In Antonietta’s »Steakhouse & more« spielt das Fleisch die Hauptrolle. Vertrautes Ambiente in der Flonheimer Dohlmühle.

Mister X gelüstet es nach herzhaftem Fleisch. Also machen wir uns auf den Weg nach Flonheim in das Antonietta’s Steakhouse, westlich der Autobahn zwischen Wörrstadt und Alzey gelegen. Dort hat Antonietta Dogan, zuletzt Gastgeberin auf der Stromburg im Hunsrück, vor wenigen Wochen ihr »Steakhouse & more« eröffnet. Der Ort ist Rheinhessen-Liebhabern wohl vertraut: die Dohlmühle im Flonheimer Wiesbachtal, ein Gasthaus mit langer Tradition, angeschlossen an das Weingut der Familie Stütz.

Der markante schiefergedeckte Turm verbindet Restaurant und Gästehaus und dient zugleich als Entree zu dem gepflegten Anwesen am Flonheimer Ortsrand. Dem Gastraum verleihen große Fensterflächen und viel helles Holz eine freundliche Atmosphäre, warmes Licht am Abend schafft Behaglichkeit. Dass alles ordentlich bleibt, dafür sorgt der Service und faltet mit strengem Blick die Winterjacke, die Mister X über einen Kinderstuhl in der Ecke gelegt hatte, erst einmal ordentlich zusammen.




Mehr als ein Steakhaus

»Antonietta’s« will mehr als ein Steakhaus sein. Dem folgen wir bei der Bestellung sehr gern und ordern als Vorspeisen knusprige Champignons mit Zitronensaft und feiner Joghurtsoße (5,90 €) und Panini Serrano (8,90 €). Als Hauptgang wählt Mister X mariniertes Lammfilet (23,90 €), für mich soll es ein kleines (200 Gramm) Rumpsteak (23,00 €) sein und unsere Begleitung entscheidet sich für ein in der Pfanne gebratenes Zanderfilet (16,40 €). Zwar ist zu den Hauptgängen jeweils ein kleiner Salat (ungewürzt, wahlweise mit Vinaigrette oder Joghurtdressing) inklusive, aber sonstige Beilagen müssen nach Steakhouse-Art etxra geordert werden. Wir bestellen noch karamellisiertes Gemüse (4,40 €), Bratkartoffeln (4,90 €) und Pommes Frites (3,90 €).

Die Weinkarte weist – wie so oft, wenn ein Restaurant zu einem Weingut gehört – vor allem die Erzeugnisse des eigenen Hauses aus, ergänzend gibt es noch drei Weine von Wolfgang Schneider in Guldental an der Nahe und einen Rotwein aus Antoniettas Heimat Kampanien. Wir entscheiden uns für einen 2021er Sauvignon Blanc trocken vom Weingut Dohlmühle und einen trockenen Spätburgunder des selben Jahrgangs vom Weingut Schneider. Beide zu 6 Euro für einen 0,2-Schoppen.

Den Wunsch, eine Karte am Tisch zu lassen, um noch ein wenig intensiver in der Weinkarte stöbern zu können, will der Ober leider nicht erfüllen, weil er alle Karten braucht (so früh am Abend war außer uns gerade mal eine Handvoll Gäste da). Sagt’s und nimmt dem verdutzten Mister X die Karte aus der Hand. Später, so lässt er uns wissen, könne wir ja noch mal fragen, wenn wir eine brauchen. Mister X hat nun endgültig sein Loreley-Gesicht (»ich weiß nicht, was soll es bedeuten«) aufgesetzt.

ESSEN7,5
TRINKEN7,0
SERVICE7,0
AMBIENTE8,0
PREIS/LEISTUNG7,0
GESAMT36,5 : 5 = 7,3 KAPPEN

Vorspeisen-Überraschung

Zügig stehen die Vorspeisen auf dem Tisch. Die einfachen frittierten Champignons werden durch eine fein mit Zitrone abgeschmeckte Joghurtsoße wenigstens ein wenig aufgewertet. Die Überraschung aber hat Mister X auf dem Teller. Hauchdünnes, knusprig getoastetes Sesamfladenbrot ummantelt Serranoschinken, etwas Mozzarella und Parmesan, gewürzt nur mit Essig und Öl und schwarzem Sesam. Hauptgeschmacksträger ist jedoch eine Lage sehr intensiven Rucolas. Der Meister ist jedenfalls sehr angetan von dieser vermeintlich einfachen Vorspeise, die als Aromabombe daherkommt. Weniger begeistert sind wir vom Beilagensalat. Ein Klecks Joghurt-Dressing auf den Blättern in der Mitte, der Rest, einschließlich Tomaten- und Gurkenscheiben, bleibt von jeglicher Würze unbehelligt.

Nun sind wir auf die Hauptgänge gespannt, die auch nicht lange auf sich warten lassen. Das Zanderfilet ist routiniert zubereitet, die Pommes Frites entpuppen sich als breiter geschnittene Steakhouse Fries, sehr kartoffelig, aber mit wenig Crunch. Mister X ist mit seinem marinierten Lammfilet mäßig zufrieden. In der Mitte ist das Filet rosa gebraten und zart, an den Enden jedoch durchgegart und deutlich fester. Herbe Enttäuschung hinterlässt das karamellisierte Gemüse als Beilage. Stifte von Möhren, Sellerie und Kohlrabi haben nur kurz und zu wenig Hitze abbekommen und gleichen eher Rohkost.

Perfekt dagegen mein argentinisches Rumpsteak vom Black Angus. Eine prächtig anzusehende, dicke und fettarme Tranche wurde hier auf den Punkt wunschgemäß rosa und mit pfeffrig-würziger Kruste gegrillt. Die Bratkartoffelscheiben mit Schale sind zwar buttrig, aber teils labbrig.

Der Spätburgunder von der Nahe erweist sich als guter Begleiter zum Steak, war zuvor aber solo ohne Körper, dafür mit ordentlich Tannin. Auch der Sauvignon Blanc der Dohlmühle hat zwar eine sortentypische Nase, ist aber am Gaumen ein Leichtgewicht mit wenig Extrakt. Man mag es auch »elegant« nennen.

| Lou Kull

Fazit

Eine neue Adresse für Fleischliebhaber. Das »and more« hat indessen noch deutlich Luft nach oben. Die Weinkarte ist erkennbar Vertriebsinstrument des hauseigenen Weinguts, das zusätzlich noch Vinothek und Weinlounge anbietet. Der Service ist flott, hat aber seine Eigenheiten. Im luftig-modernen und gleichwohl gemütlichen Ambiente – im Sommer auf der schönen Terrasse – lässt es sich gut genießen. Für die aufgerufenen Preise darf die Leistung aber noch zulegen.

Antonietta’s Steakhouse
An der Dohlmühle 1
55237 Flonheim
Telefon: 06734 94 10 10
www.antoniettas.de
info@antoniettas.de
Öffnungszeiten
Di bis Sa 17 bis 22.30 Uhr
So 12 bis 22.30 Uhr