Fußballtabellen sind eigentlich nur Momentaufnahmen, sieht man von der finalen, über Meisterschaft und Abstieg entscheidenden, nach dem letzten Spieltag einmal ab.

Trotzdem genießen die Mainzer Fans sicherlich einen Blick auf die aktuelle Statistik, die den Stand nach dem ersten Spieltag der Rückrunde abbildet. Musste man in den letzten Jahren immer mehr in die untere Hälfte schauen, um die eigene Mannschaft zu finden, ergibt sich aktuell ein völlig anderes Bild. Nach dem Heimsieg gegen den Tabellenvierten aus Stuttgart haben sich die Mainzer „oben“ erst einmal etabliert – mit 17 (!) Punkten Abstand zum Relegationsplatz. Während die ersten drei Plätzen von München, Leverkusen und Frankfurt belegt sind, was bei den augenblicklichen Punktabständen wohl auch noch eine Zeitlang so bleiben wird, liegen Stuttgart, Leipzig (jeweils 32 Punkte) und Mainz (31 Punkte) praktisch auf Augenhöhe und haben Platz 4 im Visier, der eine Teilnahme in der Champions League ermöglichen würde. Die beste Tordifferenz weist dabei das Mainz Team auf (+ 10), das überdies über die zweitbeste Abwehr der Liga (nur 23 Gegentore) verfügt.

Nun muss es nicht unbedingt die europäische »Königsklasse« sein, die – und darin sind sich auch die Optimisten weitgehend einig – für den FSV doch (noch ?) einige Nummern zu groß ist. Einige Erfolge in der Europa League oder Conference League sind dagegen durchaus vorstellbar. Den »Blick nach Europa« darf man jedenfalls schon einmal ganz vorsichtig wagen. Auch wenn einige der im Mittelfeld liegenden Teams sicher noch einmal aufdrehen werden. Dortmund, Gladbach und Freiburg hatten zu Saisonbeginn „Europa“ fest auf dem Plan.

Realistisch gesehen hätte die Teilnahme in einem europäischen Wettbewerb auch Auswirkungen auf die nächste Bundesligasaison – es gibt genug Vereine, die durch diese Doppelbelastung auf nationaler Ebene Probleme bekamen.

Sollten sich die Mainzer allerdings personell noch etwas verstärken, vom Verletzungspech verschont bleiben und ebenso furios und kämpferisch aufspielen wie zuletzt gegen den VfB Stuttgart, können sich die Fans auf ein paar Reisen quer durch Europa einstellen. Gegen die Schwaben  brillierten besonders Robin Zentner im Tor und Nadiem Amiri als Spielmacher mit Überblick im Mittelfeld. Ebenfalls erfreulich: Der Sieg konnte auch ohne Top-Stürmer Jonathan Burkardt klar gemacht werden: Nelson Weiper brillierte als Spitze und schoss auch das 1:0 nach Vorlage von Nebel. Das 2:0 steuerte kurz vor Schluss Mittelfeldspieler Anthony Caci bei. Verständlich, dass Sportvorstand Christian Heidel nicht mehr auf Suche nach einer Verstärkung für die Offensive ist. Er sprach sogar von einem „Luxusproblem“, sollte Jonathan Burkardt wieder fit sein. Bereits am Freitag geht es bei der etwas unbeständigen Mannschaft von Werder Bremen weiter. Klar, dass die Fans heute schon skandieren: „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“