Geplant war das nicht und die politischen Folgen sind noch nicht absehbar. Wen bestimmen die Wähler:innen als Nachfolger:in des Mainzer Oberbürgermeisters Michael Ebling?

Am 12. Februar 2023 ist Wahltag, der Wahlkampf zwischen Weihnachten, Silvester und Fastnacht wird spannend: ob die Menschen Zeit finden, sich mit der Mainzer Kommunalpolitik zu beschäftigen? Erstmals stehen gleich zwei Frauen zur Wahl: Manuela Matz für die CDU und Mareike von Jungenfeld für die SPD. Außerdem hat Nino Haase erneut seine Kandidatur angekündigt. Als parteiloser Kandidat hatte es Haase mit Unterstützung der Mainzer CDU bei den OB-Wahlen 2019 in die Stichwahl gegen den damaligen Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) geschafft und dort mit immer­hin noch 44,8 % der Stimmen gegen Ebling (55,2 %) verloren. Offen ist derzeit noch, ob die LINKE, die FDP und die AFD ebenfalls
eigene Kandidaten nominieren werden.

Selbstbewusst

Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz ist die OB-Kandidatin für die CDU. »Es war klar, wir werden einen eigenen Kandidaten, bzw. eine eigene Kandidatin aufstellen und wir haben uns im Parteivorstand recht schnell auf Manuela Matz geeignet«, sagt Thomas Gerster. »Sie hat die besten Chancen weil sie genügend Erfahrung hat, gleichzeitig noch jung genug ist und genügend Innovationskraft hat, um die dringend erforderlichen Veränderungen in dieser Stadt in Angriff zu nehmen«, so der Kreisverbandsvorsitzende der Mainzer CDU.

Bewusst sei der Partei, dass bei einem Wahlsieg von Manuela Matz das Wirtschaftsdezernat für die CDU mit ziemlicher Sicherheit »verloren« sei, denn die Stadtratsmehrheit werde kaum eine-n Nachfolger:in mit CDU-Parteibuch in dieses Amt wählen. Die Frage, warum die CDU nicht erneut auf Nino Haase gesetzt habe, beantwortet Gerster so: »Wir haben als Mainzer CDU inzwischen das Selbstbewusstsein und genügend Köpfe um eine eigene Kandidatin aufzustellen.« Ob außer Manuela Matze eine weitere Person im Rennen war, wollte Gerster nicht beantworten. Am 4. November 2022 soll Manuela Matz von der Mitgliederversammlung der CDU-Mainz als OB-Kandidatin bestätigt werden.

Stallgeruch

Bei der SPD wurde die Entscheidung am 25. Oktober 2022 offiziell bekannt gegeben: Mareike von Jungenfeld kandidiert als Mainzer Oberbürgermeisterin. Die 41-Jährige ist seit 2021 gemeinsam mit Christian Kanka Chefin der Mainzer SPD und seit 2019 Stadtratsmitglied. Als studierte Betriebswirtin arbeitete von Jungenfeld mehrere Jahre in einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei, seit 2018 ist sie Finanzreferentin für die rheinland-pfälzische SPD. Die zweifache Mutter lebt mit ihren beiden Kindern in der Oberstadt. Jana Schmöller, die Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion hatte dem MAINZER im Vorfeld der Entscheidung gesagt, das Geschlecht sei für die SPD nicht das ausschlaggebende Kriterium, aber es müsse sich um einen Menschen handeln, der die Werte der Mainzer Sozialdemokraten gut nach außen vertreten kann und einen Einblick hat, was Verwaltung bedeutet.

Das ist eine Lebensentscheidung

Bei den Mainzer GRÜNEn ist auch am Tag der SPD-Entscheidung noch alles offen, sagt Christin Sauer, Vorsitzende GRÜNE Mainz mit Jonas König zusammen. Entschieden sei lediglich, dass am 19. November 2022 im Rahmen der dann sowieso stattfindenden Kreismitgliederversammlung der Kandidat oder die Kandidatin offiziell bestätigt werden soll. Der Parteivorstand wird sein Votum zuvor öffentlich kundtun. Auch bei den Grünen spielt das Geschlecht nicht die ausschlaggebende Rolle, entscheidend sei: Wer kann es? Und: eine Kandidatur für dieses Amt ist eine Lebensentscheidung: »Ich habe allen Respekt davor, wenn sich das jemand gut überlegt«, so Sauer. Politische Kompetenz und Qualifikation spielten bei der Auswahl eine entscheidende Rolle – ob auch ein Mann oder eine Frau von außerhalb infrage kommt? Schließlich haben die Mainzer Grünen für die Besetzung des Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernats auf eine Grüne aus Frankfurt gesetzt. Christin Sauer bleibt hier vage, sagt nicht ja und nicht nein.

Katrin Eder, die ehemalige Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin und aktuell rheinland-pfälzische Ministerin für Klima- und Umweltschutz, hat in einem Zeitungsinterview klargestellt, sie kandidiert nicht; auch der Landtagsabgeordnete und Ortsvorsteher der Mainzer Oberstadt, Daniel Köbler, hat sich, ebenfalls in den Medien, so geäußert.

| SoS

Was hier geschrieben steht, entspricht dem Informationsstand am 25. Oktober 2022, dem Tag des MAINZER-Redaktionsschlusses für die November-Ausgabe.