Wer mit Gas heizt, muss im kommenden Herbst/Winter tief in die Taschen greifen. Wie teuer wird es für diejenigen, die an das Mainzer Fernwärme-Netz angeschlossen sind?

Um 45 % erhöhte die Mainzer Fernwärme GmbH im Januar 2022 die Preise. Das macht z.B. für ein Einfamilienhaus rund 500,- € mehr im Jahr für Heizung und warmes Wasser aus. Begründet wurde die Preiserhöhung Anfang 2022 mit den Preissteigerungen an den Energiebörsen im Verlauf des Jahres 2020. Der Preis für eine Megawattstunde Erdgas kletterte dort von fünf Euro auf bis zu 230 Euro im März 2022. Und er liegt seither stabil über 100 Euro. Zusätzlich haben, wie allgemein bekannt, der Ukraine-Krieg und die Reduzierung der Gaslieferungen aus Russland zu weiteren Energiepreis-Steigerungen und Unwägbarkeiten geführt. Offen ist auch noch, wie die ab Oktober 2022 geltende Gasumlage auf den Preis der Fernwärme wirkt. Dennoch, so Thomas Bach, Geschäftsführer der Mainzer Fernwärme GmbH, sollen die aktuellen Preise bis Ende 2022 stabil bleiben – aber: »Leider müssen wir derzeit von weiteren Preiserhöhungen zum 1.1.2023 ausgehen.«

Zum Foto: Die im Abfall gebundenen Energie wird bei der Verbrennung im Mainzer Müllheizkraftwerk zur Produktion von Strom, Prozessdampf und Fernwärme genutzt.

Grundlage für die Ermittlung der Fernwärmepreise ist ein komplizierter Rechenschlüssel, hinter dem aber ein einfaches Prinzip steckt. Werden Erdgas, CO2 und Öl auf den Beschaffungsmärkten und Börsen teurer, dann wird auch die Fernwärme in Mainz teurer. Allerdings können Preisänderungen nur mit einer zeitlichen Verzögerung von teilweise mehr als einem Jahr an Kundinnen und Kunden weitergeben werden. Denn: »Der Fernwärmepreis richtet sich nach Preisindizes, die vom statistischen Bundesamt veröffentlicht werden. Gegenüber den Börsenpreisen für Energie verzögern sich die Indexwerte aufgrund der Einkaufsstrategie der Vertriebe, die sich ein bis zwei Jahre im Vorfeld zu aktuellen Preisen eindecken, und auch durch die Erhebungen des statistischen Bundesamtes«, erklärt Thomas Bach.

Optimierter Mix

Erzeugt wird die Mainzer Fernwärme aus einem optimierten Mix aus verschiedenen Erzeugungsanlagen. Dazu zählen die Müllverbrennung, die Klärschlammverbrennung, das moderne Gas- und Dampfturbinenkraftwerk der Kraftwerke Mainz Wiesbaden AG (KMW), das neue Gasmotorenkraftwerk, ein E-Heizer und verschiedene Kesselanlagen im Stadtgebiet.

Für die Fernwärme-Versorgung sind in Mainz zwei Unternehmen zuständig. Die Mainzer Fernwärme GmbH (zwei Drittel der GmbH hält die Mainzer Stadtwerke AG, das andere Drittel die KMW, an der wiederum die Mainzer Stadtwerke AG mit 50 % beteiligt ist) versorgt in Mainz die Stadtteile Neustadt, Altstadt, Mombach, Gonsenheim, Bretzenheim, Hartenberg und die Oberstadt mit Fernwärme. Unmittelbar sind etwa 400 Haushalte als Einfamilienhäuser an das 100 Kilometer lange Fernwärmenetz angeschlossen. Hinzu kommen 5.000 bis 10.000 Menschen in Mehrfamilienhäusern. Darüber hinaus beziehen große Verbraucher wie Ministerien, die Unikliniken oder die Universität Fernwärme. Der Gesamtabsatz der Mainzer Fernwärme GmbH mit rund 475.000 Megawattstunden im Jahr entspricht laut Presse-Informationen dem Verbrauch von rund 40.000 bis 50.000 Haushalten.

Das zweite Unternehmen, die Mainzer Wärme Plus GmbH (eine hundertprozentige Tochter der Mainzer Stadtwerke AG) ist für die Wärmeversorgung auf dem Lerchenberg (seit Mai 2016) und in der »Berliner Siedlung« zuständig. Zuvor erfolgte dort über viele Jahrzehnte die Fernwärmeversorgung durch die Favorit, einem Tochterunternehmen der Esso. Ein lokales Heizkraftwerk auf dem Lerchenberg, ergänzt durch einen Pufferspeicher versorgt auf dem Lerchenberg 2.500 Kundinnen und Kunden. In der »Berliner Siedlung« betreibt die Mainzer Wärme Plus GmbH eine eigene Heizzentrale, ein Blockheizkraftwerk auf Bio-Erdgas-Basis. An dieses sind rund 1.000 Kundinnen und Kunden angeschlossen.

| SoS

 

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