Es gibt Veranstaltungsformate, die so schöne Bilder produzieren, wie das Late Light Festival. Passen sie zu politischen Entscheidungen wie dem Klimanotstand und der Klimaneutralität?

In diesen Zeiten, in denen Ukraine-Krieg, Energiesparpläne und Corona-Maßnahmen die Agenda bestimmen, Entscheidungen zu treffen, die über den kommenden Monat hinausreichen, ist schwer. Helfen könnte aber ein Blick in die politischen Beschlüsse der vergangenen Jahre, um aktuelle Entscheidungen in neuem Licht zu sehen. Konkret: Die Illumination der City, ein Projekt, um das Geld aus dem Programm »Innenstadtimpulse« auszugeben, musste verschoben werden, »aus bekannten Gründen«. Die da wären? Energiesparen ist angesagt. In Mainz werden deshalb u.a. 70 Gebäude nicht mehr beleuchtet. Ein »Licht-Festival«, bei dem die Fassaden einzelner Bauwerke in der Mainzer Innenstadt beleuchtet werden, lässt sich damit nicht vereinbaren.

Für das Projekt »Mainz leuchtet – die Mainzer City wird illuminiert«, entwickelt vom Mainzer Amt für Öffentlichkeitsarbeit in Kooperation mit der Hochschule Mainz, waren 110.000 € veranschlagt, die Stadt Mainz sollte 11.000 € beisteuern. 2021 waren bereits 65.000 € für die »besondere Illumination« von Münsterplatz und Staatstheater in der Adventszeit ausgegeben worden, 45.000 € hätten für dieses Jahr noch zur Verfügung gestanden.

Anfang August 2022 wurde angekündigt, »Mainz leuchtet – Das Late Light Festival« werde aufgrund der aktuellen Energiekrise erst im kommenden Jahr die Mainzer Innenstadt erstrahlen lassen.

Bis 2035 klimaneutral

Im kommenden Jahr? Glaubt irgendwer, im kommenden Jahr muss keine Energie mehr gespart werden und die Energiepreise sind niedriger, als in diesem? Überwiegt tatsächlich die Einschätzung, wir müssen diesen Winter durchhalten, aber im nächsten Jahr ist alles wieder paletti?

Abgesehen davon: Mainz hat im September 2019 den Klimanotstand ausgerufen und der Mainzer Stadtrat hat im Februar 2021 beschlossen, Mainz will bis 2035 klimaneutral werden: Passt zu diesen Bekenntnissen ein Festival, das Strom verbraucht, damit die Stadt »leuchtet«?

Da die Planung für dieses Programm nun keine Arbeitskapazitäten mehr bindet, gelingt es vielleicht, die »Innenstadtkampagne« (auch ein Projekt der Innenstadt-Impulse) ins Rollen zu bringen, mit dem »eine positive Imagewerbung für den Wirtschaftsstandort Mainzer Innenstadt erfolgen und die Mainzer Innenstadt als Erlebnisstadt positioniert werden soll.« Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz schrieb am 18. Juli 2022 als Antwort auf eine SPD-Anfrage: »Die Umsetzung der Marketingmaßnahmen und Aktionen im Rahmen der Kampagne erfolgen vollständig im zweiten Halbjahr 2022.« Es ist jetzt Anfang September, sicher werden die Maßnahmen, die alle noch bis zum 31.12.2022 umgesetzt werden sollen, bald verkündet und sind mit den von der Stadt verordneten Energiesparmaßnahmen vereinbar. Oder?

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