Von Anfang an fremdelten die Zeitungsverlage in Deutschland mit dem Internet und der fortschreitenden Digitalisierung: Wer früher als Student sehnsüchtig auf die prall gefüllte Wochenendausgabe der Mainzer Allgemeinen Zeitung wartete, um in den Wohnungsanzeigen zu schmökern und dies mit der heutigen Wochenendausgabe vergleicht, weiß wovon ich rede.

Es ist nicht so, dass sich die Verlage wehrlos den Googles dieser Welt ergeben hätten; es wurde viel ausprobiert, letztlich ohne durchschlagenden Erfolg. Jüngstes Beispiel: Vor kurzem hat die Verlagsgruppe Rhein Main, wo auch die AZ erscheint, bekanntgegeben, dass sie den Merkurist nach fünf Jahren einstellt; sang- und klanglos.

Mittlerweile sind die Lokalredaktionen personell ausgezehrt, der Kampf der letzten 25 Jahre, um die Marktanteile zu verteidigen, haben die Branche müde gemacht. Ein Teufelskreis. Das kann der Leser Tag für Tag erkennen: ein Sammelsurium an belanglosen Themen, inhaltliche Fehler, Rechtschreibfehler, Überschriften, die nicht zum Text passen. Und: Es wird schriller.

Zuletzt ein AZ-Chefredakteur, der selbstverliebt über die angebliche Wurschtigkeit einer ganzen Stadt doziert und der seine Redakteure ausschwärmen lässt, um Beweise dafür zu finden. Ein verbaler Rundumschlag, der vielleicht ablenken soll von der Wurschtigkeit des eigenen Blattes, für das er als Chefredakteur die Verantwortung trägt.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die AZ in Mainz seit 2010, als der derzeitige Chefredakteur sein Amt antrat, dramatisch an Auflage verlor: Fast 25 % der Abonnenten haben sich seitdem vom Blatt abgewandt. Zuletzt beschleunigte sich der Niedergang sogar noch. Vielleicht hat sich die AZ mit dem Aus der Mainzer Rhein-Zeitung Ende 2013 in falscher Sicherheit gewogen, ist ihr der Elan abhandengekommen. Das ist umso bedauerlicher, weil gerade in den heutigen Zeiten der sogenannten vierten Gewalt eine immens wichtige Rolle zukommt.

| Mogunzius

 

Mogunzius & sein Mainz: Gewinner und Verlierer