. Aber im Dialog mit allen Akteuren ließen sich sicher Modelle finden, die das Parken im Parkhaus insbesondere für Auswärtige attraktiv machen könnten.
Sorgen bereitet Jertz der zunehmende Leerstand in der City. Schon vor der Pandemie nicht zu übersehen, schreitet diesere rasant voran. Ein Leerstandmanagement sei nötig – was der ehemalige Citymanager Hormann schon 2018 empfohlen hatte und was immer noch nicht realisiert sei.
Zu viele Akteure?
Viele Hoffnungen ruhten auf der neuen Citymanagerin Sandra Klima, die, trotz eingeschränktem Handlungsspielraum, mit diversen Aktionen und Ankündigungen von sich reden gemacht hat. Jertz erinnert in dem Zusammenhang an die Anregung von Oberbürgermeister Ebling, die Kompetenzen unter den verschiedenen Innenstadt-Akteuren zusammenzuführen.
Dessen Anregung basierte auf der Tatsache, dass neben Citymanagement, Werbegemeinschaft und Einzelhandelsverband, die städtische Wirtschaftsförderung, sowie der Hotel- und Gaststättenverband, das Kongress- und Veranstaltungsmarketing in Händen von MainzPlus, IHK und HWK, diverse Stammtische und Vereine agieren. Alle Akteure vertreten in erster Linie die Interessen ihrer Klientel. Daraus ein übergreifendes Ganzes zu formen, mit dem Ziel, die Mainzer Innenstadt wiederzubeleben, ist bislang noch niemandem gelungen. Wobei auch die wiederkehrende Frage nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnte. Was macht eigentlich das Mainzer Wirtschaftsdezernat?
Günter Jertz sieht jedenfalls eine Chance für die Neuerfindung der Innenstadt in der Implementierung von LEAPs in den Einzelhandelsquartieren. Die gelte es zu reaktivieren und deren Potenzial zu nutzen. Aufbauen ließe sich dabei auf dem Engagement von MAINZER-Herausgeber Werner Horn, unter dessen Federführung 2005 die erste Mainzer Einkaufsnacht organisiert wurde.
IHK-Kongress im Herbst
Im Herbst so kündigt Günter Jertz an, wolle die IHK den Einzelhandelskongress organisieren, der im April 2020 aus bekannten Gründen nicht stattfinden konnte. Wobei der Kongress auch Akteure im Dienstleistungsbereich und natürlich der Gastronomie einschließe. Letztlich alle, die in der Innenstadt Geld verdienen. Eine Sehnsucht, verrät der IHK-Hauptgeschäftsführer noch, trage er mit sich herum. Dass endlich die »Lu« wiederbelebt werde, dass es vorangehe mit den Planungen und sich eine der attraktivsten Achsen in der Mainzer Innenstadt, vom Schillerplatz bis zum Höfchen, in ein Schmuckstück verwandele.
| SoS