Das Restaurant »Zur guten Quelle« in Budenheim will Ristorante, Pizzeria und deutsch-bürgerliche Küche zusammen bringen.

Wenn ein Restaurant mit mediterraner und deutscher Küche wirbt, darf man hierzulande vermuten, dass es Pizza, Nudelgerichte, Schnitzel und Rumpsteak gibt. Das muss kein Nachteil sein, wenn die Qualität des Gebotenen stimmt und die Gäste zufrieden sind.
Ins Restaurant »Zur guten Quelle« in Budenheim strömen sie zumindest zahlreich. Als wir durch den geräumigen Biergarten ins Lokal kommen, ist der Gastraum um 18 Uhr schon vollständig besetzt. Prächtig aufgelegte Seniorinnen und Senioren sitzen an langen Tischreihen mit leuchtenden Augen vor ihren Hawaii-Schnitzeln und Nudeltellern. Gut, dass wir vorher reserviert haben.
Der schlichte Vereinsheim-Charakter in der Ausstattung ist nicht zu übersehen, durch die Fensterfront geht der Blick auf den Fußballplatz des FV Budenheim und die Kindermannschaften, die mit Feuereifer beim Training sind. Die Standardkarte (übrigens auch vorbildlich in ganzer Länge auf der Webseite abrufbar) und die saisonale Empfehlungskarte zählen zusammen fast hundert Positionen auf; ihr Studium ist entsprechend herausfordernd. Weil das königliche Gemüse gerade Saison hat, entscheidet sich Mister X für eine Spargelsuppe (5,50 €), daneben ordern wir noch panierten Weichkäse mit Tzatziki und Preiselbeeren (10,50 €) und Pizzabrot mit Olivenöl und Oregano (4 €). Für den Hauptgang nehmen wir aus der Standardkarte frische Tortelloni mit Butter und Salbei (11 €), Schweinelende mit Steinpilzen in Rotweinsauce (19 €) und Atlantik Zungenfilet in Weißweinsauce (21 €).

Aus Italien

Für Weintrinker macht es die »gute Quelle« nicht so einfach. Bei den offenen Weinen gibt es solche aus Italien und solche aus Deutschland. Mich interessiert beim halbtrockenen Merlot aus Italien (4,50 €), woher und von wem er genauer kommt? Antwort des Kellners: Aus Italien. Auch Mister X verzichtet dann auf weitere Fragen zu seinem trockenen Weißburgunder aus Deutschland (4,50 €). Merlot ist meist ein unkomplizierter, gefälliger Rotwein. Sanftes Tannin, nicht zu schwerer Körper, angenehme Säure. Und dann dieser schokoladige Geschmack nach schwarzen Kirschen. Nicht so der »aus Italien«. Etwas Kirsche, dünner Körper, viel Tannin. Bitter. Der Weißburgunder von Mister X schmeckt zwar nicht sortentypisch nach Aprikose, Zitrus, Ananas, aber immerhin deutlich nach Trauben. Und er spielt angenehm mit Säure und Süße.

Aber reden wir über das Essen, das trotz des bis auf den letzten Platz besetzten Lokals zügig auf den Tisch kommt. Die sahnig gebundene Spargelsuppe enthält hinreichend viele Abschnitte des Edelgemüses. Mister X ist zufrieden. Der panierte Weichkäse – zwei Scheiben von der Größe eines Eishockey-Pucks – zeigt Ansätze von Cremigkeit im Innern des sonst gerne bröseligen Schafskäses. Wie bei seinen Camembert-Verwandten passen die Preiselbeeren und liefern etwas süß-saueren Pfiff, das mitgelieferte Tzatziki, also Knoblauch-Joghurt, als Beilage zu Käse befremdet eher. Geschmackssache. Das als Vorspeise georderte Pizzabrot in seiner ursprünglichsten Ausführung mit Olivenöl und Oregano ist hoffentlich nicht die Blaupause für alle Pizzen des Hauses. Die Brandblasen auf der Oberseite zeugen von mächtig Oberhitze. Deshalb ist die runde Brotscheibe oben knusprig, unten und innen aber teigig-zäh. Der Oregano war wohl von Anfang an mit im Ofen und ist verbrannt.

Kernigen Biss frischer Nudeln

Nach den frischen Beilagensalaten kommen die Hauptgerichte. Die großen Tortelloni sind mit Spinat-Ricotta gefüllt und in Salbei-Butter geschwenkt. Mit dem kernigen Biss frischer Nudeln kommt dieser Klassiker immer gut, wurde hier aber ein wenig salzverliebt abgeschmeckt. Es riecht nach Fisch: Mister X hat seine Atlantik-Zunge auf dem Teller. Sie wird puristisch präsentiert, mit Weißweinsauce und Salzkartoffeln. Das Fischfilet ist ordentlich gegart und zerfällt nicht, und auch mit dem Geschmack ist Mister X recht zu­frieden.

Geschmack und Crunch sind einwandfrei

Meine Schweinelende in Rotweinsoße entfaltet einen betörenden Duft. Bei der Zubereitung der Soße wurde an nichts gespart. Die Bratkartoffeln sind mal nicht in Scheiben geschnitten, sondern geröstete oder frittierte Salzkartoffeln. Geschmack und Crunch sind einwandfrei. Natürlich ist jetzt nicht ihre Saison, aber die von der Rotweinsauce fast schwarz gefärbten Steinpilze haben noch einen Hauch von Biss. Den hat auch das Fleisch. Anscheinend vorgegart und kurz vor dem Service wieder erhitzt, kann die eigentlich butterzarte Schweinelende ihre Vorzüge nicht zeigen. Das Fleisch ist mehr als fest, der Schnitt quer zur Faser ist Arbeit, die sich beim Kauen fortsetzt.
Für einen Eisbecher reicht es nicht mehr. Dafür sind die Portionen in der »guten Quelle« einfach zu groß.

| Lou Kull

 

Fazit

Das Lokal im Vereinsheim hat vielerorts Tradition. Das Speisenangebot ist dabei oft überschaubar. »Zur guten Quelle« will Ristorante und Pizzeria sein, ohne typisch deutsche Küche zu vernachlässigen. Das gelingt zum Teil, insbesondere mit der Empfehlungskarte. Das Getränkeangebot ist groß, für Bier- und Spirituosenliebhaber sogar mit Erzeugerangabe. Weintrinker müssen sich eher aufs Glück verlassen. Ein dickes Pfund ist im Sommer die große Terrasse mit Blick auf die Sportplätze. Das Preis-Leistungsverhältnis ist je nach Wahl von Essen und Trinken in Ordnung.

ESSEN7,0
TRINKEN7,0
SERVICE7,0
AMBIENTE7,0
PREIS/LEISTUNG7,0
GESAMT35,0 : 5 = 7,0 KAPPEN
Zur guten Quelle
Binger Straße 83
55257 Budenheim
Telefon: (06139) 29 17 66
www.restaurant-budenheim.de
info@restaurant-budenheim.de
Öffnungszeiten
Di bis So und Feiertage
11 bis 14.30 Uhr u. 17 bis 22 Uhr
Mo Ruhetag