Es gibt viele Mainzer:innen, die sich um Menschen kümmern, denen es in Mainz nicht gut geht. In der Weihnachtszeit, in der Nächstenliebe besonders geschätzt wird, lassen sich die Helfenden Besonderes einfallen.

Wohnsitzlose, Kinder und deren Familien, Flüchtlinge: Unterschiedliche Gruppen, die teils trotz staatlicher Transferleistungen unter prekären Umständen leben müssen. Ihnen unter die Arme zu greifen ist Auftrag und Aufgabe verschiedener Organisationen – die wiederum teils mit staatlichen, teils mit kirchlichen und teils mit privaten Geldern unterstützt werden. Und die alle auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen sind. In der Weihnachtszeit wollen die Mitarbeiter:innen ihren Klientinnen und Klienten außerdem etwas Besonderes zukommen zu lassen.

Für Wohnsitzlose gibt es in Mainz ganzjährige Unterstützungsangebote vom Verein Armut und Gesundheit, von der evangelischen »Mission leben« und der katholischen Caritas. Die Psychosoziale Beratungsstelle und der Tagesaufenthalt der »Mission Leben« organisiert seit vielen Jahren die Aktion »Ein Päckchen Hilfe«. Mainzer:innen packen Weihnachtspäckchen für wohnungslose Menschen, die sich über z.B. Gutscheine von Discountern, Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr, Tabakwaren und Süßigkeiten freuen. Auch Lebensmittelspenden für das kostenlose Frühstück der Besucher:innen des Tagesaufenthalts, können in der Wallstraße 13 abgegeben werden: haltbare Wurst- und Fischkonserven oder Käse (ohne Kühlung), Kaffee, Milch, Zucker, Marmelade sowie Softdrinks. Außerdem werden Duschgel, Einmalrasierer und Waschpulver benötigt. Die Beschenkten freuen sich auch sehr über persönliche Weihnachtsgrüße der Spender:innen. An Heiligabend wird im Tagesaufenthalt gegrillt und die Päckchen werden verteilt.

Im Wendepunkt der »Mission leben« finden ausschließlich Frauen eine kurze oder mittelfristige Unterkunft, werden beraten und betreut, auch im Tagesaufenthalt. An Heiligabend veranstalten die Mitarbeiterinnen aller drei Wendepunkt-Einrichtungen ein Fest, berichtet Christiane Salzmann, die Wendepunkt-Leiterin. Es werde gemeinsam gegessen – gesponsert von Gewerbetreibenden aus der Neustadt – Geschenke, die Privatpersonen oder Vereine aus der Neustadt gekauft und gepackt haben, würden verteilt.

Das Heinrich-Egli-Haus der »Mission leben« ist Anlaufstelle für Männer, die sich in sozialen oder psychosozialen Notlagen befinden. Zusammen mit einigen Bewohnern der Einrichtung werden die Mitarbeiter den Weihnachtsmarkt besuchen und planen das traditionelle Weihnachtsfest am Heiligabend. Andreas Geiger, Leiter der Einrichtung, erklärt, die Organisation eines solchen Festes sei für Menschen mit komplexen Problemlagen gar nicht so selbstverständlich. »Wir haben ein gruppendynamisches und suchttherapeutisch unterfüttertes ›Gruppenprojekt‹ initiiert, um gemeinsam mit unseren Bewohnern ›neue Wege‹ zu gehen, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen zu fördern und Alternativen zum Substanzkonsum zu entwickeln.«

Winterzeit für Kinder

Im Kinderhaus Blauer Elefant des Mainzer Kinderschutzbundes werden täglich 30 bis 90 Schulkinder von 6-12 Jahren betreut. Viele der Kinder kommen aus Familien, in denen das Christentum nicht praktiziert wird, die Advents- und Vorweihnachtszeit wird zur »Winterzeit«. In die täglichen Betreuungsangebote, wie »Fit für die Schule« und »Schulzeit« werden besinnliche Momente mit Kerzen und Lesungen von Geschichten integriert, jeden Tag wird ein Türchen im Winterkalender geöffnet, es wird gebastelt und eine Woche lang werden Plätzchen gebacken. »Winterfeier« heißt ein gemeinsames Fest – konfessionsunabhängig und angelehnt an die diskriminierungsfreien Angebote im Kinderhaus. »Wir wollen allen Kindern etwas Außergewöhnliches bieten, wie Kinderschminken, Glitzer-Tattoos und Tanzdarbietungen«, erzählt Pascal Noormann, der Leiter des Kinderzentrums in der Neustadt. Die Kinder im Kinderhaus (wie in allen Einrichtungen des Mainzer Kinderschutzbundes) haben zudem einen Wunschzettel geschrieben. Mitarbeiter:innen von Mainzer Unternehmen suchen sich aus, welche Wünsche sie erfüllen möchten und beschenken die – ihnen unbekannten – Kinder.

