Die KMW baut auf der Ingelheimer Aue ein nachhaltiges Rechenzentrum; die Abwärme von FRA1 wird für die klimaneutrale Wärmeerzeugung in Mainz genutzt.

Vor wenigen Wochen stellten die Stadt Mainz und die Mainzer Stadtwerke AG den Wärmemasterplan 2.0 vor. Darin spielt der Ausbau der Fernwärme für die klimaneutrale Wärmeversorgung in Mainz eine herausragende Rolle.

Auf dem Foto (oben): Die Ingelheimer Aue in Mainz aus der Vogelperspektive / Direkt am Rheinufer entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks die drei in Größe und Farbe identisch aussehenden Gebäude des Rechenzentrums FRA1.

Die Fernwärme in Mainz entsteht in verschiedenen Anlagen: die Abwärme bei der Müll- und Klärschlammverbrennung sowie des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks der Kraftwerke Mainz Wiesbaden AG (KMW) wird genutzt; das Gasmotorenkraftwerk, ein E-Heizer sowie verschiedene mit Gas betriebene Kesselanlagen im Stadtgebiet sorgen für die verlässliche Versorgung. Bis 2045, so sieht es das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung vor, soll die Fernwärme klimaneutral, ohne fossile Energieträger erzeugt werden. Dazu wird das Rechenzentrum auf der Ingelheimer Aue einen Beitrag leisten.

Rechenzentren verbrauchen sehr viel Strom und produzieren sehr viel Abwärme – die Abwärme von FRA1 wird in Mainz für die Fernwärme-Produktion genutzt, die allerdings nur dann als klimaneutral gelten kann, wenn der eingesetzte Strom klimaneutral ist. Im Falle des Rechenzentrums auf der Ingelheimer Aue soll der »Grüne Strom«  von der KMW AG geliefert werden.

Anteilseigener der KMW AG sind die Mainzer Stadtwerke AG und die  Wiesbadener ESWE; mit dem FRA1 erschließt sich der Energieerzeuger ein neues Geschäftsfeld. Dazu hat das Unternehmen im März 2023 mit  der norwegischen Green Mountain die Green Mountain KMW Data Center GmbH gegründet. In der Rechenzentrumsgesellschaft sind beide Unternehmen jeweils mit 50 Prozent beteiligt.

KMW Fernwärme / So sollen sie aussehen: Die drei Gebäude des Rechenzentrums FRA1 auf der Ingelheimer Aue in Mainz.

So sollen sie aussehen: Die drei Gebäude des Rechenzentrums FRA1 auf der Ingelheimer Aue in Mainz.
© Kölling Architekten, Bad Vilbel – Fassadengestaltung

Gute Standortfaktoren

Auf dem 25.000 qm großen Gelände stand ehemals das Kohlkraftwerk, die anderen Kraftwerke der KMW befinden sich in direkter Nachbarschaft.  600 Mio. € investiert die KMW in die drei Gebäude für FRA1, die auf Säulen gebaut werden. Bis 2027 sollen sie fertig sein, sagt KMW-Vorstand Stephan Krome. Das erste, bereits im Bau befindliche Gebäude kostet 230 Mio. €, es soll bis Anfang 2025 fertig gestellt sein und dann auch direkt für Endkunden zur Verfügung stehen. Jedes der drei Gebäude wird 80 x 40 x 40 M groß und in 8 Räume unterteilt. Diese »Whitespaces« (Leerräume) ermöglichen eine flexible Flächenvermietung: Es sind sowohl Mehrmieterverträge möglich als auch die Vermietung von größeren Flächen für Einzelkunden. In den insgesamt 18.000 qm Witespaces können zum Beispiel Server, Switches und Datenspeicherung untergebracht werden.

Der Standort auf der Ingelheimer Aue hat u.a. den Vorteil, dass die Kühlung des FRA1 durch Rheinwasser erfolgen kann; ist dies, z.B. wegen Niedrigwasser, nicht möglich kommen die Rückkühler auf dem Dach der Gebäude zum Einsatz. Damit sind die Dächer belegt, Photovoltaikanlagen können hier nicht installiert werden. Die benachbarten Gaskraftwerke der KMW sichern im Fall der Fälle die Notstromversorgung, was dieselbetriebene Generatoren überflüssig macht. Der sogenannte grüne Strom wird von der KMW geliefert: 54 MW aus den KMW-Windkraftanlagen – und aus einer Freiflächen-Photovoltaikanlage bei Kirchheim-Bolanden, die 2024 installiert wird.

Signal an die Wirtschaft

Das Rechenzentrum auf der Ingelheimer Aue sei für die Stadt Mainz ein Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung mit grüner Fernwärme, sagte Oberbürgermeister Nino Haase anlässlich der Grundsteinlegung im Oktober 2023. Gleichzeitig stelle es eine Attraktivitätssteigerung für Mainz als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Forschungsstandort dar.  Haase wertet den Bau von FRA1 als ein »Signal an unsere lokale Wirtschaft, als Forschungs- und Technologietreiber durch die öffentliche Hand und private Investoren.« Der Mainzer  OB unterstrich, hier werde in Wachstum und Innovation investiert und es sei gut, wenn diese Investitionen in den Händen eines kommunalen Unternehmens gebündelt und unter Aufsicht der kommunalen Politik getätigt werden.

Aus Sicht der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin Katrin Eder untermauert dieses Rechenzentrum den Anspruch des Bundeslandes, bis spätestens 2040 klimaneutral sein zu wollen und es stärke den Wissenschafts- und Forschungsstandort Mainz. Denn: »Bis 2032 wird mit einer Verdoppelung der Rechenzentrumsleistungen in Deutschland gerechnet und die Verfügbarkeit eines Rechenzentrums beeinflusst auch die Investitionsentscheidungen in Mainz und Rheinland-Pfalz.«

Das norwegische Unternehmen Green Mountain baue Rechenzentren nicht nur klimaneutral sondern hoch effizient: »Das grüne Rechenzentrum von KMW und Green Mountain ist ein Leuchtturmprojekt für Rheinland-Pfalz, das nicht nur die regionale Bedeutung unterstreicht, sondern auch den Weg für nachhaltige

Digitalisierung und wirtschaftliche Entwicklung ebnet. Es zeigt, dass wir unsere Umweltziele auch durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und technische Innovationen erreichen können.«

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