Diese Frage werden sich insbesondere zwei Unternehmen der Baubranche stellen, die sehr viele Mainzer Projekte verwirklicht haben und vor kurzem ihr Jubiläum feierten: Die 60-jährige IBC Ingenieurbau-Consult und die stolze 140 Jahre alte Ingelheimer Bauunternehmung Gemünden. Beide waren in und um Mainz an vielen der bekannten Projekte beteiligt und haben geholfen, diese zu verwirklichen. Zu nennen sind hier Fort Malakoff, Bahntunnel, Proviantamt, die Bergung der Römerschiffe, der Bau des Gonsbach-Campus oder die Entwicklung des Kisselbergs, PCK, Hildergardis-Areal und die Entwicklung von Bauprojekten für die aufstrebende Biotechnologie.
Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten waren alle da, die in der Stadt politische Verantwortung tragen und diejenigen, die als Architekten, Planer, Sachverständige und Handwerker dazu beitragen, dass in Mainz viel entwickelt wurde. Nur aus dem Baudezernat war niemand vertreten. Dabei hätte jeder gerne gefragt, wie es insbesondere bei dem Dauerthema und Trauerspiel der Entwicklung der Ludwigstraße weitergeht. Leider hört man, dass der Kauf des neuen Gebäudes auf der ehemaligen Fläche das alten Karstadt Sport durch die Stadt mangels Haushaltsgenehmigung gescheitert ist. Hier sollte doch ein Kulturhaus entstehen mit Platz für das Staatsorchester, das Unterhaus Mainz und das Kommunale Kino. Nichts wird es wohl mit den schönen Vorstellungen, Mainzer Kultur mitten im Stadtzentrum zentral zu präsentieren und untereinander zu profitieren.
Mainzer Baupolitik
Hoffentlich heißt dies nicht auch, dass die Entwicklung der weiteren Ludwigstraße damit wieder auf Jahre ausgebremst wird. Dies wäre dann das zweite Desaster, neben der Tatsache, dass die Stadt Mainz, die zumindest über ein paar Jahre reichlich Geld eingenommen hat, daraus zu wenig an Nutzen gezogen hat.
Die oben angesprochenen und auch andere private Investoren wird man aber nur in dem bereits insgesamt bestehenden schwierigen Umfeld zu weiteren Investitionen und Projekten animieren können, wenn die Stadt selbst die Rahmenbedingungen anpasst. Dazu gehört immer ein politischer Horizont, wie denn ein zukünftiges Gesicht von Mainz aussehen soll und was die Politik hierzu tun muss. Investoren mit selbst gemachten Forderungen aus der Verwaltung heraus über Gebühr zu belasten, wird dann auch die privaten Investitionen aus der Stadt heraushalten.
Die Rahmenbedingungen müssen von den zuständigen Fachdezernenten und dem Rat gesetzt werden, nicht alleine aus der Verwaltung heraus. Dies ist die ureigenste Aufgabe der gewählten Vertreter. Sie müssen in diesen schwierigen Zeiten auch einmal den Mut beweisen, die Sorgen und Nöte der Projektentwickler ernst zu nehmen und diesen ein verlässlicher Partner zu sein. Andernfalls wird nicht nur die Ruine des alten Karstadt das Mainzer Herz ärgern, sondern auch die verpassten Chancen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
| Mogunzius