»Wilma Wunder« hält von veganen und vegetarischen Gerichten bis zu klassischen Fleischspeisen
ein breites Angebot bereit. Eine raffinierte Getränkekarte ergänzt das interessante Portfolio.

Adieu, du schnöde Corona-Zeit. Mister X und ich sitzen mitten in der Woche mittags bei schönstem Sommerwetter am Markt in Mainz und genießen das Ambiente. Das Leben pulsiert wie in besten Tagen, allerlei Händler aus der Region bieten – allerdings noch mit gehörigem Infektionsvermeidungsabstand – ihre frischen Waren feil. Wir haben so ziemlich den besten Platz auf der Terrasse von »Wilma Wunder« erwischt, jenem Restaurant, das noch eine Partner-Location im Café am Ballplatz hat. Mister X schaut von unserem Zweiertischchen aus aufs bunt gemischte Publikum des Lokals, ich genieße, ihm vis-à-vis, den grandiosen Blick auf das Marktgeschehen und die großartige Kulisse des Doms. Summasummarum dürften es 30 Zweier- und Vierertische sein, die die Gastronomen hier zur Verfügung stellen.

Die Bedienung erscheint uns sympathisch, freundlich und flott. In Nullkommanix ist die Bestellung aufgenommen, und es dauert auch nicht lange, bis die Vorspeise aufgetragen wird. Mein immerwährender Begleiter widmet sich der kleinen Ausgabe der »Hühnersuppe für die Seele« zu 4,50 Euro. In groß wären 6,20 Euro zu berappen. X entdeckt in seinem Töpfchen Hühnerfleischwürfel, – wie es sich gehört – feine dünne Suppennüdelchen, Karotten, Zucchini und Frühlingszwiebeln. Begleitet wird die Brühe von einer halben Scheibe Weizenbrot mit dunkler Kruste. »Ich möchte dieses Süppchen als unspektakulär wiewohl schmackhaft bezeichnen«, kommentiert mein Gegenüber.



Spektakuläres vegetarisches Tatar

Bei mir steht das Apfel-Fenchel-Linsen-Tatar auf dem Programm, das alles andere als unspektakulär ist. Allein schon optisch macht diese Speise Freude. Auf einer runden Scheibe Pumpernickel sind die Zutaten elegant aufgeschichtet. On top vollenden violette Samensprossen das fein abgestimmte farbliche Ensemble, das, im Geschmack knackig und ein wenig zitronig-säuerlich, herrlich erfrischt. Eine zarte Balsamicoreduktion und ein kleines Salatbouquet tragen darüber hinaus zum hervorragenden Gesamteindruck bei. 8,50 Euro stehen als Preis zu Buche.

Als Hauptspeisen wählen wir klassische Fleischgerichte, die wir noch so wundervoll aus Mutters Küche in Erinnerung haben. Vor Mister X liegen vier kleine Königsberger Klopse auf dem Teller, die von Kapernsoße, Kartoffelstampf und Rote-Bete-Würfelchen eskortiert werden. So ganz kommt diese Speise nicht an Mutterns Original heran, die Qualität des Gebotenen ist dennoch beachtlich. X vermisst ein wenig die fein gehackte Petersilie, ebensolche Zwiebelchen sowie kleine Sardellenstückchen in den Fleischbällchen. Aber auch ohne diese Zutaten konstatiert er: »Alle Achtung, dass man heutzutage so etwas Klassisches in solider Ausführung in der Gastronomie überhaupt bekommt!« Diese wohlschmeckende Mahlzeit kostet bei »Wilma Wunder« 13,90 Euro.

Respekt für das Gutbürgerliche

Auch ich bevorzuge heute das Gutbürgerliche und befasse mich mit der Rinderroulade. Zu 16,80 Euro. Zu diesem Gericht kann ich nur sagen: »Respekt!« Der obligatorische Speck und das Gürkchen befinden sich an der richtigen Stelle in der Fleischrolle, lediglich fehlt für meine Begriffe ein kräftiger Mostrich, der das Ganze würzig abrunden würde. Stattdessen sehe und schmecke ich eine Art gelbe Creme, die ich nicht genau zuzuordnen weiß. Die Knopfspätzle, der Rotkohl und die braune Rotweinsoße passen perfekt zum Fleisch.

»Wohlan«, höre ich Mister X sprechen, während er sich mit seiner Serviette den letzten Klecks seiner Kapernsoße von der Lippe wischt, »hier sollten wir nicht zum letzten Mal gewesen sein. Ich bin nach dieser sehr positiven Erfahrung gespannt auf die weiteren Offerten des Hauses.« Als da unter anderem sind: Zoodles (Zucchininudeln; 9,80 Euro), Brotknödel auf Champignonrahm (8,90), Schin­kenspätzle (10,90), Meenzer Teller (Spundekäs, Handkäs, war­me Fleischwurst; 12,60), Lachs-Spinat-Nudeln (12,60), Flusskrebs-Hummer-Nudeln (13,20), Wiener Schnitzel vom Kalb (19,80).
| Lou Kull

ESSEN8,0
TRINKEN8,0
SERVICE7,5
AMBIENTE8,5
PREIS/LEISTUNG8,5
GESAMT40,5 : 5 = 8,1 KAPPEN

FAZIT

»Wilma Wunder« am Markt überrascht in der Tat mit einem breit gefächerten Speisenangebot, das angenehmerweise aber nicht überfrachtet ist. Alle Altersklassen und unterschiedlichste Geschmäcker finden hier etwas, das ihnen Genuss bereitet. Von vegan über vegetarisch bis fleischig werden offensichtlich beste Zutaten verwendet, und es scheinen – wenn überhaupt – nur wenige Convenience-Produkte zum Einsatz zu kommen.

Die Getränkekarte ist extrem vielfältig und beinhaltet allein elf verschiedene Cocktails. Dagegen fällt die Karte mit offenen Weinen eher zurückhaltend, wenngleich ausreichend aus. Wir probierten »Wilmas Lieblingswein« zu 5,90 Euro je 0,2-Liter-Glas. Dieser trockene Grauburgunder des rheinhessischen Weinguts Kitzer gibt den perfekten Mittags-Sommer-Terrassen-Wein ab. Der Service im »Wilma Wunder« ist, wie beschrieben, professionell freundlich und fix, das Panorama von der Terrasse aus beeindruckend. Übrigens kann man hier ab 8.30 Uhr auch ganz entspannt frühstücken.

Wilma Wunder
Markt 11
55116 Mainz
Tel. 0 61 31 / 540 15 55
https://mainz.wilma-wunder.de
Öffnungszeiten:
täglich von 8.30 bis 22 Uhr