Das griechische Restaurant »Plaka« gegenüber dem USC Mainz bietet viel Platz mit großen Terrassen, ist gut besucht, aber lässt es an Genussfreude und Freundlichkeit mangeln.
Es ist noch früh, gegen 17 Uhr. Das »Plaka« öffnet gerade erst, als wir unseren Wagen auf dem restauranteigenen Parkplatz in der Albert-Schweitzer-Straße in Mainz abstellen. Dennoch stehen hier schon recht viele Autos. Vor dem Eingang passieren wir eine rauchende Servicekraft, die uns grußlos ignoriert, und auch in den Gasträumen ist die Begrüßung kaum herzlicher.
Viel Platz gibt es hier, und der wird offensichtlich gebraucht. Im Verlauf des frühen Abends jedenfalls füllt sich das »Plaka« zusehends. Zwei große Räume, eine überdachte Terrasse und eine ums Eck reichende Freiterrasse stehen zur Verfügung. Die Raumgestaltung ist so, wie sich der Mitteleuropäer angeblich typisch griechisches Ambiente vorstellt. Wir sitzen im überdachten Terrassenteil und schauen auf ein riesiges Wandgemälde. Das kann nur der berühmte Blick über die knallweißen Häuser von Santorini auf die Kraterinsel und das unglaublich blaue Ägäische Meer sein.
Melitzanes recht ordentlich
Unsere Bestellung wird mit dem gleichen stoischen Desinteresse aufgenommen, wie wir es von der Begrüßung her kennen. Mister X startet mit der Kartennummer 9: Melitzanes, gebratene Auberginen mit Tzatziki, zu 6,30 Euro. »Die Auberginenscheiben sind leicht meliert, damit die fragilen Fruchtstücke gut zusammenhalten. Außerdem ergibt sich dadurch eine gewisse Knusprigkeit. Das Tzatziki ist frisch und würzig, das dazu gereichte Weißbrot frisch aufgebacken.« Mit dem Retsina, den X als Vorspeisenbegleiter gewählt hat, kann er sich nicht recht anfreunden: »Man merkt zuerst gar nicht, dass das ein geharzter Wein ist. Erst nach gut zehn Minuten an der Luft stellt sich eine Ahnung davon ein.« Der Retsina kostet 3,70 Euro im 02er Glas.
Bei mir kommt Nummer 10 auf den Tisch: Feta Psiti, gegrillter Schafskäse, zu 6,90 Euro. Der Käse, der in einer kleinen runden Steingutschale serviert wird, ist schmelzig-weich, fast flüssig. Klein gehackte Peperoni, Tomate und Olive in Gemeinschaft mit diversen Gewürzen erzeugen einen pikanten Geschmack, der in der Speisekarte auch so avisiert wurde. Der weiße Demestica (3,70 Euro), den ich dazu probiere, gibt sich neutral.
Knüppelharte Gyrosstücke
Als Hauptspeise ordert mein immerwährender Begleiter Nummer 48: den Plaka-Teller mit Gyros und Lammspieß, Kartoffeln, Reis und Salat (16,90 Euro). »Das Lamm ist sehr zart, der Reis, mit Tomate, schlotzig. Beim Gyros habe ich neben ordentlichen allerdings auch einige knüppelharte, leicht verschmorte Stücke auf dem Teller«, fasst X zusammen. Auf die von Bedienungsseite mit wenig interessiertem Tonfall vorgetragene Frage, ob es denn geschmeckt habe, merkt Mister X das beschriebene Manko an. Diesbezüglich weiß die Servicekraft nichts anderes mitzuteilen, als dass das Fleisch halt vom Drehspieß komme und sie die Kritik an die Küche weitergeben werde.
Fischplatte hübsch, aber fad
Ich beschäftige mich nun mit meiner Fischplatte. Ihr Erscheinungsbild ist beeindruckend, für 19,50 Euro wirkt sie keineswegs überbezahlt. Allerdings relativiert sich das während des Essens. Die Scampi am Spieß schmecken fast ein wenig wässrig, der Lachs (laut Karte in Weißweinsauce) und das melierte Fischfilet wirken fad und völlig ungewürzt. Nicht anders präsentiert sich der Brokkoli. Allein die Kalamarakia reizen die Geschmacksnerven. Der dazu
gereichte Salatteller (den auch X bei seinem Gericht hat) mit Eisberg-, Kraut- und Feldsalat, Gurke und Tomate ist von einem roséfarbenen Joghurt-Dressing bedeckt, das nicht den Eindruck von Individualität erweckt.
Zum guten Schuss bekommen wir beide je ein Glas des obligatorischen, leicht süßlichen Ouzo. Wir trinken ihn mit mäßiger Freude und ohne den Gedanken, wiederzukommen.
| LOU KULL
ESSEN | 6,5 |
TRINKEN | 6,0 |
SERVICE | 6,0 |
AMBIENTE | 7,0 |
PREIS/LEISTUNG | 6,5 |
GESAMT | 32 : 5 = 6,4 KAPPEN |
FAZIT
Das »Plaka«, das verkehrsgünstig schräg gegenüber dem Sportgelände des USC Mainz liegt, hat uns enttäuscht. Irgendwie lag die triste Stimmung, die sich schon bei der Begrüßung zeigte, während unseres gesamten Besuchs in der Luft. Vielleicht hatte die Restaurant-Belegschaft kurz zuvor eine schlechte Nachricht erhalten, wer weiß. Aber auch das würde die grummelige Art, die uns entgegengebracht wurde, nicht rechtfertigen. Die Speisen, die wir probierten, waren teils ordentlich, teils lieblos zubereitet. Positive, erfreuende Geschmackserlebnisse gehen anders. Die Weine, die wir tranken, sind von einfacher Natur und erhöhten unser Plaisir keineswegs. Mehr gibt es nicht zu sagen.