Unser Interview-Gast Stefan Bell (Jahrgang 1991) steht seit 2007 bei Mainz 05 unter Vertrag. In dieser Zeit war er für jeweils eine Saison an den TSV 1860 München und Eintracht Frankfurt ausgeliehen. Für Mainz bestritt er im Mai sein 256. Bundesligaspiel und ist seither neuer Rekordspieler vor Nikolče Noveski der 2004-2015 das rot-weiße Trikot trug. Sein ursprünglich bis 2023 datierter Vertrag verlängerte sich bereits Ende 2022 um ein weiteres Jahr, da er die notwendige Anzahl von Pflichtspielen absolviert hatte.
Stefan Bell, Sie sind seit dem 15.Lebensjahr, seit 2007, bei Mainz 05 und haben bei dem Verein praktisch Ihr ganzes fußballerisches Leben verbracht. Haben Sie das in dieser Zeit irgendwann auch einmal bereut?
Nein, nie.
Wobei ich nicht durchgängig bei Mainz 05 war – es gab auch zwei Ausleihen.
Besonders die zu 1860 München hat mir viel gebracht – Ich habe sofort in der zweiten Liga gespielt, das war wichtige Erfahrung für mich als damals junger Spieler.
Welcher Tormann war oder ist für Sie der Beste?
Ich denke, unser aktueller Stammkeeper Robin Zentner macht seine Aufgabe super, hat eine gute Strafraumbeherrschung. Er hat den 16er im Griff und ist auch gut bei hohen Bällen.
Wie viele Tore haben Sie als Verteidiger geschossen?
Dreizehn!
Sie haben viele Trainer hautnah erlebt: Wir picken zwei heraus, Sie sagen ein paar kennzeichnende Eigenschaften:
Thomas Tuchel habe ich als U19-Trainer erlebt. Mit ihm sind wir Deutscher Junioren-Meister geworden.
Später hatte ich ihn dann ein paar Jahre bei den Profis. Er ist sehr ehrgeizig, sehr detailbesessen. Ein taktischer Fuchs mit hohen analytischen Fähigkeiten. Er kann ein Spiel von außen analysieren und entsprechend reagieren.
Bo Svensson ist total authentisch, versteht es, die Mannschaft zu führen. Er legt viel Wert auf guten Stimmung in der Gruppe, ist dazu, was das Fußballfachliche angeht, ein Top-Trainer, extrem leidenschaftlich und ehrgeizig.
In der letzten Saison hat Mainz 05 eine Berg- und Talfahrt hingelegt: Gegen vermeintlich schwache Gegner in Schwierigkeiten gekommen und gegen vermeintlich starke Gegner gewonnen. Ist das fehlende Konstanz oder haben Sie dafür eine andere Erklärung?
Ich sehe die vergangene Saison eher als Ganzes, und zwar als gute Saison. Wir haben viele Punkte geholt und so eine Saison zieht sich fast über ein Jahr. Da sind Schwankungen normal.
Gegen welche Gegner Spielen Sie nicht so gerne?
Das sind Mannschaften, die hinten drin stehen und auf Konter lauern.
Auf welche Gegner freuen Sie sich?
Auf die, die Fußball spielen wollen – am liebsten bei uns zu Hause im eigenen Stadion. Wir spielen körperbetont und mit einer hohen Intensität. Wenn dann der Ball erobert wird und die Stimmung im Stadion aufkommt, dann bekommt das Spiel eine ganz andere Dynamik.
In welchen anderen Stadien spielen Sie am liebsten?
Es gibt einige schöne Stadien wie beispielsweise Köln, Mönchen-Gladbach und auch auf Schalke.
Ihr Hobby ist die Betreuung der Jungendmannschaften Ihres Heimatvereins: FV Vilja-Wehr, wo Sie auch im Vorstand sind.
Ja, das macht mir viel Spaß. Während der Corona Zeit haben viele Vereine und Jungendmannschaft stark gelitten. Die Vereine haben Mitglieder verloren, die Kinder und Jugendlichen konnten nichts machen. Zum Glück hat sich das wieder geändert. Die Lust an der gemeinsamen Bewegung ist wieder da. Die Zahlen gehen wieder hoch.
Vielen Dank Herr Bell und alles Gute für die neue Saison.
| MDL