Das neugestaltete Gourmetrestaurant des Favorite Parkhotels wartet mit weiteren Neuerungen auf.

Eines vorneweg: der spektakuläre Ausblick auf Rhein und Main ist gleich geblieben. Daneben hat sich einiges verändert im Gourmetrestaurant der Favorite. Es begrüßt den Gast im dunkelbraun – schwarz – beige – weiß gehaltenen Raum eine neue helle Bestuhlung, der Fußboden ist neu, durch dunkles Glas abgetrennt erhebt sich in der Ecke ein gewaltiger »chef’s table«, der zu abgeschiedenen Gesprächen einlädt, die Fensterfront zur weitläufigen, schick möblierten Terrasse lässt sich durchgängig öffnen im Vorgefühl auf laue Sommernächte. Besonders auffällige und ausgefallene Porzellankreationen erstaunen uns (Mr. X ist heute in erweiterter Begleitung) während des gesamten Abends.

Als größte Innovation aber lernen wir Daniele Tortomasi, den neuen, jungen Küchenchef kennen. Seit rund einem halben Jahr eingearbeitet durch Philipp Stein, seinen Vorgänger, sprüht er vor Ideen und jugendlichem Elan. Seine Passion sind die Texturen, sagt er, die er kreativ gestalten und weiter verfeinern will, Geschmacksüberraschungen will er bieten auf der Basis ausgesuchten Materials. Es ist verständlich, dass er am Anfang seiner Solokarriere bei jedem Gang alles zeigen will. Dabei besteht die Gefahr, dass das rundherum gezündete Feuerwerk die Hauptspeise überstrahlt, meint Mr. X. Aber das wird sich mit der Zeit einspielen. Also präsentiert er uns an diesem Abend in großer Fülle eine Vielzahl köstlicher Miniaturen, kleiner Leckerbissen.

Eine Geschmacksexplosion

Da erleben wir zum Beispiel die Pistazien als Crème, den Taschenkrebs mit intensivem flüssigen Kern in einer winzigen »Torte« (eine Geschmacksexplosion!), die Bratkartoffeln, den Kopfsalat als Crèmes, Muscheln und Austern als Scheibchen, das Kalb als Tatar, als Schaum, das Tiramisu am Stiel, den Frischkäse in winzigen Kügelchen, den Sauerrahm als Eis, die Brioche als knusprigen Würfel, Sake als Gel, den Shisoessig als Sorbet, den Fisch als Praline… Viele schöne, auch ungewöhnliche Aromen, neue, belebende und interessante Geschmackserlebnisse halten uns in Atem. Dazu gesellen sich auch fünf verschiedene, frisch gebackene Brotsorten mit den dazugehörigen Variationen von Butter (gesalzen, mit Gin, Haselnuss, Café de Paris, Schnittlauch), mit feinstem Olivenöl, grobem Meersalz und frischer Kresse.

Kunstvoll und geschmackvoll angerichtet präsentiert uns die aufmerksame, freundliche und sehr professionelle Servicecrew um Restaurantchef Manfred Bolsch auch die Hauptspeisen. Das zarte, dennoch bissfeste Limousin-Lamm auf einem Stück Lammzunge hat ein ganz dezentes Lammaroma und ist mit seinen Beilagen ein Gedicht (48€). Drei Stücke vom Wagyu-Rind der höchsten Qualitätsstufe schmelzen förmlich auf der Zunge, eine kleine »Bombe« Meerrettich, Bouillongemüse ergänzen es perfekt (65€). Kardamom-Jus, Senfsaat-Estragonjus und Sauce Maltese vervollkommnen den Eigengeschmack der verschiedenen Speisen. Sie erscheinen ebenso auf den Punkt gewürzt wie der geschmeidig zarte Flügel vom Rochen, ergänzt durch Zitrusfrüchte und Couscous (55€).
Der Streifzug durch das Speisenangebot umfasst nur einen Bruchteil dessen, was Daniele Tortomasi dem Gast auf der neuen Karte anbietet.



Erneuter Stern

Das gesamte Küchenteam arbeitet innovativ und kreativ, die überraschenden, köstlichen Ergebnisse lassen das Engagement aller und den großen Spaß an der Arbeit erkennen. Gekrönt wurde unser Abend übrigens vom einzigartigen, gigantischen, zarten Bananensoufflé (25€), einer Empfehlung von Daniele Tortomasi – unbedingt probieren! Nicht ohne Grund wurde das Gourmetrestaurant der Favorite mit seinem Küchenteam im Februar wieder mit einem Stern des Michelin geadelt.

Nicht vergessen werden soll aber auch der umfangreiche und interessante Weinkeller des Favoritehotels. Der charmante, aufmerksame Sommelier ließ uns passend zu den Speisen ein breites Spektrum exzellenter Weine aus der Heimat und aus aller Welt probieren. Da waren ein Sauvignon Blanc, verschiedene Rieslinge, Grauburgunder, Spätburgunder vertreten durch die Weingüter Kühling-Gillot, Stefan Leber, Raddeck, Knewitz aus Rheinhessen, vom Weingut Willems von der Saar, vom Weingut Maier-Näkel von der Ahr, dem Weingut Polz aus der Südsteiermark, ein Rivesaltes Barrique Rosé aus dem Baskenland, ein Malbec von Kaiken Estate aus Argentinien.

| LOU KULL

ESSEN9,5
TRINKEN10,0
SERVICE10,0
AMBIENTE10,0
PREIS/LEISTUNG9,0
GESAMT48,5 : 5 = 9,7 KAPPEN

FAZIT

Das Favorite Gourmetrestaurant hat nichts von seiner Attraktivität eingebüßt. Es bildet eine wunderbare Bereicherung der Mainzer Gastronomieszene und verspricht unter Daniele Tortomasi eine schwungvolle, erfreuliche Geschmacks- und Texturvielfalt für Gaumen und Zunge. Kompliment an Christian Barth, der es immer wieder versteht, junge Ausnahmetalente für seine Favorite zu verpflichten. Das gesamte Warenangebot überzeugt mit ausgesuchter, hoher Qualität, die Preise erscheinen dem an­gemessen, sind aber bereits an der oberen Grenze (Vorspei­sen 30-55€/Zwischengerichte 26-35€/Hauptspeisen 48-65€/Desserts 23, 25€). Leider kann sich dieses gute, aber teure Essen nur ein Bruchteil der Bevölkerung leisten.
Schön wäre es, wenn es einen Weg gäbe, interessierte, aber nicht ganz so finanzkräftige Gäste in den Genuss mit einzubeziehen, meint Mr. X, aber das ist ein grundsätzlich anderes Problem, das die Sterneküche insgesamt betrifft.

Favorite Parkhotel
Gourmetrestaurant
Karl-Weiser-Straße 1
55131 Mainz
Tel. 06131 / 8015133
www.favorite-mainz.de
Öffnungszeiten:
Mi-Fr 12-14 Uhr und 19-21.30 Uhr
Sa 19-21.30
So 12-14 Uhr und 18-21.30 Uhr
Ruhetage: Mo und Di