Die Mainzer Stadtwerke AG sorgt mit ihren Tochterunternehmen für die Produktion und den Vertrieb von Strom, Gas, Wasser und Wärme, für den ÖPNV, entwickelt neue Stadtquartiere und betreibt ein Frei- und Sportbad. Daniel Gahr ist seit März 2017 »Chef« des Konzerns.

»Chef« heißt in diesem Falle: Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke AG. Zwei Jahre zuvor startete der heute 48-Jährige in dem Konzern als Kaufmännischer Geschäftsführer der hessischen MSW-Tochter ÜWG (Überlandwerk Groß-Gerau). Ab Januar 2016 übernahm er zusätzlich den Aufbau des Strom- und Gasvertriebs der MSW als Geschäftsführer der »Mainzer Stadtwerke Vertrieb und Service GmbH«. »Es ist immer noch nicht allen Mainzer/-innen bewusst, dass sie ›Mainzer Strom und Gas‹ nur über ihre Mainzer Stadtwerke beziehen können«, antwortet Gahr auf die MAINZER-Frage, wie sich dieses Geschäftsfeld entwickelt. Mit der Anzahl der Kunden sei die MSW bislang sehr zufrieden, das Geschäftsfeld wachse stetig. »Was uns zudem positiv stimmt, ist die Tatsache, dass die Neubürger/-innen häufig direkt bei der MSW ihren Versorgungsvertrag unterschreiben.«

Daniel Gahr

Daniel Gahr

Bereits 2010 hatte sich die MSW von ihren Anteilen an dem Darmstädter Energieversorger Entega getrennt. Im Oktober 2016 begrüßte die MSW die ersten »eigenen« Gas- und Stromkunden.

Mit Blick auf die zurückliegenden beiden Jahre als MSW-Vorstandsvorsitzender stellt Gahr fest: »Es ist einer der spannendsten Jobs, den ich mir vorstellen kann.« Die Verantwortung für die kritische Infrastruktur (Gas, Wasser, Strom), für den ÖPNV, für die Quartiersentwicklung und für die TBB-Sanierung – die MSW sind schon lange kein klassisches »Stadtwerk« mehr, sondern ein weitverzweigtes Unternehmen, das die Grundversorgung der Bürger/-innen sichert. Dabei stellen die sich ändernden Energie- und Mobilitätsmärkte eine Herausforderung dar. »Im Energiesektor hat sich, nachdem die Bundesregierung den Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossen hat, die Entscheidung der KMW AG und deren Gesellschafter Mainzer Stadtwerke sowie ESWE Versorgung, auf der Ingelheimer Aue ein Motorenkraftwerk zu bauen, als richtig erwiesen«, blickt Gahr auf den Bau des Blockheizkraftwerks, das seinen Betrieb in diesem Sommer aufnehmen soll.

Mobilität

Die MSM-Tochter Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) verzeichnete für 2018 mehr als 56 Millionen Fahrten. Gahr erkennt in den weiter wachsenden Fahrgastzahlen eine Verpflichtung der Kundschaft gegenüber: Taktung, Pünktlichkeit aber auch Komfort spielten dabei eine Rolle. »Ich habe beispielsweise darauf eingewirkt, dass bei der Neubeschaffung von Bussen Klimaanlagen künftig Standard sind.« Das Verkehrsunternehmen müsse sich fragen, was Menschen dazu bringt, Öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Gleichzeitig steht der ÖPNV vor der Herausforderung, die Bus-Flotte zu erneuern und umzurüsten, um die Stickoxid-Emissionen in der Stadt zu reduzieren und ein mögliches Dieselfahrverbot in Mainz zu verhindern. Im Sommer würden erstmals vier Elektro-Busse in Mainz eingesetzt, im Laufe des Jahres kämen Wasserstoffbusse hinzu, sagt Gahr. »Die können wir mit dem im Hechtsheimer Energiepark produzierten Wasserstoff betanken: Strom aus den Windrädern, umgewandelt in Wasserstoff und als Energieträger für die Busse genutzt.«

Quartiersentwicklung

Bis 2027, wenn die Entwicklung im ehemaligen Stadtwerke-Hafen­areal Zollhafen abgeschlossen ist, wird dort ein Investitionsvolumen von etwa 1 Mrd. Euro bewegt. Eingerechnet sind die Investitionen der Partner, die die Baufelder entwickeln. Gahr macht deutlich, dieses Projekt hat sich für die MSW trotz der hohen Vor-Investitionen rentiert – wobei die Entwicklung der Immobilienpreise eine erhebliche Rolle gespielt habe. Klar sei, dass von der Entwicklung des Quartiers Zollhafen letztlich die Stadt und damit die Bürger/-innen profitierten. »Was wir hier verdienen fließt am Ende ja an die Stadt zurück.« Das große Ziel, möglichst schnell die Baufelder entlang der Rheinstraße zu verkaufen, sei jetzt erreicht, berichtet Gahr.

»Die Investoren schätzen übrigens sehr, dass die Straßenbahn schon da ist – für Firmen und für die Hotels, die sich da ansiedeln ist das perfekt.« Mit Blick auf die Entwicklungen im neuen Wohnquartier Heilig-Kreuz-Viertel, stellt Gahr fest, »hier stehen die Investoren ebenfalls Schlange, auch wenn das völlig anders gelagert ist, da es sich hier um mehr Mietwohnungsbau handelt.«

Taubertsbergbad

»Wir haben das Konzept dahingehend optimiert, dass wir mit den nun vorgestellten baulichen Veränderungen mit einem attraktiveren Familienbad und einem vergrößerten Wellnessbereich ein langfristig attraktives Angebot schaffen und auch mehr Erlöse erwirtschaften, um das Bad zu betreiben«, stellt Gahr fest: Und: »Wir wollen dieses Bad unbedingt offen halten, damit der Schul- und Vereinssport gesichert bleibt.« Grundsätzlich wäre der Umbau von Frei- und Sportbad einfacher zu bewerkstelligen, wenn beide komplett geschlossen würden, um die Renovierung in einem Rutsch durchzuführen.

Daniel Gahr erinnert daran, die Stadtwerke hätten sich nicht darum gerissen, das marode Bad zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass es wieder funktionstüchtig wird. »Es gibt einen klaren politischen Auftrag, getragen von allen Parteien im Mainzer Stadtrat, dass wir uns der Sanierung annehmen. Genau das machen wir.«

Wie lange der gesamte Umbau dauern wird, ist, Gahr zufolge derzeit nicht absehbar. Die Kosten würden vermutlich die 2017 grob veranschlagten rund 20 Millionen Euro übersteigen, allein aufgrund der stetigen Baukostensteigerungen.
Die Frage des MAINZERs, ob Abriss und Neubau nicht insgesamt günstiger kommen würden, beantwortet Gahr mit der Zahl 40 Millionen Euro: so viel würde allein der komplette Neubau mindestens kosten – ohne die Abrisskosten. Das hätten Schätzungen ergeben, eine konkrete Kalkulation dazu liege nicht vor. Denn der politische Auftrag für die Übernahme des Bades lautet: Erhalten und sanieren.

| SoS

Hinweis: Bis einschließlich Montag 6. Mai 2019 bleibt das TBB wegen
Wartungsarbeiten komplett geschlossen. www.mainzer-taubertsbergbad.de