Es mag sein, dass sich 99,9 % der Mainzer auf den Frühling freuen. Ich nicht! Denn wenn es wärmer wird, kann ich meine Wollmütze nicht mehr tragen und dann begegne ich meinem Friseur oder Jörg Müller, dem Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Friseurhandwerk und die sehen, dass meine Haare geschnitten sind und wahrscheinlich werde ich dann verhaftet oder muss ein hohes Bußgeld zahlen.

Ich habe mir heimlich eine professionelle Haarschneidemaschine gekauft, natürlich mit dem Hinweis an den Händler, dass auf gar keinen Fall auf dem Päckchen stehen darf, was drinnen ist. Jetzt schneide ich selbst. Als ich kürzlich in der Straßenbahn meine Mütze abgesetzt habe, hat mich mein Gegenüber auf Englisch angesprochen. Er meinte, dass wir amerikanischen GI‘s es gut hätten, wir hätten einen Frisör in der Kaserne….

Die Fußballspieler haben schon ihr Fett abbekommen: »Frisch frisierte Fußballstars setzen eine gesamte Branche unter Druck«, schimpften die Haarkünstler. Einrasierte Scheitel und auf wenige Millimeter getrimmtes Nacken- und Schläfenhaar könnten nur professionelle Friseurinnen und Friseure mit Profi-Equipment schneiden. Da läge der Verdacht der Schwarzarbeit nahe. Die Antwort des DFB kenne ich nicht, ich vermute jedoch, dass es eine eindrucksvolle Statistik gibt, die belegt, dass mindestens 71,4 % der Profispieler mit einer attraktiven Hairstylistin verheiratet oder liiert sind.

Schon bahnt sich der nächste Skandal an. Seit wenigen Tagen hängen die allseits beliebten Wahlplakate an Bäumen, Laternenpfählen und Zäunen. Ich hätte erwartet, dass z.B. Hannsgeorg Schönig (CDU) Solidarität mit den Wählerinnen und Wählern beweist und mit ungeschnittener, wallender Haarpracht auf den Fotos zu sehen ist. Ist er nicht, schauen sie mal genau hin, eindeutig ein professioneller Schnitt. Pfui. Auch Christian Baldauf (CDU) wurde vor dem Foto frisiert Doris Ahnen (SPD) sieht schon ein weniger zerzauster aus, ich meine die Frisur. Katharina Binz (Grüne), super frisiert und Robert Habeck (Grüne) kann sagen, schreiben und denken was er will, er sieht immer zumindest gut aus.

Klar, ich weiß schon, alle Fotos wurden vor dem Lockdown geschossen und am Tag der Landtagswahlen werden alle völlig verwahrlost an den Urnen stehen.

Auch Mutti Merkel macht sich schon große Sorgen: »Wir können doch den Leuten nicht im April immer noch sagen, dass wir die Friseure nicht aufmachen.« Aber wenn es gar nicht anders geht, muss eben die Bundeswehr antreten. Wenn wir schon ewig auf den Impfstoff warten müssen, können die uns ja in den Impfzentren die Haare schneiden.

Last not least meine größte Enttäuschung: Ich habe heute zum ersten Mal ein Foto des Haupt­geschäftsführers des Friseurhandwerks gesehen. Bei ihm hätte man doch zumindest erwarten können, dass die Haare über die Ohren wachsen. Aber nein: Er hatte die Haare schön!

| Mogunzius

 

Mogunzius & sein Mainz: Gewinner und Verlierer