Seit langem beschäftigt mich der zwischenmenschliche Umgang (Umgangsformen) miteinander, die »Verrohung der Sprache«, wie es Frau Merkel einmal ausdrückte. Das ist ein alltägliches Phänomen, im Supermarkt, auf der Straße, auf den Social Media Plattformen.

Politiker werden als »Vollpfosten« beschimpft oder als »Drecksack«. Teilweise erhalten Menschen des öffentlichen Lebens sogar Todesdrohungen.

All die Beschimpfungen, die die Beschäftigten in den Behörden ertragen müssen, die Rettungskräfte, Ordnungshüter und die Kassiererinnen, eigentlich jedermann, sind unerträglich, respektlos und beängstigend.

Was beschäftigt die Menschen bei dem Thema Beschimpfungen? Von »das muss ein Politiker auch mal aushalten können«, »es steht mir zu, zu sagen, was ich denke«, »willst du mir sagen, was ich zu sagen habe?« gibt es alles. Vollkommen außer Acht gelassen wird bei dieser Argumentation, die massive Überschreitung der Freiheit des Gegenübers.

Heute hat fast jeder ein Smartphone. Wenn die Erziehung nicht ausgereicht hat, zu verstehen wie die Regeln des Umgangs sind, sollte man vielleicht mal googlen: § 188 StGB.

Jetzt stellt sich die Frage, was ist die Ursache für diese sprachlichen Entgleisungen? Für mich liegt ein Grund in der fehlenden Selbstreflexion vieler Menschen, die ihr eigenes Potenzial nicht ausschöpfen, unzufrieden sind und ihre Gefühle von Neid, Wut und Unzufriedenheit nach außen ableiten. Die Verantwortung jedes Menschen und die Selbstwirksamkeit wird nicht wahrgenommen. Liegt es an der immer komplexeren Welt?

Schwarz und weiß

Eine Einteilung der Welt in , in Täter und Opfer, in die da oben und die da unten, vereinfacht das multidimensionale und vielschichtige Geschehen. Es erteilt quasi die Erlaubnis, die Schuld bei anderen zu suchen und diese auch dementsprechend zu beschimpfen.

Ich habe unseren Kindern beigebracht, bitte und danke zu sagen, auf hilfsbedürftige Menschen zu achten und jedem Menschen so respektvoll und achtsam zu begegnen, wie sie es für sich selbst wünschen. Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der Hass, Beschimpfung, verbale Angriffe praktiziert, erlaubt und toleriert sind? Ist es nicht viel spannender, den anderen zu zuhören und gehört zu werden?

Und wenn es die Werbeindustrie und viele Menschen nicht wahrhaben wollen: in unserer Sprache bietet man das »Du« an als Zeichen besonderer Vertrautheit und geht damit nicht inflationär um. Auch das gehört zum respektvollem Umgang.

In diesem Sinne, einen freundlichen Frühling!