Wer hätte Anfang 2022 damit gerechnet, dass der Stadt Mainz im Verlauf des Jahres der Oberbürgermeister abhandenkommt?

Oder dass Russland die Ukraine überfällt, das Thema Energieversorgung zum Dauerbrenner wird und die Preise für Nahrungsmittel explodieren? Der trocken-heiße Sommer war eher weniger überraschend, lange genug wird mit Daten und Fakten auf den Klimawandel hingewiesen. Ähnlich beim Mangel an Arbeitskräften.

Es gab auch schöne, angenehme Ereignisse, die manchen – Ironie des Schicksals? – die Corona-Pandemie bescherte: Die Infektionszahlen gehen zurück, die schweren Verläufe ebenso. Die daraus resultierende »Freiheit« nutzen Menschen, um Freunde und Verwandte, Veranstaltungen und Feste zu besuchen. Wer es sich leisten kann, fährt wieder in Urlaub.

Was steht an in Mainz 2023?

Vor allem die OB-Wahl. Sie wird spannend. Endlich kandidieren auch Frauen. Nicht alle Kandidatinnen und Kandidaten sind wirklich bekannt, entsprechend müssen sich alle im Wahlkampf richtig anstrengen, um ihre Positionen klar zu machen – z.B. zum »Biotechnologie-Cluster« auf S. 10/11 in dieser MAINZER-Ausgabe.

Ganz vorn steht 2023 auch die Umsetzung des neuen »Masterplan 100 % Klimaschutz« – Geld ist ja zum Glück vorhanden. Hoffentlich findet die Mainzer Umweltdezernentin auch genügend Mitarbeiter:innen für die Durchführung der Maßnahmen. Schnell wird das nicht gehen, denn Verwaltungshandeln wird durch Gesetze und andere politische Vorgaben bestimmt. Das ist Bestandteil des demokratischen Systems, das in Deutschland zudem zwischen Bund, Ländern und Kommunen austariert werden muss. Immer schwerer wird es diese komplexen Sachverhalte unter die Leute zu bringen – so dass die Menschen verstehen, was da passiert. Entweder es gelingt, Tatsachen mit Bildern und in kurzen Filmen zu illustrieren, sie in fünf bis zehn Sätzen zuzuspitzen oder die Nachrichten rauschen an den Menschen vorbei. Das Alltagsleben scheint für die meisten derart anstrengend, dass keine Kraft mehr bleibt, sich mit Entscheidungen auseinanderzusetzen, die irgendwie unser aller Leben betreffen und gleichzeitig so abstrakt sind.

Das Onlinezugangsgesetz: wer erinnert sich noch daran? Es hätte bundesweit bis Ende 2022 den Bürger:innen 600 Verwaltungsvorgänge digital zur Verfügung stellen sollen. Hat nicht geklappt. Wird auch nicht so schnell klappen. Das Radwegenetz für Mainz: klingelt da was? Ob es 2023 Gestalt annimmt? Oder der »Nothilfefonds«: Angekündigt im September 2022, soll er Mainzer:innen unterstützen, die ihre Energierechnungen nicht bezahlen können. Noch warten die Verantwortlichen im Mainzer Stadthaus auf entsprechende Bundes- und Landesentscheidungen: Kommunalverwaltungen können halt nicht immer zügig umsetzen, was die Politik entscheidet.

Einen guten Start ins neue Jahr wünscht Ihnen das gesamte MAINZER-Team.

| SoS