Der Countdown läuft. Bis Ende Juni sollen die Planungen für die Landesgartenschau 2026 in Mainz abgeschlossen sein. Der Vorschlag, den Dom zu begrünen, sorgt für Furore.
»Warum nicht ein grünes Hochhaus bauen, damit Wohn- und Kulturfläche schaffen und gleichzeitig das Stadtklima verbessern?« fragte die Mainzer Partei Die Linke in einer Pressemitteilung. Mit der bildlichen Begrünung der Mainzer Bonifaziustürme am Hauptbahnhof lud Die Linke ein, an der Bürgerbeteiligung zur Landesgartenschau Ende Februar 2021 teilzunehmen. Direkt im Anschluss an diese Videokonferenz erhielt DER MAINZER eine Nachricht (deren Absender/-in wir nicht preisgeben!). In der heißt es folglich: »Warum nicht ein herausragendes Bauwerk begrünen, um das Stadtklima zu verbessern?«. Angehängt war schließlich das Kunstwerk, das wir auf der Titelseite der April-Ausgabe abgedruckt haben. Außerdem noch eine ausführliche Erläuterung des Vorschlags, den Mainzer Dom zu begrünen.
Bekannt ist, dass sich die Landeshauptstadt um die Austragung der Landesgartenschau 2026 bewerben will. Hintergrund ist der in weiten Teilen der Stadtgesellschaft vorgetragene Wunsch, die unterschiedlichen Grünzonen zu verbinden und auszuweiten. Damit würde sowohl ein Beitrag für den Klimaschutz geleistet als auch ein nachhaltiges Nutzungskonzept für Einheimische wie Gäste angedockt. In diesem schließlich das kulturelle und historische Erbe der Landeshauptstadt im Fokus stehen soll.
Hängende Gärten am Dom?
Das Planungsgebiet umschließt das Rheinufer entlang der Innenstadt, das Regierungsviertel, Rathaus, Winterhafen, Grüngürtel einschließlich Zitadelle und Römisches Theater. Wie das in Mainz aber so üblich ist, wird die institutionelle Stadtgesellschaft in diese Planungen eingebunden. Bei den »Werkstattgesprächen« unter Federführung des Dezernats für Bauen, Denkmalpflege und Kultur tauschen rund 70 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Zivilgesellschaft und Verwaltung Ideen und Meinungen zu einer Landesgartenschau in Mainz aus.
Erstaunen und Jubel löste unter den Teilnehmenden des ersten Werkstattgesprächs im Januar 2021 der Vorschlag von zwei Vertretern des Bischöflichen Ordinariats aus: Der Mainzer Dom, das zentrale Bauwerk inmitten der Stadt und ein weltbekanntes Wahrzeichen, werde begrünt. »Wir wollen einen Beitrag leisten um die Folgen des Klimawandels abzumildern«, sagte einer der Vertreter der Mainzer Bistumsleitung. Hinter den Kulissen scheint es im Bistum Mainz heftigen Streit über das Ansinnen, den Dom begrünen zu wollen zu geben. Dabei geht es sowohl um religiöse
Argumente als auch um praktische Fragen: Wie sollen die hängenden Gärten am Dom bewässert werden? Dafür, so kolportierten es die Teilnehmenden des Werkstattgesprächs, sei eine wunderbar einfache Lösung gefunden worden: Als »ewiges Bauwerk« stehe immer an einem der Domtürme ein Gerüst, über dieses könnten Wasserleitungen zu den einzelnen Bepflanzungen gelegt, die Blumenkästen und Pflanzkübel von den Mitarbeiter/-innen der Mainzer Dombauhütte gegossen werden.
Hortensien oder Geranien?
Eine weitere, offensichtlich heftig diskutierte Frage wurde noch nicht abschließend beantwortet: Welche Pflanzen eignen sich am besten vor der Sandsteinkulisse? Sind die Blüten der Hortensien nicht zu groß und verdecken zu sehr die charakteristischen Fenster? Sind Geranien nicht zu profan für ein solch wichtiges Bauwerk der Kirchengeschichte? Auch die Idee, Bäume auf den Türmen zu pflanzen, wurde nicht einhellig begrüßt. Zu sehr, so ein Einwand, werde dadurch das charakteristische Bild der Domtürme verändert.
Bis Juni 2021, so lange wird der intensive Stadtdialog zur Landesgartenschau 2026 gepflegt, werden die Ideen sicher noch konkretisiert und auf ihre Anwendbarkeit hin überprüft. Bei positivem Abschluss der Machbarkeitsstudie und nach Beschluss durch den Stadtrat der Landeshauptstadt Mainz sollen die Bewerbungsunterlagen erstellt und bis zum 15. Oktober eingereicht
werden.
|Marion Diehl /SoS/April, April…