Bettensteuer – ein hässlicher Begriff. Zumal so verbindlich, von wegen Steuer. Tourismusfonds – das klingt schon besser. Es ist ja auch eine freiwillige Angelegenheit.

Wir leben im Zeitalter der positiven Einstellungen. Ein Glas ist niemals halb leer. Es ist immer halb voll. Positiv besetzt werden müssen auch Beiträge, die dazu dienen etwas anzukurbeln, zu unterstützen. Zum Beispiel die Tourismusförderung. Tourismus dient allen. Den einen direkt, den anderen indirekt. Direkt denjenigen, die damit ihr Geld verdienen; dazu zählen auch die Angestellten. Indirekt denjenigen, die durch Gewerbesteuern den Kita-Platz ihrer Kinder finanziert sehen wollen. Um möglichst viele Steuern aus dem Tourismus zu generieren, braucht es möglichst viele Gäste, die im schönen Mainz übernachten, essen und trinken und auf jeden Fall noch einkaufen gehen. Das zu befördern, dazu braucht es entsprechende Angebote und Marketinginstrumente. Die kosten Geld. Das entweder mittels einer verbindlichen Abgabe oder eines freiwilligen Beitrags  zusammenkommen muss.

Zum Thema Bettensteuer hatte OB Michael Ebling dem MAINZER im April 2015 gesagt, es sei eine gute Mainzer Tradition auf das freiwillige Engagement der Mainzer/-innen zu setzen statt auf eine neue Gebührensatzung. Der OB stimmte gleichzeitig der Ansicht zu, die Unterstützung von Marketingmaßnamen für den Tourismus sei auch eine öffentliche Aufgabe.

Diese Kombination aus freiwilligen Beiträgen und staatlicher Förderung wurde im Juni 2017 mit der Gründung des Vereins »Mainzer Tourismusfonds e.V.« festgezurrt. Sein Ziel: Die Beiträge der Privatwirtschaft werden mit Mitteln der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die gemäß deren Satzungszweck ausschließlich für die allgemeine Förderung des Fremdenverkehrs eingesetzt werden, »untermauert«.  Bis zu 100.000 Euro wird die Mainzer Wirtschaftsförderungsgesellschaft jährlich beisteuern – wenn die Partner 100.000 Euro einsammeln.  Das ist der Clou an dem Fonds: die Steuergelder werden nur in der Höhe zur Verfügung gestellt, wie es den direkten Tourismus-Profiteuren gelingt, eigenes Geld zu mobilisieren. Bringen die Mitglieder des Vereins nur, sagen wir mal 40.000 Euro zusammen, legt der Wirtschaftsdezernent auch nur 40.000 Euro drauf. Der Clou hat allerdings einen Haken. Mit 80.000 Euro lässt sich natürlich weniger fördern als mit 200.000 Euro. Heißt, weniger Marketing, weniger Werbung. Tourismusförderung mit halber Kraft also.

Das ist aber nicht weiter schlimm. Funktioniert die freiwillige Überzeugungsarbeit nicht, kann Mainz ja immer noch dem Binger Modell folgen und eine verbindliche Abgabe erheben. Dann ist dieses Glas allerdings eher halb leer als halb voll.

| SoS