Bei den aktuell vielen, negativen Meldungen aus der Geschäftswelt tut es vielleicht gut, einmal festzustellen, dass es auch Gewinner dieser Krise gibt und das sind gar nicht so wenige wie man denkt! Das beginnt bei den Lebensmittelmärkten, erfreut die Drogerien und die Möbelgeschäfte, begeistert die Fahrradgeschäfte und führt bei Boots-, Caravan- und Reisemobilhändlern zu Umsatzrekorden und wenn der Abrechnungsdienst der Apotheken nicht Insolvenz angemeldet hätte, würde man dort nur positive Stimmen hören.

Auch bei sonstigen Dienstleistungen, insbesondere digitaler Art, vielen Handwerkern und Lieferdiensten brummt das Geschäft. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass unser Bundesfinanzminister gar nicht so schlecht gelaunt in die Steuerzukunft schaut. Nun wollen wir es dem »stay-at-home«- Gewerbe gönnen und uns wieder um das beliebteste Thema seit Oberbürgermeister Fuchs kümmern: die Attraktivität der Innenstadt. Ein Dauerbrenner, auch ohne Corona.

Jetzt wächst die Anspannung beim Einzelhandel, Weihnachten ist der größte Umsatzbringer. Der Handelsverband (HDE) geht davon aus, dass der stationäre Einzelhandel in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr mit einem deutlich schwächeren Geschäft rechnen muss. Für den Online-Handel werden für November und Dezember Steigerungen von 20% vorausgesagt. Mit Corona hat das aber nur ein wenig zu tun, schon in unbeschwerten Zeiten 2019 wuchs diese Sparte um 11 %.

Also liegt es an der Attraktivität unserer schönen Innenstadt, hört man immer wieder, da müsse investiert werden. Wann ist aber eine Innenstadt attraktiv? Umfragen haben gezeigt, dass es aus Sicht der Menschen darauf ankommt, dass die Innenstadt eine hohe Aufenthaltsqualität hat. Da mag es an der einen oder anderen Stelle für die Stadt noch etwas zu tun geben, nach meiner Meinung insbesondere bei allem, das sich um das schöne alte Wort »verweilen« dreht. Das Thema »Parken« wird immer eins bleiben, zumindest so lange nicht unsere nächste »Future-Generation« das Autofahren abschafft.

Es wird aber Zeit, den Fokus auf weitere Akteure zu richten. Zum einen die Vermieter. Gerade lese ich: Ladenlokal in der Seppel-Glückert-Passage, 55 qm Verkaufsfläche, 3.000 € Kaltmiete! Wen wundert da der Leerstand? Zum anderen haben die Geschäftsinhaber bisher jegliche konzertierte Zusammenarbeit in der Innenstadt, ich bin vorsichtig und sage: kritisch beäugt. Es gibt gute Ideen, wie zum Beispiel die digitale Innenstadt oder eine leistungsfähigere Einkaufs-App. Im Moment fehlt es jedoch an einem »Macher«, der in der Lage ist, die Geschäftsinhaber zu begeistern. Ein Lichtblick ist nun das Projekt »Lulu« im ehemaligen Karstadt. Ich glaube, das wird ein Erfolg. Da wird es sich zeigen, welche Attraktivität sich entfaltet, wenn Kreativität auf vertretbare Mieten stößt. Vielleicht springt der Funken über.

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Mogunzius & sein Mainz: Landeshauptstadt im politischen Abseits?