Zum 1. Januar 2022 fusionierte die Sparkasse Mainz mit der Sparkasse Worms-Alzey-Ried zur Rheinhessen Sparkasse. Die Erwartungen der Verwaltungsräte und Kommunalpolitiker fasste der damalige Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling u.a. wie folgt zusammen: »Der Zusammenschluss zweier gut aufgestellter Sparkassen bietet optimale Grundlagen für den Erhalt der Nähe zu den Menschen.«

Der Start vor zwei Jahren begann mit einer kräftigen Gebührenerhöhung. Die Begründung des neuen Vorstandsvorsitzenden, Dr. Walden (Worms) war, gelinde gesagt, ein Kommunikationsdesaster »Die Zusammenführung von bisher unterschiedlichen Kontopreis-Modellen sei in einem Fusionsprozess zu möglichst frühem Zeitpunkt notwendig, um ein einheitliches Preis/Leistungsangebot zu haben.« Warum viele Kunden der fusionierten Sparkassen sowohl in Worms als auch in Mainz gleichzeitig erhebliche Kostensteigerungen hinnehmen mussten, dazu kein Wort. Gleichzeitig mit der Gebührenerhöhung wurden die Vergütungen der Vorstände angehoben – ein Schelm, der Böses dabei denkt! Bei anderen Fusionen von Sparkassen bewahrte man wenigstens eine Schamfrist von einem Jahr.

Ende 2022 kam eine erste Bilanz der Fusion von Dr. Walden, die prosaisch gelungen war, aber mit den Realitäten wenig gemein hatte: »Rheinhessen steht bei uns vorn. Das sind … die Menschen, die hier leben.« »Der Erhalt der Nähe zu den Menschen« wurde 2023 beendet: Die Anzahl der Sparkassen-Geschäftsstellen in Mainz und Rheinhessen von 29 auf 15 fast halbiert, 18 Geldautomaten außer Betrieb genommen. Wer in den letzten Monaten in der Hauptstelle am Münsterplatz war, der konnte die »Nähe zu den Menschen« live verfolgen: Nummer ziehen und warten, warten… Kein Wunder, die Zweigstelle in der Hindenburgstraße gibt es auch nicht mehr.

Ganz gerührt ist der neue Vorstandsvorsitzende, dass man bei einer Marktumfrage eine hervorragende digitale Kompetenz bescheinigt bekommen habe. Als wenn das den Menschen, die am Münsterplatz warten, helfen würde.

Haben Sie ein Sparbuch? Ihr Guthaben legt die Sparkasse für 4 % bei der EZB an oder verleiht es für zweistellige Prozentsätze an Kreditnehmer oder Menschen, die Ihr Konto überziehen müssen. Was bekommen Sie? Die Sparkasse verdient wie alle Banken daran viel Geld, gibt aber kaum etwas weiter an die Sparer.

Mainzer Sparkasse mit Wormser Vorwahl

Jüngst fragte mich ein Bekannter, ob ich hoffentlich nicht auch auf einen Betrugsversuch der Sparkasse reingefallen wäre, er hätte einen Brief bekommen angeblich von seinem neuen Kundenberater in Gonsenheim, mit Wormser Vorwahl! Ich musste ihn aufklären, dass sich die Wormser durchgesetzt haben, die Mainzer Sparkasse kann nur mit Wormser Vorwahl angerufen werden. Ist das nicht lächerlich?

Dass es nach den Ergebnissen von Mitarbeiterumfragen schlecht steht mit der Stimmung in der Belegschaft, scheint Herrn Dr. Walden wenig zu beschäftigen. Er hält sich, so ein Verwaltungsratsmitglied, gerne in Berlin auf und da der Aufbau von Kundennähe und -kommunikation wohl für ihn keine Herausforderung ist, hat er sich jetzt noch zum Präsidenten der IHK wählen lassen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Sparkasse in den nächsten Jahren ihren Stellenwert, insbesondere bei jüngeren Menschen verlieren wird. Neue Institute, wie Trade Republic, bieten 4% Zinsen für Einzahlungen auf das cashKonto und in bestimmten Rahmen 1% Umsatzvergütung, wenn man mit ihrer Bankkarte bezahlt. Was die Sparkasse braucht, ist einen Vorstandsvorsitzenden, der intelligent und kreativ seine Arbeitskraft alleinig dem Institut zur Verfügung stellt, keinen der selber gerührt ist über seine angebliche Redekunst, während die Kunden Nummern ziehen müssen und immer mehr Mitarbeiter das Weite suchen.

| Mogunzius