Ein schönes Geschenk, das alle Jahre wieder gern gesehen wird und ein neuer Oberbürgermeister (Nino Haase), der auf Kommunikation mit allen Gremien setzt.

Der Tourismusverband der Mainzer Partnerstadt Zagreb schenkte 2022 der Stadt Mainz drei »Riesen-Ostereier«. Ein gelungener PR-Gag, um Menschen zum Osterurlaub in Kroatien zu animieren. Im vergangenen Jahr standen die bunten Riesen-Eier am Liebfrauenplatz, auf dem Schillerplatz und vor dem Stadthaus; 2023 steht das Osterei auf dem Foto am Stadt-Entree auf der Theodor-Heuss-Brücke. Der SPD-Politiker Michael Ebling hatte 2022 als amtierender OB dieses Geschenk entgegengenommen – die Ostereier blieben, Ebling ist weg. Ein Jahr später hat Mainz einen Oberbürgermeister, der keiner politischen Partei angehört. Ein Novum. Das viele Wählerinnen und Wähler herbeiführten – 63,6 % in der Stichwahl für Nino Haase ist schon eine Hausnummer. Gleichzeitig wird das »Experiment« skeptisch beäugt. Ein relativ junger Mann, ohne Verwaltungserfahrung und ohne politischen Stallgeruch soll ein »Unternehmen« wie die Stadtverwaltung mit 4.500 Mitarbeitenden lenken und die dringlichen Aufgaben in der (Weiter-)Entwicklung dieser Stadt stemmen? Ob das gut geht? Wir werden sehen.

Nino Haase hat im Wahlkampf viel versprochen und angekündigt. Um einen Bruchteil davon umzusetzen, braucht er die aktive Mitarbeit des Stadtrates und der Verwaltung – soweit so bekannt. Der Parteilose kann als OB aber zusätzlich das machen, womit er in die Politik gestartet ist: Die Bürger:innen mitnehmen und ihnen mehr Verantwortung zumuten. Beim Bürgerentscheid zum »Bibelturm« hat das funktioniert – fast aus dem Stand heraus und ohne institutionelle Voraussetzungen.

Keimzelle der kommunalen Demokratie

In seiner Antrittsrede am 22. März 2023 sagte Haase, er wolle alle Gremien beteiligen und nannte zuerst die Ortsbeiräte, »als Keimzelle der kommunalen Demokratie«. Bereits in seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl, hatte Nino Haase Gremien-Vertreter:innen um sich geschart: Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich in Beiräten, Vereinen und Initiativen engagieren. Der neue OB scheint gezielt zivilgesellschaftliche Akteure anzusprechen, ohne die diese Stadt nicht weiterentwickelt werden kann. Vielleicht ist das seine Chance, um als parteiloser Funktionär politischen Druck zu erzeugen für Vorhaben, die von der Stadtratsmehrheit abgelehnt werden. »Mein Zukunftsbild von Führung besteht vor allem in der Bereitschaft zur Kooperation«, sagte der neue OB in seiner Antrittsrede. Und: »Gute, moderne Führungskultur, auch in unsere Stadtverwaltung hinein, beinhaltet auch echte Mitsprache der eigenen Mitarbeitenden, permanente Kommunikation, Ideenmanagement und Effizienz.« Permanente Kommunikation: Im Wahlkampf hatte Haase damit Erfolg. Ob er das als Oberbürgermeister durchhält, bleibt abzuwarten.

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