Die Vortragsserie «Universität im Rathaus» fragt anlässlich des Gutenberg-Jahres 2018 nach der Bedeutung der Gutenberg-Ära für die Geschichte des Lesens und der Bildung.

In Deutschland erscheinen weiterhin jährlich 70.000 neue Bücher, gedruckt oder als E-Book – aber die Zahl der Leser/-innen nimmt ab. Weniger Bücher werden verkauft – aber die Zahl der Viel-Leser nimmt deutlich zu. Zwei von vielen Merkmalen, die den Umbruch der gegenwärtigen Buchkommunikation kennzeichnen.

Die Vortragsserie widmet sich von Oktober 2018 bis Januar 2019 diesen Veränderungen, benennt Beispiele herausragender typografischer und ästhetischer Gestaltung von Büchern und fragt nach der gesellschaftspolitischen Rolle und Bedeutung der Buchkommunikation. Zum Auftakt analysiert der Buchwissenschaftler Prof. Dr. Stephan Füssel am Dienstag, 30. Oktober 2018 Gutenbergs Stellung in der Welt-Mediengeschichte.

Gutenbergs Zeitgenossen im 15. Jahrhundert haben sofort erkannt, dass sich mit der Erfindung des Buchdrucks etwas Großes abzeichnete. Der Humanist Joachim Vadian jubelte: «Der Deutsche, der Buchstaben aus Metall goss… überstrahlt sämtliche Erfindungen der Antike; gepriesen und unendlich glücklich sei er!» Und er ordnet seine Erfindung in die Mediengeschichte ein: Er erinnert an die erste Medienrevolution im vorchristlichen Jahrtausend, den Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit, durch die es erstmals möglich wurde, Wissen über Generationen und über Grenzen hinweg zu tradieren. Und die Erfindung der beweglichen Metalllettern preist er als die nächste Medienrevolution: durch den technischen Geniestreich Gutenbergs ergäben sich völlig neue Möglichkeiten der Verbreitung von Wissen und Bildung, nun für jedermann. Der Vortrag versucht, eine «Summe» der Tagungen, Vorträge und Diskussionen des Gutenbergjahres 2018 zu ziehen und seine Bedeutung für Kirche und Universität, für die internationale Wissenschaft und die Literatur in den Volkssprachen sowie die Geschichte der Zeitung aufzuzeigen – und damit seine grundlegende Bedeutung bis in die Gegenwart deutlich werden zu lassen.

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30.10.2018, 20 Uhr, Rathaus der Stadt Mainz, Ratssaal
Textgrundlagen & Infos: www.universitaet-im-rathaus.uni-mainz.de