»Ich bin ein Parklet, ein Stadtmöbel, das zeigt wie schön diese Straße ohne parkende Autos ist. Straßen sind viel mehr als nur Parkplatz, sie sind Lebensraum.«

Das Parklet auf dem Foto und zwei weitere stehen in der Adam-Karillon-Straße, eines auch in der Leipziger Straße. Sie sind »Überbleibsel« der »1. Meenzer Nachbarschaftsstraße«. Insgesamt vier Parkplätze sind in diesem Bereich weggefallen. Den Sommer über sollen die aus dem Etat der Sozialen Stadt finanzierten Parklets auf jeden Fall stehen bleiben.

Seit Jahren zeigt die Initiative PARKing Day Mainz, was auf unseren Straßen alles möglich ist, wenn die Parkflächen anstatt von Autos von Menschen genutzt werden. MainzZero hat das mit seiner »1. Meenzer Nachbarschaftsstraße« im Mai noch einmal hervorgehoben:  zehn Tage lang Durchfahrts- und Parkverbot, damit die Anwohner:innen, die Grundschule, Vereine und Initiativen diesen öffentlichen Raum nutzen konnten.

Solche Aktionen stören den üblichen Straßenverkehr, auch wenn sie, anders als die Klebe-Aktionen der Letzten Generation, langfristig angekündigt sind. Manche Menschen, die sich ums Klima sorgen, stoßen andere vor den Kopf, andere zeigen Möglichkeiten auf.

Politik ist langsam

Zum Glück gibt es in Mainz eine breit gefächerte und sehr rege Szene, die immer wieder deutlich macht, das Auto ist nur eines von vielen Verkehrsmitteln, Mobilität muss umfassender gedacht werden, der Straßenraum ist gleichmäßiger unter allen Verkehrsteilnehmer:innen aufzuteilen. Z.B. auf der Alicebrücke. Das Nadelöhr für den Radverkehr zwischen Bahnhof West und der Innenstadt benutzten am 11. Mai 2023 in einer zweistündigen Zählung mehr als 1.000 Menschen zu Fuß, per Rad oder Roller; ihnen stand ein 3,90 m breiter Rad- und Fußweg zur Verfügung. Im gleichen Zeitraum standen 860 Kraftfahrzeugen zwei 3,40 bzw. 3,25 m breite Fahrspuren zur Verfügung. Unverhältnismäßig ist das. Mitte Juni zeigte die Raddemo auf der Alicebrücke eine Stunde lang, wie es sein könnte, wenn die nördliche KFZ-Spur in eine gesicherte Radspur umgewandelt würde.

Ohne den Druck der Straße passiert einfach zu wenig. Politik ist langsam – in einem demokratischen System ist das so. Planungen dauern lange, manche – siehe den zugepflasterten Münsterplatz und das zugepflasterte Rheinufer – sind zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung von den klimatischen Tatsachen ad absurdum geführt. Kein Wunder, wenn sich Menschen darüber empören.

Dass sich der städtische Raum verändern muss, ist allen klar, es braucht zu dieser Erkenntnis nicht weitere Wochen Hitze und Trockenheit. Wie ist die große Frage. Die  Zivilgesellschaft zeigt Möglichkeiten auf – vereinbart werden müssen sie aber in den politischen Gremien, im Mainzer Stadtrat. Wie schön, dass bald wieder (Kommunal-) Wahlkampf ist.

   | SoS