Ansprachen, wie auf dem Foto, bewirken nichts beim Müll-Problem! Um den Abfalleimer vor dem AWO-Kinder- und Jugendtreff herum liegen zerdepperte Glasflaschen, Pizzakartons, Einkaufstüten.

Es gab und es gibt Appelle zum Müll-Problem: «Liebe Leute, bitte entsorgt euren Müll in den Abfalleimern oder nehmt ihn am besten wieder mit nach Hause.» Wirkungslos.

Es gab die von der Stadt beauftragten Müll-Scouts, die den Feiernden am Winterhafen und im Volkspark erklärten, warum sie den Einmal-Grill, die Plastik- und Papierverpackungen, die Getränkedosen und –flaschen auf den Wiesen nicht liegen lassen sollen. Erfolglos.

Es gab einen Austausch der Abfalleimer in der Innenstadt: anstatt 30 l fassen die neuen Edelstahlbehälter 50 l; außerdem gibt es 100 Abfalleimer mehr und ein Großteil der «Abfallhaie» ist mit Aschenbechern ausgestattet. Nutzlos.

Es gibt den Dreck-Weg-Tag und den Junior-Dreck-Weg-Tag: Im Durchschnitt sammeln Mainzer:innen dabei 20 Tonnen Abfall ein, in den Kitas und Schulen werden Kinder und Jugendliche für das Thema Abfall sensibilisiert. Es gibt Initiativen, die in ihrem Kiez Müll aufsammeln, die Müll in künstlerischen Installationen arrangieren.

Wer fühlt sich davon angesprochen, denkt um und benutzt deshalb den Abfalleimer?

Verwarnungsgeldkatalog

Es gibt einen Verwarnungsgeldkatalog, laut dem das Wegwerfen einer Serviette mit 15 € Verwarnungsgeld geahndet werden kann. Das Wegwerfen von Essensbesteck aus Plastik soll 25 € kosten, das Wegwerfen von Verpackungsmaterial sogar 30 €.

Mainz wäre eine reiche Stadt, würden diese Verwarnungsgelder tatsächlich erhoben. Aber: Es gibt NICHT genügend Mitarbeiter:innen im «Zentralen Vollzugs- und Ermittlungsdienst», die Verwarnungsgelder einfordern. Warum nicht?

Hier scheiden sich die Geister. Die einen meinen, es ist nicht Aufgabe des Staates, den Bürger:innen hinterher zu räumen. Die Menschen müssten selbst einen Beitrag leisten, um Müll auf Straßen und Plätzen zu vermeiden. Zur Stärkung dieser Selbstverantwortung wird mit Steuergeldern und Entsorgungsgebühren viel finanziert: die Abfallberatung im Umweltladen, die kostenlose Abholung von Sperrmüll, Müllgebühren, die sich am Aufkommen des Restmülls orientieren (die Biomüll-, Glas-, Altpapier-und Kunststoffmüll-Entsorgung ist in Mainz kostenlos), das Umweltbildungs-Zentrum des Entsorgungsbetriebs.

Die anderen meinen, der Staat müsse mit seinem Gewaltmonopol dafür sorgen, dass die Stadt sauber ist. Schließlich gibt es Instrumente wie Verwarnungs- und Bußgelder, von Steuerzahler:innen bezahlte Ordnungskräfte.
Dieses entweder-oder-Prinzip ist überflüssig. Warum denken und handeln die Verantwortlichen nicht endlich nach dem Prinzip «sowohl-als-auch»? Die Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit ist umfangreich. Sie reicht aber nicht aus, um die Ignoranten zur Einsicht zu bringen. Wann werden diese endlich konsequent zur Kasse gebeten?

| SoS

 

Mainz: Abfall und Müll im öffentlichen Raum