Die Flusskreuzer, die am Mainzer Rheinufer festmachen, sollen mit Landstrom versorgt werden. Eine gute Idee, die schon lange durch den politischen Raum geistert und deren Umsetzung doch tatsächlich näher rückt.

Vor einem Jahr, im Sommer 2020, wurde noch über die Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Bund und den Bundesländern verhandelt, damit die Fördertöpfe gefüllt werden können. Seit Januar 2021 können auch in Rheinland-Pfalz Fördergelder für den Bau von Landstromanlagen beantragt werden.

Um was es geht? Fahrgastkabinenschiffe, meist Flusskreuzer genannt, müssen ihre Dieselmotoren brummen lassen, wenn sie z.B. am Mainzer Rheinufer ankern. Sonst ist es an Bord kalt und es gibt keinen Strom. Die Abgase der Motoren stinken und sind schlecht für die CO2-Bilanz. Außerdem nervt der Krach die Anwohner:innen. Seit Jahren sind Menschen, die in der Nähe der Steiger am Ade­nauer-Ufer in Mainz leben, hinter Politik und Verwaltung her, um diesen Zustand zu ändern. Ebenfalls seit Jahren steht die Versorgung mit Landstrom für diese Binnenschiffe in Maßnahmenplänen für die Verbesserung des Klimas in Mainz. Diese Maßnahmen umzusetzen, geht nicht von jetzt auf gleich. Es bedarf technischer Voraussetzungen, wie Leitungen, Trafos und ein belastbares Stromnetz und es braucht Geld, um diese Voraussetzungen zu schaffen.

Da die Stadt Mainz aufgrund ihres hohen Schuldenstands für solche Maßnahmen kein Geld ausgeben kann, musste die Umsetzung warten, bis sich Bund und Land auf die Bereitstellung der Gelder geeinigt hatten (siehe »Fördermittel zur Kofinanzierung«).



Landungsbrücken

Die vier städtischen Steiger, also die »Landungsbrücken«, an denen die Flusskreuzer am Mainzer Rheinufer anlegen, werden vom Mainzer Wirtschaftsbetrieb »verwaltet«. Die Anstalt öffentlichen Rechts, die u.a. für die Friedhöfe und das Mainzer Abwassersystem zuständig ist, sorgt dafür, dass diese Steiger funktionieren, erstellt mit den Redereien die Belegungsbelege und übernimmt die Abrechnung. Alles im Auftrag der Stadt Mainz, für die der Wirtschaftsbetrieb z.B. auch die Baustellen-Koordination bei Großprojekten wie am Münsterplatz und in der Hauptstraße Mombach übernimmt. So schien es naheliegend den Bau der Landstromanlagen am Mainzer Rheinufer der Abteilung Neubau des Wirtschaftsbetriebs anzuvertrauen. Deren Abteilungsleiter Michael Paulus hat sich intensiv in die Thematik Landstrom-Versorgung eingearbeitet.

Fördermittel zur Kofinanzierung
Laut Auskunft des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums standen 2020 insgesamt 400.000 € für den Bau von Landstromanlagen in Rheinland-Pfalz zur Verfügung, davon 300.000 € aus Bundes- und 100.000 € aus Landesmitteln. 2021 sind 1,4 Mio. € eingeplant, das Land steuert 350.000 € bei, 1,05 Mio. € kommen vom Bund. Antragsteller für Landstromanlagen können neben kommunalen Gebietskörperschaften auch private Unternehmen, z.B. Hafenunternehmen, Energie­versorgungsunternehmen, Reedereien oder Tourismusorganisationen sein.

Wettbewerb um Fördermittel

Derzeit steht die Ausarbeitung des Kriterienkatalogs für die Konzessionsausschreibung an, berichtet er im Telefonat mit dem MAINZER. Denn: Seit Januar 2021 erhalten Gebietskörperschaften, Kommunen und juristische Personen (z.B. Unternehmen) über die Investitions- und Strukturbank RLP Fördermittel, um Landstromanlagen an den Ufern rheinland-pfälzischer Flüsse zu bauen. Aufgabe von Paulus ist es, in einem Wettbewerb einen Betreiber zu finden, der die Landstromanlagen für die städtischen und die privaten Steiger, an denen in Mainz Flusskreuzer anlegen, baut und betreibt. »Wir brauchen einen Betreiber, der den Bau nicht auf die lange Bank schiebt, so dass die Anlagen bald gebaut werden können und mit dessen Dienstleistungen die Reedereien zufrieden sind«, sagt Paulus. Wie lange sich das noch hinziehen wird, ist im August 2021 noch offen.

| SoS

Infos zur Förderung der Landstromanlagen:
www.isb.rlp.de/foerderung/245.html

 

Landstrom für Mainzer Flusskreuzer – eine Endlos-Geschichte?