Der 1. FSV Mainz 05 beendete die Bundesligasaison 2022/2023 auf dem 9. Platz. Im unteren Tabellendrittel war man dabei nie und so auch immer weit von Abstiegsängsten entfernt. Ausgerechnet nach dem souveränen Sieg gegen den späteren Meister Bayern München wurden ein paar Spiele unnötig verloren und dadurch der Sprung auf die »Europa-Plätze« verpasst.

»Pflicht erfüllt. Kür verpasst.«  Mit dieser Überschrift beschreibt das Bilanz-Sonderheft des Fußball-Fachmagazins »Kicker« zur Saison 2022/23 den Mainz 05-Auftritt in der abgelaufenen Spielzeit sehr treffend.

Vor dem ersten Spieltag fragten sich die Fans, ob sie wieder eine Zitter-Saison miterleben würden, in der man dem Abstieg erst an einem der letzten Spieltage entrinnen könnte. Zwischenzeitlich hörte man das Stichwort »Europa« immer häufiger und nach den gelungenen Top-Einkäufen von Andreas Hanche Olsen und Ludovic Ajorque in der Winterpause richtete sich der Blick fast nur noch nach oben in der Tabelle.

Nach dem 3:0 Auswärtssieg in Leipzig und dem 3:1 Heimsieg gegen Bayern München sahen viele den Namen »Mainz 05« schon in den Lostöpfen für das internationale Geschäft. Dann folgte allerdings eine Niederlagenserie, die sich keiner so richtig erklären konnte und Mainz wieder zurück auf Platz 9 brachte.

Der FSV wäre aber nicht der FSV, wenn er der Saison nicht noch ein Sahnehäubchen aufgesetzt hätte. Im letzten Spiel der Saison erlaubte man den Dortmunder in deren »Signal Iduna Park« nur ein 2:2 und vermasselte ihnen so (die entsprechenden T-Shirts waren schon gedruckt) den schon fast sicher geglaubten Meistertitel, den wieder einmal das Team aus München mitnehmen durfte.

Mainz 05-Wintereinkäufe

Transfers in der Winterpause müssen gut überlegt sein. Viele Vereine haben in der Vergangenheit in dieser Phase schon hektisch auf dem Spielermarkt zugeschlagen ohne ihre Tabellenposition anschließend entscheidend verbessern zu können. Es zeichnet den FSV aus, dass er seine Transfers in Ruhe vorbereitet und keine Informationen durchsickern lässt, bevor die Verträge nicht unterschrieben sind.

So gelangen in dieser Saison zwei absolute Volltreffer, um die die Mainzer von vielen Vereinen beneidet wurden: Für die Abwehr wurde der norwegische Nationalspieler Andreas Hanche-Olsen verpflichtet, der zuletzt beim belgischen Erstligisten KAA Gent unter Vertrag stand und für den Sturm fand man, wiederum in Frankreich, auch den richtigen Mann: Ludovic Ajorque von Racing Straßburg.




Andreas Hanche-Olsen

Der neue Innenver­teidiger, mit vollem Namen: Andreas Schjølberg Hanche-Olsen, lief in den letzten drei Jahren 14 mal für die norwegische Nationalmannschaft auf. Davor war er 20 mal in der U16 und der U21 seines Landes aktiv. Er hat Europa League – Erfahrung und wurde 2022 belgischer Pokalsieger.

Wie aus Mainzer Vorstandskreisen zu hören war, stand Hanche-Olsen schon länger unter Beobachtung und so konnte der Cheftrainer zufrieden feststellen: »Bei Andreas Hanche-Olsen sind wir wieder in der glücklichen Lage, einen Spieler verpflichten zu können, den wir unbedingt haben wollten und der auch unbedingt zu Mainz 05 kommen wollte. Er ist ein echter Leader-Typ, der schon im jungen Alter in Norwegen die Rolle des Kapitäns übernommen hat und eine Top-Mentalität mitbringt. Er passt vom Profil sowohl sportlich als auch in der Persönlichkeit hervorragend in unser Team.«

