»Oh nein, nicht auch das noch«, hörte ich meine Frau Anfang Juni aus der Küche rufen. Als ich den Kopf durch die Tür streckte, um zu schauen, was wohl passiert ist, sehe ich sie verzweifelt vor dem Computer sitzen, den sie mir gleich entgegenstreckte. Da war zu lesen: »Mainz& exklusiv: Hansgeorg Schönig will als MCV-Präsident kandidieren.« Hansgeorg Schönig, seit über 30 Jahren Stadtratsmitglied der CDU und 10 Jahre Vorsitzender seiner Fraktion.

Die Diskussion um seine Person wird nicht nur seit Oktober letzten Jahres geführt, als er sich in einer kurzfristig angesetzten Wahl wieder zum Vorsitzenden wählen lassen wollte und sich dann mit einem denkbar knappen Ergebnis zufriedengeben musste. Kurz vor Pfingsten hat er dann doch seinen Rücktritt als Vorsitzender angekündigt, zwei Wochen später wurde sein Nachfolger gewählt. Zudem möchte er 2024 nicht mehr für den Stadtrat kandidieren. Nun also soll es nach dem Rückzug aus der Politik bei unserem ältesten Fastnachtsverein als MCV-Präsident weiter gehen. Keine einfache Aufgabe, nachdem vor einigen Jahren der MCV seine alleinige Zuständigkeit bei der Durchführung des Rosenmontagszuges verloren hat und nun mit der gegründeten Mainzer Fastnacht eG zusammenarbeiten muss.

Der bekannte Journalist Harald Martenstein hat 2016 unter der Überschrift »die netten Menschen von Mainz« im Merian über seine Heimatstadt geschrieben: »Ja, die meisten Mainzer sind zur Unfreundlichkeit, zur Schroffheit und zur Engstirnigkeit vollkommen ungeeignet.« Und »Typische Mainzer sind harmoniesüchtig und hassen Streit…«




Nun muss man nicht unbedingt gebürtiger Mainzer sein, um das Präsidentenamt ausüben zu können, der derzeitig Amtsinhaber, Dr. Urban, ist Bayer. Aber ein paar der von Martenstein zitierten Eigenschaften wären sehr wünschenswert und nach denen muss man meiner Meinung nach bei Herrn Schönig lange suchen.

Was auf jeden Fall von Nöten ist, ist das entsprechende Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen und der ernsthafte Willen nicht immer nach Problemen, sondern nach Lösungen zu suchen. Wer die Vorgänge innerhalb der CDU-Stadtratsfraktion in letzter Zeit verfolgt hat, kann daran leichte bis mittelschwere Zweifel haben.
Wie dem auch sei, Mitglied im MCV kann eh nur werden, wer dies beim Vorstand beantragt und er/sie muss nachweisen, dass »aktiv und ehrenamtlich« an den Vereinszielen mitgearbeitet wird, die Anzahl ist überschaubar und die Zahl der CDU-Mitglieder bestimmt nicht klein.

Also wird es wohl mit der Wahl ohne große Aufregung klappen und es bleibt letztendlich nur die Frage, warum es Menschen gibt, die nicht loslassen können, wenn sie einmal ein bisschen an der Macht geschnuppert haben.

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