Die Diskussionen über die Umgestaltung der Mainzer Ludwigsstraße fanden mit dem Bebauungs-Konzept »Lu erleben« ihr (vorläufiges?) Ende. Der Deutsche Werkbund Rheinland-Pfalz blickt zurück.

Sie ist eine zentrale Achse in der Mainzer Innenstadt und angelegt vor über 200 Jahren, die Ludwigsstraße. Seit den 1990er Jahren wird darüber diskutiert, wie eine grundlegende Entwicklung dieses »Boulevards« schließlich aussehen könnte. Entsprechende Planungswettbewerbe legten konkrete Vorschläge vor. Eine Umsetzung der städtebaulichen Ideen scheiterte in den Folgejahren an der Verfügbarkeit der Immobilien bzw. an der Bereitschaft eines Investors, entsprechende Bauprojekte in die Tat umzusetzen. Erst nachdem der ursprüngliche Besitzer der Karstadt-Immobilie, Highstreet, das Grundstück an ECE veräußert hatte, schien die Realisierung einer grundlegenden Umgestaltung des Areals möglich.

Bevor es dann zu definitiven Umgestaltungsplänen kam, hatte die Stadt Mainz für die potentiellen Investoren städtebauliche Rahmenbedingungen formuliert. Außerdem sollte dieses Großprojekt mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsbeteiligung umgesetzt werden, die als LuFo (Ludwigsstraßen Forum) in die Geschichte der Mainzer Bürgerbeteiligung eingingen. In unterschiedlichen Foren wurden von 2011-13 städtebauliche, verkehrliche sowie ökonomische Rahmenbedingungen entwickelt. Im April 2012 wurde der Abschlussbericht des LuFo vorgelegt, der Stadtrat änderte die von vielen Bürger/-innen als verbindlich betrachteten Leitlinien für die Bebauung.

2015 gab ECE als Investor bekannt, keine Shopping Mall an der Ludwigsstraße mehr bauen zu wollen, 2016 erwarb die J. Molitor GmbH die Grundstücke, verhandelte mit Karstadt-Eigentümer Benko und dem Bistum Mainz, bis drei Jahre später, am 29. März 2019 die zwischenzeitlich gegründete Boulevard Lu GmbH & Co. KG (Sparkasse Rhein-Nahe und die J. Molitor Immobilien GmbH) das Nutzungskonzept »Lu erleben« vorstellte. Im Mai 2020 wurden die Ergebnisse der Architektenwettbewerbe vorgelegt, die konkrete Bauplanung begann. Vorgesehen ist für Ende Januar 2021 im Bauausschuss des Stadtrats die erste Planstufe des Bebauungsplans zu diskutieren. Im Anschluss sollen die Vorlagen auf der Webseite der Stadt Mainz veröffentlicht werden.

Auferstanden aus Ruinen

Gelingt es, den Satzungsbeschluss für die Bebauung Anfang 2022 zu fassen, wird der Umbau folglich im Frühling 2022 beginnen können. Klar ist, die Ludwigsstraße und die gesamte Umgebung werden dann über mehrere Jahre zu einer Großbaustelle.

So lässt sich die Geschichte dieses »gigantischen Vorhabens« in Worten zusammenfassen, wobei unzählige, für das Verständnis der Abläufe wichtige Details zu kurz kommen. Der Deutsche Werkbund Rheinland-Pfalz geht die Erzählung aber  anders an und setzt sich in einer dreiteiligen Kurzfilmreihe mit »der Lu« auseinander. Im ersten, nun vorliegende Beitrag wird die turbulente Planungsgeschichte der Ludwigsstraße bis zum Wettbewerbsentscheid 2020 erzählt, beginnend mit der ersten »Auferstehung aus Ruinen« – nach den französischen Revolutionskriegen. Der Stadtplaner und Architekt Rainer Metzendorf leitet durch die Entwicklung der Ludwigsstraße. Vom einstigen Boulevard über die in die Jahre gekommene autogerechte Idee einer modernen Stadtlandschaft mit Pavillons und Domblick, die später dann vom Durchgangsverkehr befreit, nun durch die Initiative eines Projektentwicklers erneut als Boulevard auferstehen soll.
Der zweite Teil des Films, der in Kürze folgen soll, wird sich darüber hinaus mit der absehbaren Großbaustelle beschäftigen, Teil 3 mit dem Wettbewerbsentwurf.

Der Film ist von Stefan von den Driesch, Hans Ulrich Fischer und Emil Hädler. Fachberatung: Rainer Metzendorf. Kamera und Schnitt: Justin Peach. Sprecherin: Anne Nilges. Produktion: Deutscher Werkbund Rheinland-Pfalz e.V., Mainz 2021.

| Marion Diehl (SoS)

Die Lu, Teil 1 (9 min 38),
lu-erleben.de

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