Ludovic Ajorque

Ludovic Ajorque ist »herausragend«. Kein Spieler in der ersten Liga kann seine 1,96 m überbieten. Für seinen letzten Verein Racing Straßburg hatte er in 151 Pflichtspielen 51 Tore und 19 Assists erzielt. An ihm waren auch mehrere Ligakonkurrenten des FSV interessiert. Es scheint, dass hier schließlich der Mainzer »Schwerpunkt Frankreich« ausschlaggebend war. In einem ersten Interview sagte der Linksfuß: »Ich bin sehr froh, Teil dieses Klubs zu sein. Mainz 05 passt von der Spielweise, aber auch von den Werten hervorragend zu mir. Ich habe die 05er in der Vergangenheit öfter verfolgt, auch weil mein Teamkamerad Anthony Caci hier hergewechselt ist. Er ist ein guter Freund und hat mir damals viele Tore aufgelegt – das wollen wir in der Bundesliga so fortführen.«

Ludovic Ajorque stand im Sommer 2022 kurz vor einem Wechsel zum späteren Absteiger Hertha BSC Berlin. Letztendlich scheiterte diese Transaktion aber an der von Racing damals geforderten Ablöse. Nachdem sich diese im Winter mehr als halbiert hatte, griff Mainz schnell zu.

Aktueller Kader

Zur Zeit (Stand: 14. Juli) zeigt sich der FSV Mainz 05 auf dem Transfermarkt eher wieder zurückhaltend. Vier Spieler verlassen den Verein:

Der zuletzt an den FC Admira Wacker Mödling ausgeliehene österreichische Angreifer Marlon Mustapha wechselt zu Como 1907; der spanische Linksverteidiger Aarón geht zum CFC Genua; der dänische Stürmer Marcus Ingvartsen spielt zukünftig für den FC Nordsjælland und Finn Dahmen, der nicht länger die »Nummer 2« hinter Robin Zentner sein wollte, steht zukünftig beim FC Augsburg im Tor.

Zurück kommen drei Spieler deren Leihzeit abgelaufen ist, u.a. Ronaël Pierre-Gabriel (Abwehr).

Für Finn Dahmen erhielt der zuletzt beim 1. FC Saarbrücken spielende 32 jährige Torhüter Daniel Batz einen Vertrag. Er ist in Fachkreisen unter anderem deshalb bekannt, weil er 2020 im Pokal-Viertelfinale gegen Fortuna Düsseldorf insgesamt 5 Strafstöße hielt: einen in der regulären Spielzeit und weitere vier im Elfmeterschießen. Ein DFB-Rekord.

Empfehlung von Jürgen Klopp

Vom FC Liverpool wurde der niederländische Juniorennationalspieler Sepp van den Berg für zunächst ein Jahr ausgeliehen. Der einundzwanzigjährige Innenverteidiger, an dem auch andere Teams großes Interesse gezeigt hatten, war in der abgelaufenen Saison an den FC Schalke 04 ausgeliehen und soll sich auf Empfehlung von Jürgen Klopp für Mainz entschieden haben. Es wurden, so der Verein, auch »Möglichkeiten für eine längere Zusammenarbeit festgelegt« – über die Modalitäten wurde Stillschweigen vereinbart.

Cheftrainer Bo Svensson: »Sepp ist ein junger, unheimlich veranlagter Innenverteidiger, der schon jetzt viel mitbringt: Er verfügt über Technik, Spielverständnis, Körperlichkeit und Mentalität. Wir haben sehr gute Gespräche geführt und hatten auf beiden Seiten schnell das Gefühl, dass es passt. Gemeinsam wollen wir Sepp noch mal auf eine neue Stufe heben und besser machen, um sein Potenzial noch weiter entfalten zu können.«

Am 14. Juli unterschrieb auch, wie schon länger von der Presse spekuliert, der defensive Mittelfeldspieler und Juniorennationalspieler Tom Krauß. Er hatte zuletzt einen Vertrag bei RB Leipzig und war an Schalke 04 ausgeliehen. Mainz zahlt für ihn fünf Millionen Euro plus Boni.

»Tom passt sowohl von der Art, wie er Fußball spielt, als auch von der Mentalität her hervorragend zum FSV und wird unsere Teamstruktur optimal ergänzen«, so Sportdirektor Martin Schmidt.

Der Zweiundzwanzigjährige strebt in Mainz nach seinen Worten den »nächsten Entwicklungsschritt« an. Die letzte Saison war für ihn nicht allzu erfolgreich: Mit Schalke 04 stieg er aus der ersten Liga ab und mit der U21 schied er vorzeitig bei der Europameisterschaft aus.

 

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