Die Rahmenbedingungen haben sich geändert, die Planungen wurden angepasst und der Ankermieter ist gefunden: Das Bauprojekt LU: geht in die nächste Runde.

Auswirkungen von Ereignissen wie der Corona-Pandemie oder der hohen Inflationsrate tragen dazu bei, dass die Geschäftsführung der Boulevard Lu GmbH & Co. KG ihre Pläne für die Umgestaltung des Karstadt-Areals anpassen musste. Es braucht auch in dem konzeptionellen Dreiklang von Handel, Kultur und Genuss dieses Bauvorhabens bekannte Marken, um den Standort für ein konsumfreudiges Publikum attraktiv zu machen. Mit der Marke »Engelhorn« ist der Entwicklungsgesellschaft ein Coup gelungen, auf den sie bei der Präsentation ersichtlich stolz ist.

Auf dem Foto: Begrünte Fassasade des neuen LU: auf dem Bischofsplatz

»Engelhorn«, bislang als Sport- und Textil-Kaufhaus mit 1.3000 Mitarbeitenden in sieben Häusern in Mannheim und Viernheim ansässig, wird in Mainz immer wieder genannt, geht es um Ideen, wie der Innenstadthandel (wieder-)belebt und wie das Angebotsdefizit bei Sportartikeln beseitigt werden könnte. Die Verträge mit Engelhorn seien noch nicht unterschrieben, sagte Geschäftsführerin Tina Bardrot bei der Präsentation der überarbeiteten Pläne vor Ostern und wirkte dabei, als sei das nur noch ein formaler Akt.

Engelhorn Sport

Mit dem Einzug von Engelhorn Sport verändern sich auch einige wesentliche Rahmenbedingungen für das Bauvorhaben, wie Geschäftsführer Tim Gemünden erläuterte. Kein Geschäft ziehe heute mehr in ein Untergeschoss, so Gemünden, alle wollten und brauchten Sichtbarkeit. Deshalb werde im Untergeschoss aus der ursprünglich vorgesehenen Handels- nun eine Parkfläche, die ausschließlich über die Markthalle, von der Ludwigsstraße aus zu erreichen ist. Wer dort unten parkt muss mindestens zweimal durch diesen Bereich – das trägt zur Frequenz bei.

Ebenso wie der Lebensmittelvollsortimenter, der nun anstatt im Untergeschoss auf Erdgeschossniveau mit direkter Verbindung zur Markthalle Platz findet. Auch dessen Frequenz kann der Ankermieter »Engelhorn-Sport« nutzen, der ebenfalls auf diesem Wege erreichbar ist. Diese Markthalle, von der aus auch über die Freitreppe die oben liegende Gastronomie erreicht wird, ist der Dreh- und Angelpunkt »der LU:«. Infolge dieser Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung braucht der Lieferverkehr neue Zufahrten, da die Andienung nun über das Erdgeschoss erfolgen soll. Möglich wird so eine großflächigere Fassadenbegrünung als ursprünglich vorgesehen war.

Inhalte neu verhandeln

Diese Änderungen haben Auswirkung auf das laufende Bebauungsplanverfahren, insbesondere auf die ursprünglich geplante Terminierung. Baudezernentin Marianne Grosse erklärte, die Offenlage könne nicht wie ursprünglich geplant am 29. Juni vom Bauausschuss und am 12. Juli 2023 vom Stadtrat beschlossen werden. Es sei mit einer etwa neunmonatigen Verzögerung zu rechnen, denn die Erschließung für die Andienung müsse neu geplant, die Fachgutachten beispielsweise zum Emissionsschutz und der Umweltbericht müssten fortgeschrieben werden, zeichnerische und textliche Festsetzungen im Bebauungsplanentwurf seien anzupassen. »Das braucht es, damit wir astrein sind im Verfahren« , sagte Grosse.

Auch einzelne Inhalte des städtebaulichen Vertrags müssten neu verhandelt werden. Beides, Überarbeitung der Bauplanung und Anpassung des Städtebaulichen Vertrags würden parallel erfolgen, mit dem Ziel, noch Ende 2023 den Bebauungsplan offenzulegen. Dazu gehöre auch die Information der Bürger:innen in einer Abendveranstaltung, die von einem externen Büro organisiert werde. In der Bauverwaltung sei es »geübte Praxis«, diese Prozesse parallel zu bearbeiten, um Zeit zu sparen, so Grosse. Nino Haase, der in seiner Funktion als Oberbürgermeister erstmals öffentlich mit dem zentralen Bauprojekt in der Mainzer Innenstadt befasst war, zeigte sich erfreut, dass in dem Konzept von Handel, Kultur und öffentlicher Zugänglichkeit viele
Forderungen aus den umfangreichen Bürgerbeteiligungsverfahren der letzten zehn Jahre eingeflossen seien.

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