Die Zeiten, in denen viele Bürger/innen in Urlaub sind, werden allerorten gerne genutzt, um Schäden an der verkehrlichen Infrastruktur zu beheben. So auch in Mainz, …
…wo sich die Staugeplagten auch in der verkehrsärmeren Sommerzeit in Geduld üben müssen und die Kritik an der »Planlosigkeit« aller Baustellen- und Verkehrsplaner nicht abreißt.
In der Juli-Ausgabe des MAINZERs hatten wir die Leser/-innen aufgerufen, diejenigen zu nennen, die nach ihrer Ansicht für die Dauerstaus verantwortlich sind.
Dass wir mit diesem Aufruf nicht überall auf Verständnis stießen, versteht sich von selbst.
Die Reaktionen der Lesenden zeigten uns aber, auch eine solche Aktion macht Sinn, um den Betroffenen eine Möglichkeit anzubieten, Ärger, Aggressionen und Hilflosigkeit auszudrücken. Wir haben teils lange Ausführungen erhalten, die einmal mehr veranschaulichen, wie sehr sich manche Verkehrsteilnehmer ausgeliefert fühlen. Sie empfinden sich als Opfer einer Verwaltung, die sie zwar bezahlen, deren Handeln sie aber nicht verstehen.
Dass die Grünen-Politikerin Katrin Eder die Liste der Vollpfosten-Aspiranten nicht nur anführt, sondern mit weitem Abstand vorne liegt, überrascht nicht. Schließlich ist die Dezernentin für Verkehr und Umwelt zuständig. Und damit grundsätzlich verantwortlich für alle Sperrungen und Umleitungen. Egal, wer der Urheber einer Baustelle ist. So der Tenor in den Zuschriften zur Wahl des Vollpfosten 2017, die wir erhalten haben. Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen, die teilgenommen haben. Auch und ganz besonders dafür, dass sich alle namentlich zu erkennen gaben.
Frau Eder als »der« Vollpfosten-Kandidatin zur Seite gestellt wurde – überraschenderweise – auch eine Wiesbadener Behörde, die »Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement«, die für das jahrelange »Gemurkse« und das Schiersteiner-Brücken-Chaos zuständig sei.
Immerhin ein Leser wählte die Gruppe der »Autofahrer mit unnützen Fahrten« zum Vollpfosten und nannte als Beispiele: Hubschraubereltern auf dem Weg zur Schule, Poser, Kurzstreckenfahrer, ÖPNV-Verweigerer.
Und nun? Wir haben diese Aktion nicht umsonst »Der Vollpfosten – ein Sinnbild« genannt. Denn wir meinen, je häufiger und je ausführlicher die Menschen ihren Unmut artikulieren können, desto mehr und intensiver besteht die Chance, ihren »Empfindungen« mit »Tatsachen« entgegenzutreten. Eine Aufgabe, die zuerst natürlich die handelnden Politiker zu erfüllen haben. In fast allen Reaktionen wurde deutlich, dass die Urheberschaft von Baustellen unterschiedslos »der Stadt« angelastet wird. Wer »die Stadt« ist und was deren Vertreter in Sachen Baustellen dürfen und können, ist Vielen immer noch unklar.
| WHO/SoS