Duzen: der Trend zur Anrede in der zweiten Person Singular des Possessivpronomens, die grammatikalisch einfachste und direkte Form der Anrede. Ich bin bestimmt nicht spießig, aber im Moment versuchen einige Firmen, wahrscheinlich angestachelt durch Werbeagenturen, das Siezen aus unserem Sprachgebrauch zu verbannen.

Man versucht wohl den schwedischen Weg durchzusetzen, dort wird seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in der gesamten Gesellschaft geduzt. Das kennen wir von Ikea (»wohnst du schon oder schraubst du noch?«).

Ich habe mir, bedingt durch die Geschäftsschließungen, eine neue Jeans im Internet gekauft und anschließend folgende E-Mail bekommen: »Hallo Georg, wir freuen uns darüber, dass du dir eine Hose bei uns bestellt hast, vergiß‘ nicht uns zu sagen, ob du mit unserem Service zufrieden bist. Gruß Peter.«

Ich habe zuerst einen Schreck bekommen und befürchtet, ich hätte aus Versehen eine Kinder- oder Jugendhose bestellt.

Einige Wochen später hat mich der Bezahlsender Sky angemahnt: »Hallo Georg, trotz unseres letzten Schreibens hast Du folgendes noch nicht zurückgeschickt…. Gruß Petra H«

Ich habe natürlich gleich geantwortet: »Liebe Petra, kennen wir uns vielleicht aus dem Kindergarten oder sind wir zusammen zur Schule gegangen? Hatten wir vielleicht einmal eine Kurzzeitbeziehung? Bitte verzeihe mir, ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht kannst Du mir mal ein Bild schicken, dann erinnere ich mich bestimmt. Wenn Du, liebe Petra, mich so gut kennst, dass du mich duzt, wirst du bestimmt wissen, dass ich immer korrekt bin und bei der Kündigung des Abos alles zurückgeschickt habe….« Petra hat kein Foto geschickt aber nach einem Monat eine weitere Mahnung: «Lieber Georg ….«

Letzte Woche eine Werbung von Vodafone im Briefkasten: »Jetzt für Dich: Spar mit Deinen Vorteilen….

Dieter Bohlen hat mal einen Polizisten geduzt. Weil er bei seinen Auftritten sowieso jeden duzt hat ein Gericht festgestellt, dass dies nur als Unhöflichkeit ohne ehrverletzenden Inhalt gewertet wird. Wenn man nicht Bohlen heißt, kann das aber teuer werden.

Ich glaube, dass man nicht unbedingt den Knigge-Unterricht bei Willius Senzer braucht, um zu wissen, was sich »gehört« und was nicht. Einen Gedanken werde ich nicht los, ob das Duzen und die Ansprache mit dem Vornamen vielleicht auch etwas damit zu tun hat, nicht die Anrede Herr… oder Frau… benutzen zu müssen? Hallo Georg kann man ja auch schreiben, wenn ich mich zu keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühle. Aber ich bleibe dabei, mir gefällt dieser Trend überhaupt nicht!

| Mogunzius

 

Mogunzius: Täglich grüßt das Corona-Tier…