Hat Sie dieses Jahr schon Jemand zu seinem 60. Geburtstag eingeladen. Noch nicht? Dann stellen Sie sich darauf ein, dass das noch passieren kann. Der größte Babyboomer Jahrgang 1964 feiert dieses Jahr seinen »runden« Geburtstag.
Zu den Babyboomern zählen die Jahrgänge 1957 bis 1968, die zum Zeitpunkt der Geburt rund 1,2 Millionen und mehr Kinder umfassten und in der gesamten Zeit nach dem 2. Weltkrieg zu den zahlenmäßig größten gehörten. Jetzt beginnt, zumindest laut Sachverständigenrat, die »akute Phase der demografischen Alterung.«
An dieser Stelle erwarten Sie vielleicht Ausführungen zum Thema zukünftigen Pflegebedarfs und wie die Stadt sich darauf einstellen sollte. Nein, ich will mir lieber die Chancen anschauen.
Mit den Babyboomern kommt eine durchschnittlich besser gebildete, bewusster lebende und gesündere Generation ins Rentenalter. Jetzt wird es darauf ankommen, wie wir das Potential der »neuen Alten« in unserer Stadt nutzen können und wollen.
Während unser Einzelhandel immer wieder über fehlende Umsätze klagt, erwartet der Tourismus wieder ein Rekordjahr. 73 Prozent der Bundesbürger sagen schon jetzt, dass sie garantiert in den Urlaub fahren und 41 Prozent kennen schon das Ziel. Die Zahl der Frühbucher ist auf Rekordniveau. Das hat auch etwas mit den Boomern zu tun, in diesem Jahr sind sie zwischen 56 und 67 Jahre alt und wie wir wissen, reisen sie gerne.
MainzPlus hat vor kurzem die Zahl der Übernachtungen von Städtereisenden in Mainz veröffentlicht, das werden in diesem Jahr bestimmt noch mehr und sie helfen auch dem Einzelhandel, Gastronomie und Hotelgewerbe. Unser Citymarketing macht eine gute Arbeit. Irgendwann ist dann das Reisen vorbei und unsere neuen Alten machen sich Gedanken, ob es neben dem Enkelhüten noch Herausforderungen gibt.
Da fällt einem gleich das Thema »Ehrenamt« ein. Viele Vereine klagen darüber, dass das ehrenamtliche Engagement stark zurückgegangen ist. Andererseits, wo werben die Vereine für Mitarbeit? Wir haben in Mainz das Ehrenamtsbüro MEM (Mein Engagement in Mainz), das wird nun von der Diakonie betrieben, die Stadt Mainz hat diese Aufgabe übergeben. Wer sich die Homepage des Büros anschaut, findet einige Vorschläge und man kann sich auch individuell beraten lassen.
Mir fehlt jedoch die Initiative der Vereine, warum wird nicht offensiver geworben? Ob Sport, Soziales oder Brauchtum, wer Hilfe braucht, muss auch etwas dafür tun! Es wird, auch in unserer Stadt, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung darauf ankommen, eine solidarische Gesellschaft, die nicht auf einem Generationenkonflikt, sondern auf gegenseitiger Rücksicht und Achtung aufbaut, zu leben. Das wird eine große Herausforderung für uns alle und braucht viele Menschen, die mit Zivilcourage den achtsamen Umgang miteinander einfordern.
| Mogunzius