Auf der Suche nach dem neuen Trinkbrunnen nahe dem Münsterplatz (siehe Foto li.) werde ich nass.

Ich finde die unauffällige Säule an der Bushaltestelle in Richtung Bahnhof. Sie ist auch nass – vom Dauerregen an diesen Juni-Tag.

In den vergangenen heißen Sommern waren die nicht vorhandenen Trinkbrunnen gefragt: Wieso ist in Mainz nicht möglich, was in anderen Städten schon lange funktioniert, nämlich der kostenfreie Zugang zu Trinkwasser im öffentlichen Raum? Die zuständige Dezernentin, Janina Steinkrüger, parierte die Vorwürfe, sie sei untätig, mit technischen Details: im Untergrund muss zwischen den anderen bereits vorhandenen Leitungen Platz gefunden werden, um eine Trinkwasser- und Stromleitung, sowie den Zugang zum Abwasserkanal zu installieren; Vorgaben der Denkmalpflege sind einzuhalten; es muss gewährleistet sein, dass das Trinkwasser regelmäßig auf Keime überprüft wird.

Jetzt gibt es immerhin zwei Trinkbrunnen in der Altstadt: werden die Durstigen sie auch finden? Den an der Bushaltestelle in der Bahnhofstraße fand ich, weil ich nach diesem schmalen, hohen Edelstahlgebilde gesucht hatte – ich kannte bereits den Trinkbrunnen auf dem Rebstockplatz, der Dank eines Schildes (Fahrräder dürfen am Trinkbrunnen nicht angeschlossen werden! – siehe Foto re.) leichter zu entdecken ist. Ästhetisch fügen sie sich gut ein, diese Trinkbrunnen, passen zu den riesengroßen Edelstahlmüllbehältern – vielleicht würden ein paar farbige Tupfer helfen, die schlanken Säulen als das wahrzunehmen was sie sind: Wasserspender.

Kostenfreies Trinkwasser

Die Hindernisse, die die Aufstellung von Trinkbrunnen begleiten, veranschaulichen wie schwierig es sein kann, politische Absichten schnell umzusetzen. In einem heißen Sommer wird gefordert, kostenfreies Trinkwasser in der Innenstadt zur Verfügung zu stellen. Dass die Umsetzung so lange dauert, liegt vor allem an Verordnungen und Gesetzen: Bei Trinkbrunnen muss z.B. die Qualität des Wassers kontrolliert werden, regelmäßig. Solche gesetzlichen Vorgaben dienen zuerst dem Schutz der Menschen – das Geschrei wäre groß, wenn Menschen an Keimen erkranken, die auf das Wasser aus einem Mainzer Trinkbrunnen zurückzuführen sind.

Vieles dauert in Mainz (und andernorts) sehr lange: Egal ob eine Baugenehmigung oder ein Trinkbrunnen genehmigt werden müssen, x-Vorgaben sind einzuhalten und umzusetzen. Was ist die Alternative? Würde bekannt, dass die Verwaltung hier und da »ein Auge zudrückt«, also hier eine Ausnahmegenehmigung für die Außenbewirtschaftung erteilt, dort die Vorgaben für Lärmschutz bei einer Baugenehmigung nicht berücksichtigt, damit Vorhaben schneller umgesetzt werden können, hieße es zurecht: Mauschelei! Verwaltungshandeln muss transparent und nachvollziehbar sein. Um Gesetze und Verordnungen zu ändern, sind politische Mehrheiten gefragt.

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