Das Ergebnis der Stichwahl war eindeutig: Michael Ebling erreichte 55,2%, Nino Haase kam auf 44,8 %. Der SPD-Politiker darf die Amtskette des Oberbürgermeisters nach dem 17. April 2020 weitere acht Jahre tragen und will sich vor allem um »Wohnen« kümmern.

»Amtskette sucht OB« titelte DER MAINZER in der Oktober-Ausgabe und präsentierte die Amtsinsigne in ihrer ganzen Pracht.

Kaum war die MAINZER-Oktober-Ausgabe unter die Leute gebracht, fingen die Fragen der Lesenden an. Warum sieht die Amtskette so aus? Wie sie aussieht und was symbolisieren die einzelnen Glieder? Wir begaben uns auf Spurensuche und fanden, Dank kompetenter Mithilfe, folgendes heraus. »Die Stadt Mainz besitzt die älteste Amtskette im Bereich des ehemaligen Großherzogtums Hessen«, heißt es im Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde vom April 1967. Die Quelle verdanken wir Dr. Wolfgang Dobras, Leiter des Mainzer Stadtarchivs. Leider seien im Zweiten Weltkrieg alle Unterlagen zur Mainzer Amtskette vernichtet worden, bedauert Rainer Knewitz, der in der sechsten Generation das Juweliergeschäft Knewitz am Höfchen führt. Gegründet 1834 von Jakob Knewitz wurde die Amtskette 1899 in diesem Hause gefertigt.

Mainzer Stadtwappen mit dem Doppelrad

Dem »Mitteilungsblatt« zufolge stammte der Entwurf von Prof. Kübel und gestiftet wurde die Kette von den beiden in Paris lebenden ehemaligen Mainzern Francis Kimbel und dessen Schwiegervater Kommerzienrat Adolf Michell. Die einzelnen Platten der Kette sind mit Ringen verbunden. Sie zeigen die Embleme für Handel und Weinbau, sowie das Mainzer Stadtwappen mit dem Doppelrad.

Rose Marie Reinhard hatte 2012 für ihren Text im Consens Seniorenmagazin überdies herausgefunden, »das großherzogliche hessische Wappen mit dem Löwen ist als Anhänger gearbeitet, der von einem Eichenkranz umgeben ist und von drei Ketten getragen wird. Als Material wurde Gold und Emaille verwendet.«

Zu diesem Anhänger wiederum wird folgende Geschichte erzählt. Jockel Fuchs hatte den Löwen-Anhänger von der Kette entfernen lassen – weil er entweder die Hessen nicht mochte (wegen der AKK-Vororte?) oder weil der Anhänger nicht mit der Körpergröße des ehemaligen Mainzer Oberbürgermeisters (von 1976 – 1987) harmonierte (ihm beim Sitzen im Schoß hing?). Sein Amtsnachfolger Hermann-Hartmut Weyel jedenfalls, der gefühlt mindestens zehn Zentimeter größer ist, als Fuchs war, trug die Amtskette wieder mit dem großherzoglich-hessischen Wappen.

Wohnen, das Schwerpunktthema in der zweiten Amtszeit

Im Wahlkampf war »bezahlbarer Wohnraum« ein wichtiges Thema. Auch in Verbindung mit den Diskussionen über einen neuen Stadtteil, Nachverdichtungen und Erhaltungssatzungen. Nach der Wahl nennt Michael Ebling gegenüber dem MAINZER »Wohnen« als wichtigstes Thema für seine zweite Amtszeit.

Tatsächlich zeigt der im November veröffentlichte Mainzer Mietspiegel 2019, dass Mainz zu den teuersten Mietstädten Deutschlands zählt. Gegenüber der letzten Erhebung von 2014 sind die Wohnungsmieten im Durchschnitt um 13,6 % gestiegen. Die durchschnittliche jährliche Steigerung von 3,4 Prozent liegt jeweils oberhalb der Inflationsrate. Das macht es zunehmend auch für Haushalte mit mittlerem Einkommen schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Auf 24 Flächen sollen in Mainz bis 2025 insgesamt 5.500 neue Wohnungen entstehen. Inwieweit sie für Haushalte mit geringem bis mittlerem Einkommen erschwinglich sind, ist fraglich. Zwar wird in Mainz seit 2016 in allen städtebaulichen Verträgen für Wohngebiete 25 % geförderter Wohnungsbau festgeschrieben. Dennoch erwartet die Verwaltung in den nächsten Jahren nur ein Potential von 950 geförderten Wohnungen.

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