Das »Raffaele« in Stadecken-Elsheim ist Pizzeria und Ristorante zugleich. Sehr große Speisenauswahl und Weine vom Veneto bis Sizilien.

Betritt man den Gastraum im Kronenhof in Stadecken-Elsheim, fällt sofort das aus Klinkersteinen gemauerte Kreuzrippengewölbe auf. Im Zusammenspiel mit den Natursteinwänden und dem gefliesten Boden verleiht es dem gegliederten Raum – je nach Gusto – etwas Dunkles oder etwas urig Gemütliches.

Eine Schauvitrine gleich im Entrée, Weinregale und eingedeckte Tische schaffen im eng bestuhlten und stets geschäftigen Ristorante eine durchaus behagliche Atmosphäre. Auf den zweiten Blick fällt die umfangreiche Speisenkarte auf. Der Vielzahl an klassischen Pizzen (zwischen 9,50 und 16 Euro für eine Pizza von 28 cm Durchmesser) steht eine noch größere Anzahl an Nudel-, Fleisch- und Fischgerichten gegenüber. Insofern ist das am Ort bestens eingeführte Lokal von Raffaele Ilardi beides: Pizzeria und Ristorante.

Wegen der Fülle von Gerichten dauert die Auswahl diesmal länger. Da wir zu dritt sind, entscheiden wir uns für einen breiten Querschnitt aus dem Angebot: Tomatencremesuppe mit Gin und Basilikum-Croutons (8,50 €), Rucola-Salat mit gebratenen Austernpilzen und Parmesan (11,50 €) und der Nudelklassiker Spaghetti Carbonara (13 €) als Vorspeise. Zum Hauptgang sollen es Gnocchi mit Gorgonzola und Walnüssen (15 €), Rinderfiletsteak mit Steinpilzen (35 €) sowie Wolfsbarschfilet in Zitronenbutter (26,50 €) sein. Sehr angenehm, dass die Gäste im Raffaele bei den Beilagen zu allen Fisch- und Fleischgerichten die freie Auswahl haben: gedünstetes Gemüse oder Salat. Darüber hinaus zum Fleisch entweder Rosmarinkartoffeln, Kroketten, Pommes frites oder Nudeln und zum Fisch Salzkartoffeln, Risotto oder Nudeln. Ein Pluspunkt.

Der Karten-kundige und flotte Service bringt ein Körbchen mit hausgemachtem, knusprigem frischen Weißbrot und gleich darauf auch schon die Vorspeisen. Der Rucolasalat ist mit einigen Blättern Radicchio und Tomatenschnitzen aufgeplustert. Die gebratenen Austernpilze verströmen Knoblauch. Neben ein wenig Parmesan gibt es sonst kaum Würze, Essig und Öl stehen zur Selbstbedienung parat.




Mit einem Hauch Gin

Meine Tomatencrèmesuppe ist von der Konsistenz eher ein dickflüssiger Sugo mit gestückelten Tomaten, vom Geschmack sehr fruchtig mit einem Hauch von Gin. Die angekündigten Basilikum-Croutons tragen zum Gesamtbild wenig bei.

Mister X ist angenehm überrascht von seinem Vorspeisen-Spaghettiteller. »Carbonara« heißt bei Raffaele »selbstverständlich auf italienische Art, also mit Speck und ohne Sahnesauce«, wie die Dame vom Service selbstbewusst unterstreicht. Die für das Gericht typische Bindung mit frischem Ei kommt nach Gusto von Mister X ein wenig zu kurz.

Kaum sind die Teller abgeräumt, stehen auch schon die Hauptgerichte auf dem Tisch. Die Gnocchi, also Kartoffelnocken, werden mit einer sehr zurückhaltenden Gorgonzola-Sauce und Walnüssen serviert. Die Nüsse beißen sich allerdings recht weich. Anrösten oder gern auch Karamellisieren für ein wenig Crunch würde dem allzu zarten Gericht aus Norditalien gut tun.

Mister X ist nicht allzu glücklich mit dem Filetsteak, das er medium-rare geordert hat. Schon der Anschnitt zeigt, dass es gerade noch medium gegart ist und wohl deshalb zu trocken geraten ist. Die Rosmarinkartoffeln wurden anscheinend vorgebacken. Beim Wieder-Erhitzen werden sie dann zäh. Das retten auch die Steinpilz-Stückchen nicht mehr.

Dass es anders gehen kann, zeigt der vorbildlich zubereitete Wolfsbarsch. Die Filets haben eine krachend-crosse Haut, gleichzeitig ist das weiße Fleisch des Edelfisches saftig. Auch das getrennt servierte Risotto verrät den richtigen Löffelschwung in der Küche: Die Reiskörner haben einen festen Kern und sind außen weinfruchtig-cremig. Allerdings: Die reichhaltige Gemüsebeilage (Broccoli, Bohnen, Spinat, Paprika) die es auch zum Fleisch gibt, ist übergart und kaum gewürzt. Schade.

Schöner Essensbegleiter

Und wie steht es um den Wein? Da wartet das »Raffaele« mit einer gelungen Mischung aus Angeboten rheinhessischer Qualitätsweingüter und einer kleinen Reise durch die italienischen Weinregionen auf. Mit meinem »Rosato« vom Casale Lago aus dem  Veneto (0,2 l für 5,50 €) fremdle ich ein wenig. Der lachsrosa Wein ist ein Leichtgewicht, trocken am Gaumen, hat aber außer einem Hauch von Bittermandel wenig Frucht und Körper zu bieten. Mister X dagegen ist recht angetan von seinem Nero d’Avola (6,10 €). Der »Schwarze aus Avola« ist nicht nur tiefdunkel, sein schwerer Körper mit erfreulicher Fruchtsäure strotzt von Kirsch- und dunklen Beerenaromen. Ein schöner Essensbegleiter. | Lou Kull

ESSEN7,5
TRINKEN8,0
SERVICE8,0
AMBIENTE7,5
PREIS/LEISTUNG8,0
GESAMT39,0: 5 = 7,9 KAPPEN

Fazit

»Traditionelle italienische Küche, wie man sie in ihrer Ursprünglich nur in Italien kennt«, verspricht das »Raffaele« seinen Gästen. Da scheint handwerklich im Detail noch etwas Luft nach oben zu sein. Gleichwohl: Die Karte bietet eine sehr umfangreiche Auswahl der italienischen Küche. Auch die Weinauswahl muss den Vergleich mit herkömmlichen italienischen Restaurants und Pizzerien nicht scheuen. Der Service ist fachkundig, nah am Gast und flink. Die Atmosphäre ist stets betriebsam, die Bestuhlung eng. Wen das nicht stört, wird sich im Natursteingewölbe wohl fühlen. Die Portionen sind meist üppig, die Preise vergleichsweise moderat. Im Sommer ist die Terrasse ein zusätzlicher Pluspunkt.

Pizzeria-Ristorante Raffaele
Oppenheimer Straße 2
55271 Stadecken-Elsheim
Telefon: 06136 77 28
Mobil: 0176 666 10 200
www.raffaele-ilardi.de
info@raffaele-ilardi.de
Öffnungszeiten:
Täglich ab 17 Uhr geöffnet,
sonn- und feiertags auch
von 12 bis 14 Uhr