Das »Bergschön« wird von Stamm- und Laufkundschaft gleichermaßen geschätzt. Essen und Wein sind auf angenehmen Preisniveau. Bisweilen fehlt den Gerichten der letzte Pfiff.

Über die Jahrzehnte hat das Lokal im Herzen der Mainzer Altstadt ganz unterschiedliche Namen getragen, und auch das Publikum änderte sich. Auf »Doctor Flotte« folgte »Don Pintxo«, nun heißt der Gastronomiebetrieb am Kirschgarten »Bergschön«. Wo dereinst in großer Zahl Studenten ihr karges Budget verjubelten, kehren heute Gäste aller Couleur ein. Mister X und ich besuchen das »Bergschön« an einem milden Spätsommer-Mittag.

Draußen, unter den Sonnenschirmen, zwischen Haus und Brunnen, ist kein Platz mehr frei, und so gehen wir rein. Schön ist’s hier. Die ehedem dunkle Optik wurde enorm aufgehellt, liebevoll ausgesuchte einzelne Möbelstücke zur Dekoration erzeugen eine Art Puppenstuben-Charakter. Wenn man den etwas schlauchartigen Raum durchquert, sieht man, dass es auch im kleinen Innenhof lauschige Plätzchen gibt.

Schade um den Black Angusburger

Um diese Zeit gibt es eine Mittagskarte, die gegenüber der abendlichen etwas reduziert ist, aber genug Unterschiedliches bietet, um diverse Geschmäcker zu bedienen. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass durch einen hausinternen Fehler im Internet für beide »Bergschön« – außer in Mainz gibt es noch eines in Ingelheim – der identische Mittagstisch aufgeführt ist. Da die beiden Tableaus aber in der Regel voneinander abweichen, muss ich leider auf den Black Angusburger mit Zwiebel-Speckmarmelade, selbstgemachtem Ketchup und Kartoffelfritten zu 11,90 Euro, den ich mir online bereits gedanklich bestellt hatte, verzichten. Der wird in dieser Woche ausschließlich in der Kaiserpfalz-Stadt angeboten.

Beim Gespräch mit der sehr freundlichen Bedienung stelle ich zudem fest, dass der kleine Marktsalat in der Ingelheimer Dependance für 2,90 Euro zu haben ist, in der Landeshauptstadt aber einen Euro mehr kostet. Erklärt wird mir dies mit höheren Betriebskosten in der Metropole.

Sämiges Süppchen, würzige Vinaigrette

Mister X beginnt mit der Rahmsuppe von der Gartenkresse zu 5,20 Euro. Er beschreibt sie als »sämig« und hebt den hohen Kresseanteil als positiv hervor. Ich widme mich dem Marktsalat, der ausgesprochen frisch und knackig ist und von einer wirklich ausgezeichneten leichten wie würzigen Vinaigrette umspielt wird.

Als Hauptgericht hat mein immerwährender Begleiter die gesottene Rinderbrust mit Möhren-Kartoffelgemüse und geriebenem Meerrettich gewählt. Diese Speise wird im »Bergschön« mit 7,90 Euro berechnet. Dafür gibt es eine ordentliche Portion mit drei schmalen Fleischstücken und zarten wie knackigen Gemüsewürfeln. So ein bisschen vermisst Mister X den Meerrettich in der hellen Sauce, was aber durch die schmackhaften Raspeln, die auf dem Fleisch liegen, ausgeglichen wird.

Hanseatisch mit Hamburger Pannfisch

Ich entscheide mich für ein hanseatisches Essen – Hamburger Pannfisch mit Dijon-Senfsauce, Wirsing und Petersilienkartoffeln (12,90 Euro). Auf meinem Teller liegen insgesamt drei Stücke vom Rotbarsch und Seehecht. Leider ist der Fisch in der Konsistenz etwas matschig geraten, dafür hat das Sößchen mit dem fein gehackten Kohl und den Senfkörnern exakt den richtigen Würzegrad.

Zu den beiden Gängen lassen wir uns einen Sauvignon blanc (0,2 für 4,60 Euro) und einen Riesling (3,90 Euro), beide trocken und beide von Braunewell in Essenheim, servieren. Das ist genau die passende Wahl.

| LOU KULL

ESSEN7,5
TRINKEN8,0
SERVICE8,0
AMBIENTE7,5
PREIS/LEISTUNG8,0
GESAMT39 : 5 = 7,8 KAPPEN

Fazit

Das »Bergschön« wird, wie man mitbekommt, wenn man hier sitzt, offensichtlich gut angenommen und nicht zuletzt von einer treuen Stammkundschaft besucht. Der Service ist sehr freundlich, zuvor- und entgegenkommend. In das Interieur wurden offensichtlich einige Ideen investiert, wenngleich eine gewisse Einfachheit dominiert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wirklich gut. Die Küche wirkt sehr bemüht, allerdings fehlt ihr bisweilen der letzte Pfiff. Die Weinauswahl auf der Karte kann sich wahrlich sehen lassen. Hier entdecken wir Namen wie Braunewell, Bischel, Fleischer, Knewitz und Dreißig­acker, die in Rheinhessen ganz vorne mitspielen. Darüber hinaus wird auch ein Gelblack-Riesling von Schloss Johannisberg im Rheingau angeboten – in der Flasche zu 30,90 Euro ist er wahrlich nicht überbezahlt. Gleiches gilt für den roten Black Print von Markus Schneider aus Ellerstadt in der Pfalz (32,90 Euro). Der Pinot-brut-Sekt von Menger-Krug kostet glatte 32 Euro. Bei den offenen Weinen reicht die Preisspanne von 3,90 Euro bis 5,20 Euro.

Bergschön Mainz zum Kirschgarten
Kirschgarten 21
55116 Mainz
Tel. 0 61 31 / 250 46 00
hallo@bergschoen-mainz.de
www.bergschoen-mainz.de
Öffnungszeiten:
Mo bis Fr 12 bis 23 Uhr
Sa, So und Feiertag 12 bis 24 Uhr