Überraschend war es nicht, dass Rat und Verwaltung unserer Stadt nach Lösungen suchen, wie die Auswüchse der nächtlichen Winterhafen-Partys begrenzt werden können.

Dabei herausgekommen ist ein Musikverbot nach 22 Uhr. Folge: die Jugendorganisationen von SPD, Grüne und FDP beschweren sich öffentlich, dass sie nicht vorher vom Rat befragt worden sind, wie immer meckert der Ortsbeirat Altstadt und 350 junge Leute führen eine »Nachttanzdemo« zum Winterhafen durch.

Niemand, der sich die Mühe gemacht hat, Sonntagsfrüh den Schauplatz der »friedlichen Zusammenkunft junger Menschen« anzuschauen, wird behaupten, dass wir dort kein Problem haben. Wer sich dann noch mit Polizisten oder Ordnungsamts-Mitarbeitern über die Ereignisse unterhält, weiß, dass unsere Liberalität auch Grenzen haben muss.

Dass Menschen in unserer Stadt einen Anspruch haben, dass die Nachtruhe das Wort auch verdient, wird niemand bestreiten wollen. Dieser Anspruch ist unabhängig davon, wie hoch die Miete ist oder wie teuer die Wohnung war.
Ob in Sommermonaten an Samstagen, wie in unserem Land üblich, die Nachtruhe ab 22 Uhr noch zeitgemäß ist, ist bestimmt Diskussionswürdig. Ausnahmen der Behörden gibt es ja. Wenn in der Kasteler Reduit Konzerte stattfinden und die gesamte Mainzer Rheinfront bis 24 Uhr beschallt wird, ist dies genehmigt.

Ich ahne nach vielen Gesprächen mit Vertreter-/innen der sogenannten Generation Z (Geburtsjahr 1995 – 2010) langsam, um was es geht. Wir wissen, dass der Megatrend des 21. Jahrhunderts die Individualisierung ist. Der Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung. Dieses Streben, mehr Einfluss auf das eigene Leben zu haben, geht einher mit dem Willen, sich dabei nicht reglementieren lassen zu wollen. Das ist in den Betrieben zu spüren, die sich viel einfallen lassen müssen, wenn sie junge Leute für einen Arbeitsplatz begeistern wollen. Das merken die Vereine, die Parteien, die Gewerkschaften, die Kirchen. Die Bindungswirkungen gehen immer weiter verloren. Was tun?

Wir müssen nicht so tun, als ob wir mit unseren Angeboten nicht Rücksicht auf unsere jungen Mitbürger-/innen nehmen, das Marktfrühstück ist dafür ein gutes Beispiel.

Wenn der dringende Wunsch besteht, sich bis morgens um 4 oder 5 Uhr im Freien am Rhein zu treffen, Musik zu hören und Alkohol zu trinken, sollten wir gemeinsam mit den Interessierten nach möglichen Orten suchen. Vielleicht gelingt es uns auch, Verantwortliche dieser Altersgruppe zu finden, die dafür sorgen, dass anschließend nicht alles wie eine Mülldeponie aussieht.

Wie wäre es beispielsweise mit der Fläche neben der Theodor-Heuss-Brücke bis zum ersten Hochbeet? Da könnte sogar eine kleine Bühne aufgebaut werden und Winzer mit Schlafstörungen könnten Angebote unterbreiten. Für diese nächtlichen Rheinpartys finden sich bestimmt auch Gastronomen, die einige Stunden das Programm organisieren.

 

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Mogunzius: Kunden unerwünscht