Geschenke organisieren

Bei der Mainzer Tafel sind pro Woche 150 Ehrenamtler:innen im Einsatz, die ca. 1.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden leisten, dabei 6-8 Tonnen Lebensmittel von 100 Warenspendern an wöchentlich 1.000 Kundinnen und Kunden verteilen. Insgesamt sind 2.000 Kunden und Kundinnen bei der Mainzer Tafel gemeldet, davon sind derzeit 40 % ukrainische Flüchtlinge. Mehr als im Schnitt 1.000 Abholende wöchentlich könnten nicht versorgt werden, sagt die stellvertretende Vorsitzende, Heidi Preuhsler. Der Platz für die Anlieferung von Waren, deren Lagerung und Verteilung lasse keine Kapazitätsausweitung zu. Aber: Alle drei Monate wird die Statistik der Berechtigten bereinigt: wer länger nicht da war, muss Platz machen für Neuaufnahmen.

Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit kommen Firmen, Vereine und andere Gruppierungen auf die Tafel zu und bieten an, Geschenke für die Kinder zu organisieren. Das funktioniere fast automatisch, so Heidi Preuhsler. In den Päckchen sind Süßigkeiten, Schulsachen und Spielzeug. Die Tafel-Mitarbeiter:innen geben die Päckchen den Eltern bei der Nahrungsmittel-Abholung mit. »Wir wissen aufgrund unserer Listen, wie viele Kinder zu welchen Haushalten gehören«, sagt Preuhsler.

Eine besondere Freude

Die Malteser Werke gGmbH betreuen in Mainz in Einrichtungen Flüchtlinge u.a. aus dem Irak und Afghanistan und derzeit auch etwa 800 Ukrainer:innen. Unter allen Gruppen sind viele Kinder, berichtet Behrouz Asadi. Allen Kindern, gleich welchem Kulturkreis sie angehören, soll an Weihnachten eine besondere Freude zuteilwerden. Dafür stellen Firmen, Vereine und andere Gruppen Geschenkpakete zusammen, die den Kindern bei einer Feier im Haus der Kulturen oder von den Malteser Mitarbeiter:innen in den Gemeinschaftsunterkünften übergeben werden. Der Leiter der Mainzer Malteser Flüchtlingshilfe organisiert solche Feiern mit Geschenken schon seit 32 Jahren: »Uns ist es wichtig, dass alle Kinder, die wir betreuen, ein Geschenk bekommen, wir wollen dadurch Chancengleichheit herstellen, auch diejenigen, deren Eltern kein Geld für Geschenke haben, werden beschenkt.«

Behrouz Asadi, der vor 47 Jahren aus dem Iran nach Deutschland emigriert ist, hat noch ein Anliegen, das ihm sehr am Herzen liegt: Es geht um seine ehemalige Heimat Iran. Er wünscht sich ganz dringend, dass sich Deutschland intensiv engagiert, um den Menschen im Iran zu Freiheit und Demokratie zu verhelfen.

Den Ehrenamtler:innen sei Dank

Eleonore Kronwald-Najafian arbeitet in der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit im Caritaszentrum Delbrêl in der Mainzer Neustadt. In dem Zentrum gibt es verschiedene Beratungsangebote und das Café bietet einen täglich wechselnden Mittagstisch. Die Beratungen werden von hauptamtlichen Fachkräften geleitet, in Näh-, PC-und Sprachwerkstatt, im Lern- und Internetcafé, Secondhand-Laden und bei den Alltagslotsen sind viele Ehrenamtliche im Einsatz. Kronwald-Najafian organisiert, zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit und unterstützt von vielen Kolleginnen, alljährlich die Feier für die Ehrenamtlichen im Advent, 40-50 Gäste werden erwartet.

Das Buffet gestalten die Küchenmitarbeiterinnen; das Programm arrangieren die unterschiedliche Gruppen, die zusätzlich zur Caritas in dem Zentrum beheimatet sind, die Räumlichkeiten zum Üben und Proben nutzen und sich freuen, wenn sie im Advent die Feier zur Präsentation ihres Könnens nutzen können: Theater und Musik – gesungen und gespielt. Viel Freude machen auch die kleinen Geschenke, die für die Ehrenamtlichen ausgesucht und verpackt werden. Im vergangenen Jahr waren es Jutetaschen mit Fairtrade-Produkten, was es in diesem Jahr gibt, wird hier nicht verraten.

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