Vor fast genau einem Jahr hat der Vorsitzende der Mainzer CDU-Ratsfraktion auf die Frage des »Mainzer« nach einem OB-Kandidaten geantwortet: »Für die OB-Wahl 2020 stehen uns genügend Kandidaten/innen zur Verfügung, die aufgrund ihrer Ämter und aufgrund ihrer fachlichen Kompetenzen geeignet sind.« Nach nun 12 Monaten folgt der Offenbarungseid, kein CDU-Mitglied will gegen den amtierenden Oberbürgermeister, Michael Ebling antreten.

Um das zu verstehen, muss man sich die Spitze der Mainzer CDU mal genauer anschauen. An erster Stelle die Parteivorsitzende, Sabine Flegel. Frau Flegel wollte schon bei der letzten Direktwahl als Kandidatin der Oberbürgermeisterwahl antreten. Sie zog im letzten Moment zurück. Als ausschlaggebenden Grund nannte die Christdemokratin das Medienecho auf ihre Zeugenaussage beim Untreueprozess gegen den früheren Wohnbau-Chef Rainer Laub. Groß scheint die Sorge zu sein, dass das Thema wieder aufgewärmt wird. Hannsgeorg Schönig, der Fraktionsvorsitzende, will auch nicht. Wie aus den Reihen der Mainzer CDU zu hören ist, würde er auch keine Unterstützung seiner Parteifreunde für eine Kandidatur bekommen. Er scheint auch klug genug zu sein, nicht Opfer des Peter-Prinzips zu werden.

Dann ist da noch die Mainzer CDU-Bundestagsabgeordnete, Frau Groden-Kranich, die durch den tiefen Fall des SPD-Abgeordneten Hartmann in den Bundestag gespült wurde-ein Lottogewinn. 9.780,28 € im Monat plus eine steuerfreien Aufwandspauschale von 4.418,09. Daneben noch weitere Vergünstigungen plus einem Aufsichtsratsmandat bei den Mainzer Stadtwerken, wer will da schon OB werden.

Gerd Schreiner, seit 20 Jahren Landtagsabgeordneter, spielt im politischen Leben der Stadt keine Rolle. Einmal trat er zur Wahl als Baudezernent an, aber nur weil vorher zu 100 % fest stand, dass er nicht gewählt wird.

Wie sagte Herr Schönig vor einem Jahr: »… genügend Kandidaten zur Verfügung, die aufgrund ihrer Ämter….« Und er präsentiert strahlend Herrn Nino Haase als OB-Kandidat. Dieser ist Parteilos, zur Zeit ohne Beschäftigung, lebt in Mainz. Ein politisches Amt hatte er bisher nicht, er war in der Spitze der Gegner des sogenannten Bibelturms, für den übrigens auch die CDU eingetreten ist und hat im Privatfernsehen 3 Millionen gewonnen. Dann sitzt er nun neben den Mainzer-Größen in der Pressekonferenz und haut seine Wohltäter kräftig in die Pfanne: »die Politik (Anm. also auch die CDU) sollte mehr Bürgernähe suchen« usw.

Mal sehen, wie es weiter geht.

| Mogunzius