»Jonas im Templer« bereichert die Mainzer Gastronomie-Landschaft mit Können und Einfallsreichtum. Das Konzept erlaubt es – auch preislich –, mehrere ganz unterschiedliche Gerichte zu probieren.

Es ist gerade einmal zwei Monate her, dass Jonas Berger sein Restaurant in der Mainzer Holzstraße eröffnete. Und schon legt er ein Niveau an den Tag, das das »Jonas im Templer« in die erweiterte Spitzengruppe der Mainzer Gastronomie führt. Kein Wunder, Berger hat in einigen der besten Restaurants Deutschlands sein Kochhandwerk erlernt, war bereits Küchenchef im »LeBonBon« in Mainz gewesen und betrieb in Kiedrich im Rheingau sein eigenes Restaurant. Der Gastronom ist offensichtlich Profi. Und das äußert sich nicht zuletzt in seinen raffinierten Küchenkreationen.

Das Restaurant betritt man durch einen Innenhof, in dem die Gäste bei gutem Wetter sitzen und genießen können. Der erste Eindruck innen ist die große Theke, linkerhand eröffnet sich die Gaststube, die optisch durch ein Podest, auf dem zwei Zweier- und zwei Vierertische stehen, geteilt ist. Viel mehr Tische gibt es auch im Parterre nicht. Es herrscht also eine anheimelnde, intime Atmos­phäre. Die Tischplatten sind aus urigen, hellen Holzsparren gefertigt, auf denen die Namen von Weingütern zu lesen sind. Grobe Steinwände umschließen den Raum, was malerisch wirkt, jedoch den Effekt hat, dass bei voller Besetzung ein babylonisches Stimmengewirr entsteht, das die Unterhaltung am eigenen Tisch deutlich erschwert.



Hier wird Mister X zum Philosophen

»Eine prächtige Idee!«, kommentiert Mister X die Tatsache, dass von den sieben auf der Karte avisierten Speisen vier sowohl als kleine oder größere Portion bestellt werden können. »Auf diese Weise kann der Gast mehrere Gerichte probieren, und so gelingt es möglicherweise, die Bandbreite von Jonas Bergers Können zu ergründen«, philosophiert mein immerwährender Begleiter. Die restlichen drei Arrangements sind als reine Vorspeisen konzipiert.

An diesem Abend schaffen wir es, sechs der sieben Angebote wahrzunehmen. Lediglich das Susländer Schweinebauch BBQ mit Tomate, Ofenkartoffel, Pinienkernen und Schmand-Espuma (klein: 11, groß: 21 Euro) bleibt unberücksichtigt.

Vorweg reicht uns der sehr flotte und sowohl essens- als auch getränkekundige Kellner eine Rotwein-Schalottenbutter mit einem luftigen Brot, das mit Haselnüssen und fruchtigen Beeren verfeinert ist. Zudem bekommen wir ein Schälchen, das grüne und schwarzen Oliven sowie Kapernäpfel enthält.

Was verbirgt sich hinter »geeister Mandelluft«?

Wir starten der Reihe nach mit den reinen Vorspeisen, die jeweils 8 Euro kosten. Das sehr zarte Rindercarpaccio ist in etwas dickere Scheiben geschnitten und wird von gehobeltem Parmesan begleitet. Was auf der Karte als »geeiste Mandelluft« bezeichnet wird, entpuppt sich als eine Art Baiser und passt exorbitant zum feinen Fleisch. Angenehm lauwarmer Lachs, umbacken mit einer knackigen Wasabi-Kruste und Reis-Chips, dazu ein exotischer Obstsud und Mango-Gel – diese wahrlich raffinierte Kreation entzückt als Vorspeise Nummer zwei unsere Geschmacksknospen. Ebenfalls knackig und sehr gut gewürzt präsentiert sich das Tempura-Gemüse mit Erdnusssoße, Miso, Sesam und Sojasoße. Optisch und geschmacklich wahrnehmbar sind unter anderem Aubergine, Chili, Okraschote und Edamame (nicht ganz reif geerntete Sojabohnen).

Sodann widmen wir uns den Gerichten, die in zweierlei Größe offeriert werden. Als da ist eine Bowl mit Avocado, Ingwer in längeren Scheiben von rosa Farbe, Edamame, Miso, Wasabi, Möhre, Gurke und Sushi-Reis (8/16 Euro). Das Ganze wird kalt serviert, ist brillant gewürzt und insgesamt sehr saftig.

Perfekte Harmonie aus Rostbeef und Dumplings

Das gebratene US-Roastbeef mit Dumplings – kleine, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen – Zwiebel, Champignon und Mandel (12/23 Euro) bezeichnet X schlicht als »großartig« und formuliert des Weiteren: »Die kleinen, perfekt rosa gebratenen Fleischstücke korrespondieren ausgezeichnet mit den Dumplings – so, als ob sie essentiell zusammengehörten.«

Nicht minder sagt ihm die Perlhuhnbrust mit Gnocchi, gebratenem Chicorée, Salbei, Morchelschaum und Pinienkernen (11/21 Euro) zu: »Diese enorm einfallsreiche Zusammenstellung muss einfach erfreuen. Großes Kompliment auch dafür an den Koch!«

| Lou Kull

ESSEN8,5
TRINKEN8,5
SERVICE9,0
AMBIENTE8,5
PREIS/LEISTUNG8,5
GESAMT43,0 : 5 = 8,6 KAPPEN

FAZIT

»Jonas im Templer« verspricht, Furore zu machen. Das Konzept, durch die Wahl der Größe mehrere Gerichte probieren zu können, überzeugt vollends. Die Kreativität von Küchenchef Jonas
Berger scheint unerschöpflich zu sein, mit seinen ungewöhnlichen Speisen-Ensembles lotet er die Grenzen des Machbaren aus. Auch in Sachen Wein und Sekt ist das Restaurant sehr gut aufgestellt. Auf der normalen Karte gibt es insgesamt 14 Positionen, überwiegend sind Kreszenzen von St. Antony in Nierstein vertreten.

Die Preise für 0,1 Liter liegen zwischen 2,80 Euro und 4,50 Euro. Bemerkenswert: Das Niersteiner Orbel Riesling Große Gewächs aus dem Jahr 2016 wird auch als Piffchen ausgeschenkt, die ganze Flasche ausgesprochen fair für 29 Euro offeriert. Auf Nachfrage sind weitere Flaschenweine erhältlich. Der Service ist, wie beschrieben, sehr professionell, das Ambiente – bis auf die eine geschilderte Einschränkung – pittoresk.

Jonas im Templer
Holzstraße 10
55116 Mainz
Tel. 0 61 31 / 307 88 70
Mobil/Whatsapp:
01 76 / 24 08 54 98
info@restaurant-templer.de
www.restaurant-templer.de
Öffnungszeiten:
Mi, Do, So 17.30 bis 23 Uhr
Fr, Sa 17.30 bis 24 Uhr

 

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