Laut dem Bundesumweltamt fallen jährlich 22 Kilogramm Elektroschrott pro Person an. Unzählige Handys, Toaster, Mixer, Fernseher oder ähnliche Elektrogeräte landen im Müll. Darunter sind auch Geräte, die repariert werden könnten – im Repair Café Mainz.

Zahlreiche Menschen strömen in das Untergeschoss der Windmühlenschule in der General-Oberst-Beck-Straße (Mainz-Hechtsheim). In den Händen halten sie Kaffeemaschinen, Lampen, Radios und andere Haushaltsgeräte, außerdem Fahrräder und Stühle. Der Ansturm beim ersten Termin des Repair Café im neuen Jahr ist enorm, was Fabian Garbe, Koordinator des Cafés erfreut. Sogleich erläutert er allen die Regeln des Ablaufs: »Füllen Sie bitte zunächst ein Formular aus. Hier wird nicht repariert, wer als Erstes da ist, sondern nach Kompetenzen.«

Dies bedeutet: Die ehrenamtlichen Reparierenden mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten klären nach Durchsicht der Bögen, ob und wie sie ein Gerät instand setzen können und rufen die Besucher auf. Bis zu 40 Aufträge werden an so einem Abend bearbeitet.

Soziales Miteinander

Grundsätzlich werde alles, was »man tragen kann«, begutachtet und repariert, erklärt Garbe. Falls dennoch mal Ersatzteile für ein Gerät fehlten, informierten die Reparateure darüber, wo diese erhältlich sind. Die Besucher könnten diese dann nachträglich beim nächsten Termin des Repair Café einbauen lassen. Jedoch schränkt der 31-Jährige ein: »Wenn natürlich gar nichts mehr am Gerät zu machen ist, dann sagen wir das auch.«

Über das Reparieren von Elektrogeräten hinaus bietet das Café an einem Abend noch weitere Servicebereiche an. Dazu gehören das Umsonstlädchen, in dem nicht mehr gewollte und gut erhaltene Dinge abgegeben werden können, die Uhren & Schmuck-Reparatur sowie die Holzwerkstatt, in der Handwerker kleine Holzmöbel bearbeiten. Daneben kann in der Fahrradwerkstatt am eigenen Rad mitgeschraubt werden und in der Nähstation gibt es die Möglichkeit, selbst zu nähen oder nähen zu lassen. Wer Erwachsenen- sowie Babykleidung sucht und tauschen möchte, wird im Raum für den Kleidertausch fündig, und im Bereich 3 D-Druck erstellt ein Hightech-Drucker auf Anfrage Ersatzteile für den Reparaturbetrieb.

Getragen wird das vielfältige Angebot von 40 engagierten Ehrenamtlichen, doch Verstärkung wird stets gesucht. »Interessierte müssen nicht handwerklich begabt sein. Wir bieten verschiedene Einsatzbereiche, wie etwa das Organisieren eines solchen Abends«, meint Garbe. Nicht zuletzt ginge es darum, voneinander zu lernen und das soziale Miteinander zu fördern.

Bewusstsein für Ressourcen schärfen

Vor zehn Jahren wurde das Repair Café von Gisela Apitsch in Trägerschaft des Evangelischen Dekanat Mainz gegründet. Ziel der Initiative ist es, für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten sowie das Bewusstsein in der Gesellschaft für einen achtsamen Umgang mit Ressourcen zu schärfen. Seit 2022 ist der Verein eigenständig und finanziert sich ausschließlich über Spenden. Garbe, der 2. Vorsitzender des Vereins und eigentlich Kommunikationsberater ist, hat das Repair Café über einen beruflichen Auftrag kennengelernt und war begeistert: »Ich hatte einen tollen Abend und ein schönes Gespräch mit Frau Apitsch. Dabei entdeckte ich meinen Faible für das Café.« Da er auch privat gern »schraube«, sei er hier in »seinem Element«, und dass das Konzept des Vereins auch immer mehr Menschen anspreche, zeige sich deutlich an der wachsenden Besucheranzahl.

| KH

Jeden letzten Freitag im Monat findet das Repair Café statt.
Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Der nächste Termin: 28. April 2023.
www.repaircafemainz.org