Das erst Anfang März dieses Jahres eröffnete Restaurant bereichert die Gastronomie-Szene des Ortes,
seine Stärken kommen aber noch nicht so recht zum Vorschein.

 

Orte in der Größenordnung von etwas mehr als 4.000 Einwohnern glänzen normalerweise nicht unbedingt mit gastronomischer Vielfalt – einmal abgesehen von den kulinarischen Leuchtturm-Regionen Deutschlands im Badischen oder in Franken. Da nimmt sich Ober-Olm südlich von Mainz doch recht bemerkenswert aus. Alleine in der hiesigen Lannerstraße gibt es drei perspektivenreiche Lokale, von denen Mister X das jüngste für unser abendliches Essen ausgesucht hat. Es heißt »benzoliver«. Als Gastgeber fungieren Küchenchef Oliver Benz – klarerweise der Namensgeber des Restaurants – und Inka Srech, die für den Service zuständig ist.

Die Internetseite des Gastronomiebetriebs hat uns mit frischem, modernem Auftritt und einer guten Portion Selbstbewusstsein Lust auf den Besuch des »benzoliver« gemacht. Schilder an der Außenwand des Gebäudes signalisieren, dass hier außer dem Restaurant noch der MGV 1847 Cäcilia Ober-Olm und die Musikalische Akademie des Ortes residieren. Drinnen erwartet uns ein dörflich-rustikaler Ausstattungscharakter mit Holz und Bruchstein, der ein wenig an den Stil der 70er Jahre erinnert. Der Gastraum ist asymmetrisch aufgebaut und optisch in zwei Bereiche aufgeteilt, was angenehm wirkt. Die Speisekarte ist gut strukturiert, klar und nicht überladen. Vorweg werden uns Brot, Salz und Öl serviert, alles von guter Qualität und schmackhaft.

Professionell-nette Reaktion des Service

Mister X wählt sodann als Vorspeise das Erbsenschaumsüppchen mit Kartoffel-Quark-Nocken zu 5 Euro. Der erste Anlauf misslingt, da in der Küche der Salztopf wohl deutlich zu nahe an dem der Suppe stand. Nach erfolgter Reklamation, die sehr freundlich entgegen genommen wird, steht alsbald die einwandfrei gewürzte Version der Vorspeise auf dem Tisch. »Die Suppe ist schön cremig, schmeckt intensiv und gut nach Erbsen, die Nocken zeigen sich geschmeidig«, fällt Mister X’ Urteil aus. Zu der Suppe hat mein Begleiter die trockene 2015er Scheurebe des Weinguts Zimmer-Mengel ausgewählt, die mit 2,70 beziehungsweise 4,80 Euro für 0,1/0,2 berechnet wird. Die Erzeugnisse des Engelstadter Weinguts sind uns in der rheinhessischen Gastronomie bereits öfter sehr positiv aufgefallen, was sich auch hier bestätigt. »Ein ausgezeichneter sortentypischer Wein, der so manchen hochgelobten Sauvignon blanc leicht vergessen lässt«, konstatiert X.

Derweil beschäftige ich mich mit »Stein’s Kräutersalat«, der auch gebratene Pilze enthält und 6,90 Euro kostet. Er wirkt leicht und fein durch sein frisches, unaufdringliches Dressing. Allerdings empfinde ich ihn als etwas zu teuer, da seine Luftigkeit auch auf eine recht geringe Menge zurückzuführen ist. Rundum Plaisir verschafft mir der trockene 2014er Silvaner von Schloss Westerhaus (2,50/4,30 Euro), der eine klassische Rebsorten-Typizität ohne Schnickschnack und modernistisches Trallala aufweist.

Irgendwie ist uns nach einem Zwischengang, und als ob wir es verabredet hätten, fällt unser Speisekartenblick unisono auf die Currywurst mit Pommes zu 7,90 Euro. Das deftige Gericht reißt uns beim Probieren zwar nicht von der Sitzbank, geht aber als voll in Ordnung durch. Mister X widmet sich nun dem gebratenen Lachsfilet auf Gemüse-Curry und Basilikum-Pesto (18,50 Euro). »Der Fisch ist perfekt gegart, allein vom im Gemüse angekündigten Curry schmecke ich fast nichts«, resümiert mein Vis-à-vis nordisch kurz. Zu diesem Gericht schmeckt ihm der feinherbe 2015er Ehrenfelser (2,40/4,20 Euro) vom Weingut Eulenmühle in Nieder-Olm. Erläuterung zu der selten ausgeschenkten Rebsorte erhalten wir von der wirklich freundlich-zuvorkommenden Bedienung, die den Wein nach Rückfrage beim Küchenchef als Kreuzung aus Riesling und Silvaner identifiziert. Eine neuere DNA-Analyse geht, wie wir nachlasen, davon aus, dass als Kreuzungspartner des Rieslings die Elsässer Sorte Knipperlé gedient haben soll.

Für mich steht nun rosa gebratenes Rumpsteak mit Rotweinsauce und Rosmarinkartoffeln (19,80 Euro) auf dem Speiseplan. Ich sage mal so: Das Fleisch ist deutsch fest, also aus dem heimischen Rind geschnitten. Selbiges dämpft den Genuss, der auch von ein paar verloren wirkenden Kartoffeln auf dem Teller nicht profitiert. Wiederum sehr erfreulich stellt sich die Weinauswahl zum Gericht dar. Ich spreche vom trockenen 2012er Cabernet Sauvignon des Weinguts Glöckner aus Stadecken-Elsheim (die Flasche à 0,75 Liter für smarte 14,50 Euro), der – schlank, gerade, hell und fein – auf beeindruckende Weise zeigt, dass ein Rotwein zum Essen keine Wuchtbrumme sein muss.

Fazit:

Das erst Anfang März dieses Jahres eröffnete »benzoliver« befindet sich noch im Warmlaufen. Ganz ehrlich gesagt, hatten wir uns nach Ansicht der Internetseite des Restaurants etwas mehr versprochen. Die Ambitioniertheit der Betreiber sollte intensiver auf die Genauigkeit in der Zubereitung der Speisen gerichtet sein. Unter Berücksichtigung dessen, was geboten wird, erschien uns manches Gericht ein wenig zu teuer. Auf jeden Fall ist aber ein gutes Küchen-Potenzial erkennbar, das konsequent genutzt werden sollte. Der Service präsentiert sich makellos freundlich und bemüht. Die Weinkarte ist – wie auch die Speisekarte – nicht überladen und kenntnisreich zusammengestellt. Während unseres Besuchs an einem Mittwochabend war das »benzoliver« sehr gut frequentiert, die allgemeine Stimmung heiter.  | Lou Kull

ESSEN7,0
TRINKEN7,5
SERVICE8,0
AMBIENTE7,5
PREIS/LEISTUNG7,0
GESAMT37,0 : 5 = 7,4 KAPPEN
Restaurant benzoliver
Lannerstraße 16a
55270 Ober-Olm
Tel. 0 61 36 / 922 44 14
Fax 0 61 36 / 922 44 15
info@benzoliver.de
www.benzoliver.de
Öffnungszeiten:
Mi bis Sa 18 bis 23 Uhr
(Küche bis 22 Uhr),
So und Feiertage 12 bis 15 Uhr
und 18 bis 22 Uhr
(Küche bis 14/21.30 Uhr),
Mo und Di Ruhetag