Hitze, Trockenheit: In diesem Sommer sind erneut die Folgen des Klimawandels in der ganzen Stadt zu sehen und zu spüren. Dem MAINZER erläutert Umwelt- und Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger kommunale Maßnahmen im Bereich Wassermanagement.

Trinkwasser ist noch eine Selbstverständlichkeit. Damit das hoffentlich so bleibt, hat die Bundesregierung im März 2023 eine Nationale Wasserstrategie verabschiedet. Auch die Kommunen sollen dazu beitragen, einen »naturnahen Wasserhaushalt wiederherzustellen und die Wasserwirtschaft klimaresilient zu machen.« Im Bereich Wassermanagement haben Kommunen diverse Handlungskompe­tenzen, sagt Janina Steinkrüger. Wobei, schränkt die Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin ein, die Trinkwasser-Versorgung, also die Gewinnung und Verteilung von Trinkwasser, ist Aufgabe der Mainzer Stadtwerke AG.

Auf dem Foto oben: Klimaresiliente Baumhaine für den Willy-Brandt-Platz in Gonsenheim: Fördergelder sind beantragt

Wassermanagement in der Stadt heißt z.B. die Bewässerung von Bäumen und Pflanzungen, den Betrieb von Brunnenanlagen, Wasserspielplätzen und Trinkwasserbrunnen sicherzustellen und zu organisieren. Teilweise nutzt das Grün- und Umweltamt zur Bewässerung von Pflanzen in der Stadt Trinkwasser, ebenso Brauchwasser, beispielsweise von geklärtem Wasser im Zentralklärwerk Mainz oder Brunnenwasser (Grundwasser). Um die Nutzung von Trinkwasser für die Bewässerung weiter zu reduzieren ist zudem eine Rheinwasserentnahmestelle in der Gaßnerallee, ein Quellwasseranschluss im Winterhafen und eine Rheinwasserentnahmeanlage zur Bewässerung der neuen Grünanlage Nordmole/Zollhafen geplant, bzw. in Bau.

Janina Steinkrüger

Janina Steinkrüger, © Stadt Mainz

Bewässerung ist wichtig

Geht es um die Bewässerung ist die Umweltdezernentin unnachgiebig: »Wir brauchen Bäume und Pflanzungen in der Stadt mehr denn je, es macht keinen Sinn, hier die Bewässerung einzustellen, dann wird es in der Stadt noch heißer und stickiger.« Gebraucht werden in der Stadt auch unbedingt Trinkwasserbrunnen – ein Thema, das Steinkrüger seit Beginn ihrer Mainzer Amtszeit ein Anliegen sei. Aber: Es ist aufwändig, einen Trinkwasserbrunnen zu installieren. Die Dezernentin zählt auf, was alles notwendig ist: die Finanzierung (die zwischenzeitlich genehmigt ist), die Standortkoordination (in Absprache mit u.a. den jeweiligen Ortsbeiräten, dem Denkmalschutz, etc.), eine kurze Standleitung, heißt eine Wasserleitung in der Nähe, einen Zugang zur Kanalisation, die Kooperation mit dem Gesundheitsamt  (Überprüfung der Wasserqualität), die Beschaffung der Brunnen (inklusive Ausschreibung), den Auftrag an den Wirtschaftsbetrieb für die Tiefbauarbeiten, den Auftrag an die  Mainzer Netze, den Brunnen anzuschließen; ist der Trinkwasserbrunnen fertig, muss die Wartung und Kontrolle durch städtische Mitarbeiter:innen sichergestellt werden.

Regenwasserbewirtschaftung

Beauftragt sei nun endlich die Reaktivierung des Trinkwasserbrunnens am Rebstockplatz und, Steinkrüger ist optimistisch, bis Ende kommenden Jahres sollen zwei bis drei weitere Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt installiert sein. Perspektivisch gesehen reicht das nicht, stellt sie fest, die Installierung von Trinkwasserbrunnen in der Nähe von öffentlichen Sportanlagen, der großen Parks und der Wasserspielplätze sei denkbar.

