Der MAINZER im Gespräch mit Volker Kersting, Direktor Nachwuchs beim 1. FSV Mainz 05.

Ein Play-Off Heimspiel des 1. FSV Mainz 05 gegen den FC Barcelona in einem europäischen Wettbewerb ist sicherlich ein Traum vieler Fans der Rotweißen. Ein Traum, der Anfang Februar in Erfüllung geht: In den Playoffs der UEFA Youth League hat die U19 von Mainz 05 das »große Los« gezogen. Der Nachwuchs der 05er bekommt es im K.-o.-Spiel um den Einzug ins Achtelfinale mit dem FC Barcelona zu tun.

Volker Kersting

Volker Kersting

»Das ist natürlich ein Traumlos«, so (Foto), Direktor Nachwuchs beim FSV, begeistert. »Wir freuen uns auf ein weiteres besonderes Spiel vor unseren Fans und darauf, mit dem FC Barcelona einen der ganz großen Namen des europäischen Fußballs in Mainz begrüßen zu dürfen. Dieses Spiel hat sich das Team, aber auch der ganze Verein, verdient.«

Ein Ereignis, dass ohne ihn und sein Team im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des Vereins nicht möglich gewesen wäre.

Ein Blick zurück: Der FSV gehört nicht zu den Mannschaften, hinter denen ein Sponsor oder ein großes Unternehmen steht, die bei Bedarf die Verpflichtung fehlender Spieler mit entsprechenden Zuschüssen ermöglichen. Es war den Verantwortlichen nach dem Aufstieg daher klar, dass man einen anderen Weg gehen musste – über eine intensive Nachwuchsförderung. So konnte man einerseits den Spielerstamm der ersten Mannschaft mit jungen Akteuren aus der eigenen Jugend verstärken und andererseits in Mainz ausgebildete Fußballer auf dem Transfermarkt verkaufen.

Dabei half, das DFB und DFL vor ungefähr 20 Jahren damit begonnen hatten den Aufbau von Leistungszentren im Profibereich zu forcieren. Erster Standort in Mainz waren einige Container hinter der Haupttribüne am Bruchweg in denen, wie Volker Kersting berichtet, viele Ideen entwickelt wurden die dann nach und nach auch umgesetzt werden konnten. Ein Prozess der auch heute noch andauert.

Top-Ausbildungszentrum für den Nachwuchs

Das NLZ des FSV ist unter Volker Kersting immer größer geworden und zählt neben dem Ausbildungszentrum des SC Freiburg zu den größten und besten seiner Art in Deutschland. Im europäischen Ranking der TOP fünf Fußballnationen belegt man stets vordere Plätze. Standort ist die ehemalige Haupttribüne am Bruchweg. Um sie herum ist der »Wolfgang Frank Campus« entstanden, benannt nach dem ehemaligen Fußballlehrer und Mainzer Trainer.

Der Campus (…) soll und muss weiterwachsen. Vereinspräsident Stefan Hofmann stellte Ende 2023 dem zuständigen Ortsbeirat Hartenberg-Münchfeld die Pläne für ein großes Multifunktionsgebäude vor, das am Bruchweg gebaut werden soll und in dem auch die auswärtigen Talente untergebracht werden sollen, die zurzeit noch in der Altstadt im Kolpinghaus leben. Ungefähr ein Drittel des Komplexes soll später untervermietet werden. Sobald die Baugenehmigung vorliegt, kann es losgehen. Geplant ist auf dem Campus auch eine zweistöckige Athletikhalle für die Jugendlichen, die ihre Übungen aktuell noch in einem großen Zelt machen müssen.

Zurzeit spielen über 200 Kinder und Jugendliche in den insgesamt elf gemeldeten Mannschaften des FSV. Rund 30 von ihnen leben im Internat, die anderen in mehr oder weniger großer Entfernung von Mainz bei ihren Eltern. Sie werden vom vereinseigenen Fahrdienst bei Bedarf abgeholt und wieder nach Hause gebracht.

Wieviel von ihnen schaffen den Sprung in die erste Mannschaft und damit ins Profigeschäft? »Im Schnitt pro Saison einer« schätzt Volker Kersting. Daher ist es wichtig, dass alle neben dem Training eine gute Schulausbildung bekommen: »Wir haben die Verantwortung für alle Jungs.«

»Eliteschule des Fußballs«

Hierbei hilft unter anderem die enge Zusammenarbeit mit der IGS Bretzenheim. Eine Kooperation die vom DFB vor einigen Wochen erneut als »Eliteschule des Fußballs« anerkannt wurde. Eine Partnerschaft, so der Direktor Nachwuchs, »die den Spielern optimale Voraussetzungen bietet, um die höchstmögliche schulische Ausbildung mit Leistungssport zu verbinden.«

Die Liste derer die es geschafft haben ist lang, ihre Biographien sind unterschiedlich. Sie reicht von Mimoun Azaouagh der 1999 als 16jähriger zu den Junioren stieß bis zu Robin Zentner, der bereits mit 12 Jahren im Torwarttrikot der Rotweißen steckte. Er gehört ebenso wie Stefan Bell, Leandro Barreiro, Lasse Rieß, Merveille Papela und Jonathan Burkardt zu denjenigen, die beim Verein geblieben sind.

Gelegentlich trifft man Kollegen aus der Jugendzeit bei Bundesligaspielen wieder, so etwa die Torleute Finn Dahmen (FC Augsburg) und Florian Müller (SC Freiburg) oder den Defensivspieler Ridle Baku, der den Sprung in die Deutsche Nationalmannschaft geschafft hat. Am bekanntesten ist sicherlich André Schürrle der als 16-Jähriger 2006 zum Verein stieß, zwischen 2010 und 2017 insgesamt 57 mal für das Nationalteam spielte und dabei 22 Tore schoss. Er beendete 2020 seine Karriere.

Junioren im Rampenlicht

Aktuell stehen zwei Junioren des NLZ im Rampenlicht der ersten Liga: Brajan Gruda und Nelson Weiper.

Brajan Gruda stammt aus einer albanischen Fußballerfamilie. Er kam über den FC Speyer 09 und den Karlsruher SC als 14jähriger nach Mainz und erhielt 2022 mit 18 Jahren einen Profivertrag. Seine Nationalmannschaftskarriere begann 2019 in der U 15; inzwischen spielt er für Deutschland in der U 21.

Der in Mainz geborene Nelson Weiper spielte bereits mit sieben Jahren in der Mainzer U 8. Er ist ebenso wie Brajan Gruda ein Offensivspieler und erhielt im gleichen Jahr wie er seinen Profivertrag. Damit wurde er der jüngste Bundesligaspieler des Vereins und nach seinem Tor gegen Gladbach im Februar 2023 auch jüngster Bundesliga-Torschütze. Er war damals 17 Jahre alt. Im September 2023 musste er sich einer Knieoperation unterziehen und befindet sich seitdem im Aufbautraining.

Was sich Volker Kersting wünscht, ist eine größere Öffentlichkeit für den Nachwuchs. Das Barcelona-Spiel ist schon ausverkauft. Wöchentlich spielen aber alle Mainzer Nachwuchsmannschaften ab der U14 in der für sie höchstmöglichen Spielklasse oder messen sich in Leistungsvergleichen mit Teams anderer Nachwuchsleistungszentren. »Es lohnt sich«, so der Direktor des NLZ, »auch diese Spiele anzuschauen.«

| MDL

 

Die Termine und aktuelle Informationen
rund um die Teams stehen auf den Webseiten
des Vereins: [https://www.mainz05.de].