Das »Knuths« im neuen Haus des Mainzer Golfclubs in Budenheim besticht durch Lage, Ausblick
und Einrichtung. Die Vorspeisen des Bistros verraten eine kreative Handschrift.

Als wir an der großzügigen Rezeption des neuen Clubhauses vorbeigehen und das offene Bis­tro betreten, verschlägt es uns fast die Sprache. Selten haben wir solch gelungene Räumlichkeiten gesehen. Sofort erfasst uns ein Gefühl von Offenheit und Weite. Das liegt daran, dass der Gastraum groß ist und die Tische in angenehmem Abstand voneinander angeordnet sind. Und: Die riesige Glasfront gibt den Blick frei auf die sehr attraktiv gestaltete Hügellandschaft des 18-Loch-Golfplatzes, der seinerzeit auf einer ehemaligen Mülldeponie entstand.

Bei Bedarf, also bei gutem

Wetter und entsprechender Wärme, kann die großzügige Terrasse genutzt werden, die zu den 80 Innenplätzen zusätzlich 120 Sitzgelegenheiten im Freien bietet. Drinnen wie draußen herrschen Pastelltöne wie sanftes Grau und Beige vor, im Gastraum gibt es eine komfortable Sitzecke, an der Decke hängen große Leuchtkreise als Lampen. Man kann an einer rechtwinkligen Bar sitzen, durch eine große Glaswand den Köchen bei der Arbeit zusehen. Alles ist hell, modern, schick.

Auch ohne Golfer gut besucht

Wir sind dienstags um die Mittagszeit hier, und obwohl typisches Novemberwetter herrscht und kaum Golfer auf dem Kurs unterwegs sind, ist das Bistro gut besucht. Mister X nimmt zunächst die Tagessuppe, die auf Kürbisbasis hergestellt wurde. Die leichte Schärfe und das dekorativ aufgebrachte Kürbiskernöl erfreuen ihn, sodass er mit dieser 5,40-Euro-Speise sehr zufrieden ist. Unser Begleiter wählt Thunfisch mit Kokos-Couscous, Avocado und Granatapfel zu 11,90 Euro. Er findet, dass das kleingewürfelte und zylindrisch aufgehäufte Fischfleisch an manchen Stellen regelrecht ungewürzt schmeckt, an anderen deutliches Geschmacksformat entwickelt. Die feinen Granatapfel-Spritzer rundum ließen eine feine Süße spürbar werden, und die kleinen Quinoa-Körner verrieten eine leichte Kokosnote. So recht weiß unser Tischnachbar nicht, wie er das Gericht für sich einordnen soll.

Hervorragender Linsensalat

Dafür bin ich von meinem Linsensalat mit gebratener Blut- und Leberwurst sowie Birne und Sellerie zu 11,20 Euro schlichtweg begeistert. Alle Bestandteile sind hervorragend gewürzt, die Linsen präsentieren sich herrlich knackig. Wir alle sind ob der größtenteils gelungenen Vorspeisen in heller Vorfreude auf den Hauptgang. Mister X nimmt das Schnitzel Wiener Art vom Schwein mit Pommes frites. Es kostet 12,40 Euro. Die Panade schildert mein immerwährender Begleiter als ordentlich, das Fleisch ist ihm zu dünn geklopft, wodurch es nicht wirklich saftig sein könne. Die Pommes empfindet Mister X als sehr gut.

Unser Testerkollege hat sich für das Clubhouse Sandwich (10,40 Euro) entschieden, das außer Hühnerbrust gebratenen Speck, Ei, Tomate, Salat, »Ranchdressing« und Pommes aufweist. Erhältlich wäre diese Turmkonstruktion auch mit einer Suppe oder einer größeren Salatportion. Das Fleisch sei extrem zart, konstatiert mein Vis-à-vis. Allerdings erweise sich das Gesamtgebilde mit Gurken, die zu einer Art Tagliatelle-Streifen geschnitten sind, und einem von oben verlaufenden Spiegelei als konsistenzarm und etwas matschig. Als richtig schwach nimmt unser Begleiter die gebratenen Speckstreifen wahr, die an mehreren Stellen verkohlt aussehen und auch nach Reklamation und Neulieferung kaum besser sind.

Leider Pech gehabt

Die schlechteste Karte ziehe an diesem Mittag ich. Meine Bestellung lautet »Knuths Burger« (160 Gramm) mit Salat, Gurke, Käse, Burgersauce und Pommes für 12,80 Euro. Für 1,20 Euro Aufpreis wird zudem Bacon gereicht. Im ersten Anlauf sind die French fries perfekt: goldgelb und kartoffelig. Dafür ist das Gehackte geschmacklich wahrlich nicht gut. Auch hier ergeht eine Reklamation. Im zweiten Anlauf schmeckt das Fleisch ein wenig besser, die Pommes frites sind nun jedoch bräunlich und ölig durchgeweicht. Unser aller Blick schweift über das saftige Grün des Golfplatzes. Was bleibt, ist ein wenig Wehmut, dass auf den verheißungsvollen Vorspeise-Auftakt im »Knuths« die Hauptspeise-Enttäuschung folgte.
| Lou Kull

FAZIT:

Das »Knuths«, das in diesem Sommer eröffnet wurde, glänzt zurzeit zuvorderst mit seinem Ambiente und einer ausgezeichneten, kleinen Weinkarte, auf der Kreszenzen zum Beispiel vom Espenhof, von Wasem, Battenfeld-Spanier und Gehring verzeichnet sind. Die Vorspeisen haben uns bestätigt, dass Geschäftsführer und Küchenchef Daniel-Leon Knuth eine kreative Ader hat, die noch stärker zum Tragen kommen soll, wenn neben dem Bistro ein Restaurant mit gehobenen Ansprüchen zur Verfügung stehen wird. Zuvor war Knuth im Espenhof in Flonheim-Uffhofen tätig. Der Burger, den wir probierten, war ein echter negativer Ausrutscher, wobei wir dem Chef glauben, dass es sich hierbei um eine Tagesschwäche handelte. Das im Bis­tro zubereitete Fleisch kommt von einem Hunsrück-Hof mit artgerechter Tierhaltung und wird von einem Landmetzger für den Gastronomen vorbereitet. Gleichwohl vermag dieser Gesichtspunkt unsere insgesamt mäßige Küchenbewertung nicht aufzuhübschen.

ESSEN7,0
TRINKEN8,0
SERVICE7,5
AMBIENTE9,0
PREIS/LEISTUNG7,0
GESAMT38,5 : 5 = 7,7 KAPPEN
Knuths – Bistro & Restaurant
Budenheimer Parkallee 11
55257 Budenheim
Tel. 0 61 39 / 29 30 23
info@dasknuths.de
www.dasknuths.de
Öffnungszeiten:
Mo bis So 11 bis 22 Uhr
Kein Ruhetag