Das »Zenz« vermittelt ein spezielles Gasthaus-Gefühl. Die Speisen präsentieren sich überwiegend deftig, aber nicht schwer, die Getränkeauswahl ist riesig.

Heute stürzen wir uns ins Gewimmel der Großstadt. Wir be­suchen das »Zenz« am Mainzer Bahnhofplatz, wo sich die Bus­linien kreuzen und die Menschen eilen, um ihre ÖPNV-Fahrt zu erreichen. Es ist Mittag an einem sonnigen Sommertag. Das Gasthaus zeigt sich von seiner offensten Seite: Innen- und Außenbereich verschmelzen, zwischen Gastraum und Terrasse gibt es keine optische Barriere.

Die Zenz Wirtshaus GmbH gehört zur bayerischen Enchi­lada Gruppe, die hauptsächlich in Deutschland Systemgastronomie betreibt und zu der in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt auch »Aposto«, »Wilma Wunder« und »Big Easy« gehören. Das »Zenz« eröffnete Ende Mai dieses Jahres und folgt dem »Besitos« nach.

Das Gasthaus ist in mehrere Räume unterteilt, die sich stilistisch unterscheiden. Der große Gastraum spiegelt das Konzept des »Zenz« am deutlichsten wider. Alt und Neu, Uriges und Hippes werden miteinander kombiniert. Holz ist ein vorherrschendes Material, aber auch Metall in Kupferoptik. Die Wand hinter der langen Theke zieren historisch anmutende Kacheln im niederländisch-belgischen Stil, das riesige Abluftrohr an der Decke ist ein echter Hingucker.

Von Schweinebraten bis Grüne Soße

Die Speisekarte, die als DIN-A3-Flyer an jedem Sitzplatz liegt, kündigt vorwiegend Deftiges an. Da finden sich beispielsweise Schweinebraten (15,90 Euro), Kalbsfrikadellen (15,60), Brauerschnitzel (13,60) und Pfälzer Teller (mit Saumagen, Leberknödel, grober Bauernbratwurst, Rieslingkraut, Kartoffelstampf und Senfjus, 18,90). Das Lachsfilet (17,90) und die Eier in Grüner Soße (9,60) setzen diesbezüglich kleine Kontrapunkte.




Zusätzlich zur Standardkarte wird wochenweise ein kostengünstiger Mittagstisch mit etwa vier Speisen angeboten, aus dem ich mich bediene. Meine Wahl fällt auf die »Rote-Bete-Knödel« mit Walnuss-Salbei-Butter sowie bunten Sommersalaten mit weißer Balsamico-Vinaigrette zu 8,60 Euro. Die beiden Semmelknödel, die auf meinem schön angerichteten Teller liegen, haben nicht viel mit der avisierten Rote Bete zu tun. Nur insoweit, als einige Raspeln des Gemüses rundum verstreut liegen. In dem Spiegel zerlassener Butter ruhen einige Walnussstücke von stattlicher Größe. Der bunte Salat, der von einer angenehm milden Tunke durchdrungen ist, setzt sich unter anderem aus Lollo bianco, feinen Radieschenscheiben und Gurke zusammen. Zu diesem recht leichten Gericht trinke ich eine erfrischende hausgemachte Bergamotte-Limetten-Limonade mit Strohhalm aus einer Glaskaraffe (schätzungsweise 0,4 Liter zu 4,70 Euro).

Nicht sehr üppiges Biergulasch

Mister X hat das Biergulasch vom Kalb gewählt, zu dem ein kleiner Kartoffelknödel und ein ebensolcher Brezenknödel gereicht werden. Die Speise, die mit 15,90 Euro berechnet wird, kommentiert X folgendermaßen: »Dieses Ensemble ist in Gänze schmackhaft. Allerdings sind die Fleischstückchen außergewöhnlich klein und gering an der Zahl. Darüber hinaus wurden sie teilweise wohl etwas zu lange geschmort. Bei der Kleinheit der Stücke kann man kaum Rückschlüsse ziehen, um welches Fleisch es sich handelt. Optisch dominant in diesem Gulasch sind die Karotten.« Als begleitendes Getränk fungiert eine Birnen-Salbei-Limo zu 4,70 Euro.

Unser Begleiter widmet sich dem Malzbier-Backhähnchen, das aus panierter ausgelöster Hähnchenkeule besteht. Das Fleischstück ist auch in diesem Fall nicht üppig. Aber »sehr saftig«, wie unser Tischnachbar anmerkt. Der etwas süßliche Malzbier-Dip passt offensichtlich gut, und der Kartoffel-Gurken-Salat präsentiert sich deftig-frisch. Summasummarum kostet dieses Gericht 13,90 Euro. Dazu genießt unser Begleiter ein kräftig-rundes tschechisches Schwarzbier mit Namen Krušovice Cerne (0,3 zu 3,20 Euro).
| Lou Kull

ESSEN7,0
TRINKEN8,0
SERVICE7,5
AMBIENTE7,5
PREIS/LEISTUNG7,0
GESAMT37,0 : 5 = 7,4 KAPPEN

FAZIT

Das »Zenz« stellt zweifelsohne eine schöne Ergänzung der Mainzer Gastronomie-Landschaft dar. Offensichtlich werden beim Kochen gute Grundmaterialien verwendet, die laut Betreiber großteils aus der Region stammen. Positiv ist anzumerken, dass die Küche es versteht, deftige Speisen auf leichte Art und schmackhaft zu präsentieren. Allerdings haben wir bei unserem Besuch eher kleine Portionsgrößen erlebt, was auf Kosten des Preis-Leistungs-Verhältnisses geht. Die Wirtshaus-Optik des »Zenz« ist ansprechend und hat Pfiff.

Den Service haben wir als freundlich-unauffällig kennen gelernt. Auffällig hingegen ist das riesige Getränkeangebot, das diverse Cocktails, Gin aus Deutschland – darunter auch aus Mainz –, hausgemachte Limonaden und gut ausgesuchte rheinhessische Weine beinhaltet. Enorm ist die Liste der Bierspezialitäten – vom Fass und aus der Flasche –, die sich auf das Portfolio der Radeberger-Gruppe stützt. Somit sind auf der Karte unter anderem Allgäuer Büble, Braufactum, Krušovice, Oberndorfer, Altenmünster und Schlösser Alt vertreten. Auch das bernsteinfarbene Guinness Hop House 13 Lager wird offeriert. Die Preise für die Biere sind durchweg kommod.

Zenz Wirtshaus
Bahnhofplatz 4
55116 Mainz
Tel. 0 61 31 / 554 38 34
mainz@zenz-wirtshaus.de
www.zenz-wirtshaus.de
Öffnungszeiten:
täglich 11 bis 1 Uhr, kein Ruhetag