Die Regenwasserbewirtschaftung ist ebenfalls Teil des kommunalen Wassermanagements. Das beinhaltet die Renaturierung von Bächen, wie im Wildgrabental, im Gonsbachtal und aktuell an einem Abschnitt des Aubachs. Unterbunden wird so das Überlaufen der Abwasserkanäle bei starken Regenfällen, das Wasser kann an den renaturierten Bachläufen versickern und es entwickeln sich, Dank entsprechender Pflanz- und Pflegemaßnahmen natürliche Erholungsräume. Ferner sind die Regenrückhaltebecken Teil des Konzepts zur Regenwasserbewirtschaftung. An unterschiedlichsten Stellen im Stadtgebiet sorgen sie dafür, dass Regenwasser nicht die Abwasserkanäle flutet. Zuletzt baute der Mainzer Wirtschaftsbetrieb in Ebersheim ein neues Regenrückhaltebecken. Der Wirtschaftsbetrieb, der im Mainzer Stadtgebiet für die Entwässerung zuständig ist, arbeitet zudem an einem Stark­regenvorsorgekonzept. Ein weiteres Beispiel für die Regenwasserbewirtschaftung sind sogenannte Rigolen, die in Marienborn in einem Wohngebiet anstelle von Abwasserkanälen vor den Grundstücken angelegt wurden: In den künstlich hergestellten Mulden sammelt sich Regenwasser und kann in den Boden einsickern.

Bewusstsein schärfen

Angesichts der aktuellen Trockenheit und Hitze ist die Notwendigkeit, Trinkwasser zu sparen, offensichtlich. Weniger offensichtlich ist die Tatsache, dass ein ganzjährig reduzierter Trinkwasserverbrauch zu einer Erholung der Grundwasserbestände und damit zu einer langfristigen Versorgungssicherheit beiträgt. Die Umweltdezernentin meint, der sparsame Umgang mit Trinkwasser könne mit Wassersparkampagnen gefördert werden: Praktische Hinweise, wie z.B. beim Händewaschen zwischendurch den Wasserhahn abtzudrehen, das Wasser mit dem der Salat gewaschen wurde für die Bewässerungen der Pflanzen in der Wohnung oder im Garten zu benutzen.

Bei genauerem Hinsehen gäbe es viele Möglichkeiten Wasser einzusparen, so Steinkrüger – auch im Stadthaus: »Ist es wirklich nötig hier alle paar Wochen die gesamte Fensterfront reinigen zu lassen oder reicht es, das zweimal im Jahr in Auftrag zu geben?« Brauchen wir Golfrasenartige Grünflächen im Garten, wie gestalten wir die Gärten, damit sie gut durch die heißen und trockenen Sommer kommen – ohne dass sie andauernd bewässert werden müssen – solche Fragen müssten immer drängender beantwortet werden. Bei Neubauprojekten solle die Planung von Zisternen und der Abfluss des Regenwassers mitgedacht werden oder die Brauchwassernutzung für die Toilettenspülung: Nötig ist dafür eine eigene Wasserinfrastruktur, die zusätzliche Baukosten verursacht. Vielleicht amortisiert sich die Brauchwasseranlage in 20 Jahren – nur: welcher Bauträger denkt heute an Einsparungen in 20 Jahren?

Klimawandelfolgenanpassung

Natürlich kosten alle Maßnahmen, die dazu beitragen, Wasser einzusparen oder die Folgen von Starkregenereignissen für die Bürger:innen zu verringern Geld. Wo möglich, bemüht sich das Umwelt- und Verkehrsdezernat um Fördergelder. Aktuelles Beispiel: Das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI), das der rheinland-pfälzische Landtag im Juli 2023 verabschiedet hat. Die vom Mainzer Umweltdezernat erarbeitete Projektliste für die Pauschalförderung des KIPKI in Höhe des zu erwartenden maximalen Fördervolumens von ca. 9,5 Mio. € wurde vom Stadtrat bereits am 12. Juli 2023 beschlossen. 25% der Projekte sind für die Klimawandelfolgenanpassung vorgesehen: »Das sind keine Nice to Have-‚ sondern Must Have-Projekte, sagt Steinkrüger.

Die Bandbreite der eingereichten Projekte demonstriere, wie viele Folgen des Klimawandels in Mainz bereits sichtbar seien und abgefedert werden müssten. In der Projektliste stehen u.a. der Erwerb und die Sicherung von Brachflächen am Hartmühlenweg im LSG Gonsbachtal, die Umwandlung von Rasen in Wildstaudenpflanzung, um klimaresiliente Baumhaine am Willy Brandt Platz, um die Standortverbesserung an Bestandsbäumen zur Erhöhung der Resilienz für kommende Trockenperioden, um »Smart City« – hier die Bodenfeuchtigkeitsüberwachung zur Steuerung der Bewässerung von Jungbäumen.

Längerfristig, meint Janina Steinkrüger, müssten Maßnahmen für die Anpassung von Klimawandelfolgen zur Pflichtaufgabe des Staates werden: »Es geht darum die Gesundheit der Bürger:innen zu schützen und sie auch vor materillen Schäden durch Natur­katastrophen zu bewahren.«

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