»Treffen sich drei Deutsche, gründen Sie einen Verein«, das ist ein alter Witz mit einem Körnchen Wahrheit, zumindest galt das in den zurückliegenden Jahrzehnten. Den ältesten Fußballverein kennt jeder, der sich durch Kreuzworträtsel kämpft: BFC Germania 1888, Berlin. Der älteste deutsche Turn- und Sportverein ist der TV Friedland in Mecklenburg-Vorpommern (1814). Drei Jahre später wurde der Mainzer Turnverein gegründet.

Wobei wir wieder bei der Zahl Drei sind. Tatsächlich braucht es nicht drei, sondern sieben Menschen, um einen Verein zu gründen. Bundesweit gab es im letztem Jahr rund 23,4 Millionen Mitglieder in Sportvereinen, rund 80 % der Jungen zwischen sieben und vierzehn Jahren sind Mitglied, bei den Männern über 60 Jahren mehr als jeder Vierte.

Wenn man nun alle Vereine zusammennimmt, kommt man auf die Zahl von ca. 600.000 in denen wohl rund 34 Millionen Personen eine Mitgliedschaft haben. Wenn man etwas tiefer in die Vereinslandschaft eintaucht und mit den Verantwortlichen spricht, zeichnet sich jedoch ein düsteres Bild ab. Es fehlt überall an Ehrenamtlichen, die sich für die Vereine in ihrer freien Zeit engagieren.

Manche Mitgliederversammlung muss wiederholt werden, weil es für die in der Satzung vorgeschriebenen Vorstandsposten keine Kandidatinnen und Kandidaten gibt. Viele Sportvereine könnten ihre Mitgliedszahlen steigern, aber es fehlt an Übungsleiter/-innen. Die Mainzer Tafel sucht noch ehrenamtliche Unterstützung usw. usw..

Mittlerweile gibt es aus diesem Grunde fast in allen größeren Städten Ehrenamtsagenturen, die für das Ehrenamt werben sollen. In Mainz ist es das MEM, »Mein Engagement in Mainz«, Träger des MEM ist das Diakonische Werke Rheinhessen. Diese Agenturen wollen Menschen, die sich gerne ehrenamtlich betätigen wollen, beraten und informieren. Ein Besuch des Internetauftritts ist sehr ernüchternd.

Als Anreiz, sich für die Gesellschaft zu engagieren, wird die Ehrenamtskarte Rheinland-Pfalz angepriesen. Die Besitzer/-innen dieser Karte bekommen beispielsweise in Mainz 10 % Rabatt auf alle Angebote von Willenberg Uhren & Schmuck, 5 % Ermäßigung im Unterhaus, 2 € Ermäßigung bei der Showbühne oder 1 kleines kostenloses Getränk im Augustinerkeller.
Ach ja, dann gibt es auch noch in Rheinland-Pfalz den Tag des Ehrenamtes. …

Alles etwas unprofessionell, um nicht zu sagen hausbacken.

Wir leben in einer Zeit, in der sich viele mit dem Begriff »Work-Life-Balance« auseinandersetzen – bei Google gibt es nach einer Eingabe rund 2.580.000.000 Ergebnisse. Es soll also ein ausbalancierter Zustand zwischen Arbeit und Privatleben gefunden werden.

Wenn man sich die Ratgeber ansieht, dann findet sich die »Arbeit für die Gesellschaft« oft nur unter ferner liefen.

Kurzurlaub bevorzugen, Familie, Freundschaften, Spazieren gehen, Sport treiben, Aufräumen und Renovieren, Kultur genießen, Hobbies haben …. In einem angesagten Ratgeber findet sich unter »Ehrenamtliche Tätigkeiten« der Hinweis, dass man darüber nachdenken sollte, wenn man im Beruf nicht genug Anerkennung findet.

Ich denke, dass der immer stärker werdende Trend zum »Egotrip« auf kurz oder lang das Ende der Vereine einläuten wird. Wie sagte ein solcher Zeitgenosse neulich zu mir: wenn es keine Sportvereine mehr gibt, gehe ich eben ins Fitnessstudio …

Es lohnt auf jeden Fall ein neues Nachdenken darüber, wie man Menschen davon überzeugen kann, dass es »cool« ist ein Ehrenamt zu haben.

| Mogunzius

 

Mogunzius: Der neue MCV-Präsident?