Land auf, Land ab wurden Energieeinsparverordnungen im Spätsommer 2022 verabschiedet. Auch in Mainz. Mit welchem Ergebnis beim Energiesparen?

Energiesparen – das große Thema im Spätsommer und im Herbst letzten Jahres. Die Angst vor leeren Gasspeichern und vor Stromausfällen ging um, die Preise stiegen um ein Vielfaches. Im August 2022 wurden auch in Mainz Energieeinsparmaßnahmen angeordnet: Die Mainzer »Skyline« liegt seither im Dunkeln, Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung und der stadtnahen Gesellschaften arbeiten bei 19 Grad Raumtemperatur, in den Mainzer Turnhallen waren 17 Gad angesagt, im Mainzer Taubertsbergbad wurde die Wassertemperatur abgesenkt. Hat sich das Frieren gelohnt? Wie viel Prozent Energie wurden tatsächlich eingespart?

Die Mainzer Stadtwerke AG hat an ihrem Standort in der Rheinallee von Anfang Oktober 2022 bis Ende Dezember 2022 mehr als 30 Prozent Wärme eingespart und knapp neun Prozent weniger Strom als im gleichen Zeitraum des Vorjahres verbraucht. Bei der Wärmemenge sei aber zu bedenken, so MSW-Pressesprecher Michael Theurer, dass die Außentemperaturen 2022 gegenüber 2021 teils deutlich höher waren – was ebenfalls zu der Ersparnis von 30 Prozent beigetragen habe.

Energiesparen im Mainzer Taubersbergbad

In den regionalen Hallenbädern war die Wassertemperatur reduziert worden, so auch im Mainzer Taubersbergbad: im Nichtschwimmerbecken auf 28 Grad und im Schwimmerbecken auf 26 Grad. Wie viel Energie dadurch eingespart werden konnte, lässt sich nicht eindeutig beziffern, erläutert MSW-Sprecher Theurer – die Vergleichbarkeit zum vorangegangenen Jahr 2021 sei nicht gegeben: Aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie gab es 2021 teils andere Öffnungszeiten und im Winter 2020/21 war erstmals die Traglufthalle über dem großen Becken im Freibad geöffnet – auf die hatte die Mainzer Stadtbad GmbH im Winter 2022/23 bewusst verzichtet, um Energie zu sparen.

Klar ist inzwischen, von September bis November 2022 hat das Taubertsbergbad fast 50 Prozent weniger an Wärme verbraucht als 2021. Beim Strom verringerte sich der Verbrauch von Oktober bis Dezember 2022 um etwa 19 Prozent. Auch hier gilt: veränderte Außentemperaturen spielen eine Rolle und vor allem, der Verzicht auf die Traglufthalle. Insgesamt, bilanziert Theurer, ließe sich die tatsächliche Energieeinsparung durch die reduzierte Wassertemperatur nicht in Prozentzahlen ausdrücken. Zwischenzeitlich (seit dem Familiensonntag am 5. Februar 2023) ist die Wassertemperatur im Schwimmerbecken des Taubertsbergbades wieder auf 28 Grad und im Lehrschwimmbecken auf 30 Grad angehoben worden.

Auf der anderen Rheinseite

In den Hallenbädern auf der anderen Rheinseite wurde in den vergangenen Monaten ebenfalls Energie eingespart. Marc Kneiper vom »Eigenbetrieb der Landeshauptstadt Wiesbaden für Quellen-Bäder-Freizeit Mattiaqua« berichtet, die Außerbetriebnahme der Saunen im Hallenbad Kostheim, dem Freizeitbad Mainzer Straße sowie in der Kaiser-Friedrich-Therme habe so viel Strom eingespart, wie im Durchschnitt 440 Vierpersonen-Haushalte im Jahr verbrauchen. Die Einsparungen beim Gasverbrauch entsprächen dem Verbrauch von 100 Vierpersonen-Haushalten. Zu diesen Einsparungen beigetragen habe auch die Entscheidung, die Kunsteisenbahn nicht in Betrieb zu nehmen, so Kneiper. Konkrete Zahlen nannte Kneiper für das Hallenbad Kostheim: hier konnten täglich 6.900 Kwh Gas und 700 Kwh Strom eingespart werden.

Wurde das 15 Prozent-Einsparziel erreicht?

Seitens der EU wurde Anfang August 2022 ein Gas-Notfallplan verordnet: Alle EU-Länder sollten freiwillig ihren Gasverbrauch von Anfang August 2022 bis März 2023 um 15 Prozent senken. Der Mainzer Ex-OB Michael Ebling sagte bei der Vorstellung des Mainzer Energiesparplans zur Umsetzung dieses Gas-Notfallplans im August 2022, mit den angekündigten Maßnahmen käme die Stadt dem 15%-Einsparziel sehr nahe. Wie nahe, wollte nun DER MAINZER wissen. Die Mainzer Pressestelle schreibt:

»Zum Stand Jahresende 2022 sind wir unserem 15 %-Ziel nahegekommen, in absoluten Zahlen haben wir es aber nicht erreicht. Durch die diversen Maßnahmen – insbesondere der Absenkungen der Raumtemperatur in den öffentlichen Liegenschaften (ohne Kitas und Schu­len) – sowie dem Engagement der Mitarbeiter:innen konnten ersten Hochrechnungen zu Folge bei der Fernwärme über 6%, beim Erdgas über 12% eingespart werden Die überwiegende Mehrheit der angekündigten Einsparmaßnahmen – und sofern diese mit anderen Gesetzen und Verordnungen vereinbar waren – wurde umgesetzt. Eine Absenkung der Raumtemperatur auf 18 Grad – wie im August angestrebt – wurde nicht umgesetzt, da dies den Kommunen von Bundesebene nicht gestattet wurde. Die Raumtemperaturen wurden daher lediglich auf 19 Grad herabgesetzt bzw. die Teilklimatisierung des Stadthauses Große Bleiche wurde angehoben, auch Gebäude wie angekündigt nicht beleuchtet.«

Die Energiesparmaßnahmen im Rahmen der Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSikuMaV) gelten noch bis zum 15. April 2023.

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